Heimkehr
verwüstet wird. Sie hat zahllose Jahrzehnte dem Sumpf widerstanden, nur um jetzt innerhalb von Tagen unserer Gier zum Opfer zu fallen.
Auch ihre Magie e r stirb t . Nur noch Teile der großen Halle sind erleuchte t . Das Licht aus den Drachen an der hohen Decke ist m a tt. Die große Statue der Frau vor dem Drachen weist Schäden durch willkürli c he Hammerschläge auf. Der Jade- und Elfenbeins c h m uck am Korb der Frau ist jedoch noch unversehrt, weil er außerhalb der Reichweite der Plünderer war. Den anderen Kunstwerken in der Halle ist es nicht so gut ergang e n. Der Fischbrunnen wurde als Hort entfre m det, in dem jemand seine B e ute verwahrt hat. Ein Mann balancierte auf den S c hätzen. Er hielt ein Messer in der einen und e i nen Knüpp e l in der and e ren Hand und schrie, dass er jeden Dieb töt e n würde, der sich in seine Nähe wagte. Er gebärdete sich so wild, dass wir ihm sofort glaubten. Ich schämte m i ch für ihn und schaute weg, als wir uns an ihm vorbeidrück te n. In der Halle brannten kleine Feuer, und an jedem lag ein Haufen Schätze, der von einem Mann bewacht wurde. In der Ferne hörte ich Stimmengewirr und manchmal auch herausfordernde Schreie und heft i g es Hämmern. M e in Blick streifte flüchtig vier Männer, die m i t schweren Säcken voller Beute ei n e Treppe hinunterkamen.
Tremartin entzündete eine unserer Fackeln an einem verlassenen Feuer. Wir verli e ßen die Halle durch denselben Gang wie zuvor. Carl m in hatte seit heute Morgen geschwiegen, doch jetzt sum m t e er e i ne merkwürdige, verschlungene M e l odie, bei der sich meine Nackenhaare sträubten. Ich führte ihn weit e r, wä h r end Chellias Töchter uns im Dämmerlicht leise wei n end folgten. Sie hielten sich an den Händen.
Wir ka m e n an der zertrümmerten Tür einer Kammer vorbei. Zähes schlam m iges Wasser sickerte aus d e m Raum. Ich warf einen Blick hinein. Durch einen großen Riss in der Wand drang Schl a mm, der die Kamm e r bereits zur Hälfte gefüllt hatte. Trotzdem war jemand auf der Suche nach Kostbarkeiten hier eingedrungen. Vermoderte Gemälde waren von den Wänden gerissen und dann achtlos in den Schlamm geworfen worden. Wir eilten weiter. An einer Kreuzung von Korridor e n sahen wir eine langsam vordring e nde Schlammflut und hörten von fern ein tiefes Ächzen, als würden Holzbalken langsam nachgeben. Dennoch stand ein Wächter an dieser Kreuzung und warnte uns. Alles in dem Korridor hinter ihm gehöre ihm und seinen Freunden. Seine A ugen glüht e n wie die eines wilden Tieres. Wir versicherten ihm, dass wir nur einen verschollenen Jung e n suchten, und eilten hastig weiter. Hinter ihm setzte plötzlich lautes Hämmern ein. Ver m utlich schlugen seine Freunde eine weitere Tür ein.
»Wir m üssen uns beeilen«, drängte uns Tre m artin. »Wer weiß schon, was hinter der nächsten Tür lauert, die sie einreißen? Sie wer d en erst aufhören, wenn sie den Fluss selbst in die Stadt lassen. I c h habe Retyo allein vor Olpeys Tür zurückgelassen. Und w i r fürcht e n, dass andere kommen und ann e hmen könnten, dass er einen Schatz bewacht.«
»Ich will nur m einen Jungen. Dann verlasse ich diesen Ort m it Freuden«, erklärte Ch e llia. Dara u f hofften wir in der Tat alle.
Ich kann nur wenig von dem berichten, was wir noch sahen, denn das Licht flacke r t bereits. Wir sahen Männer, die Schätze m it sich schleppten, die sie nie und nimmer durch die Sü m pfe werden t r agen können. Wir wurden von einer Frau angegriffen, die m i t weit aufgerissenen Augen schrie: »Diebe! Diebe!« Ich stieß sie zu Boden, und wir flüchteten. Als wir weiterliefen, wurde der Boden erst feucht, dann bedeckte i h n Wasser und s c hließlich Schlamm. Der saugte an unse r en Füßen, als wir an dem kleinen Ankleidezimmer vorbeika m en, in dem wir Olpey das erste Mal gefunden hatten. Es war geplündert worden, und jemand hatte den schönen Fris i ertisch in Stücke gehackt. Tre m artin winkte uns i n einen kleinen Seitengang, den ich nicht bemerkt hätte. V on dort führte eine sch m ale Treppe hinunter. I c h roch abgestandenes Wasser und versuchte, nicht an die feuchten Erdmassen zu denken, die auf uns lasteten, während wir eine wei t ere kleine Treppe hinabstiegen und in eine große Halle gelangten. Die Türen, an denen wir jetzt vorüberka m en, waren aus Metall. Einige wiesen Spuren von Hammerschl ä gen auf, aber sie hatten dem Ansturm der Schatzsucher widerstanden.
Als wir an einer weiteren
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