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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der wir uns nicht mehr gegen die Natur
     zur Wehr setzen könnten. Einige wünschten zu gehen, und wir ließen sie gewähren. Niemand wurde z u m Bleiben gezwungen. In den Städten, in denen ein m al das Leben geblüht hatte, bewegten sich j e tzt nur noch wenige Seelen. Eine Weile blieb die Erde ruh i g und bebte nur se l ten, um uns daran zu erinnern, dass u n ser Leben uns jeden T a g aufs Neue gewährt wurde und u n s jeden Moment genommen werden konnte. Viele von uns waren der Meinung, dass dies unser Schicksal war, ein Leben, das wir schon seit vielen Generationen geführt h a tten. Also sollten wir auch hier untergehen. Unsere e i nzelnen Leben würden hier enden, über wie lange sie sich auch erstreckt haben m o chten. Nicht jedoch unsere Städte. Nein. Unsere Städte würden überdauern und an uns erinnern. Unserer gedenken… Sie würden uns wieder nach Hause rufen, wenn jemand die Echos weckte, die wir in ihnen verborgen hat t en. Wir sind alle hier, all unser Reichtum und unsere Schwierigkeiten, all unsere Freuden und Leiden …« Seine Stimme erstarb, als er nachdachte.
    Mir war kalt. »Es ist eine Art von Magie, welche die Geister zurückruft.«
    »Keine Magie. Es ist Kun s t.« Er klang verärgert.
    »Ich höre Stimmen«, unterbrach Retyo uns uns ic her.
    »Redet m i t mir!«
    Ich legte meine Hand auf se i nen Arm. »Ich höre sie auch. Aber sie sprechen jamaillianisch.«
    Unsere Herzen schlugen uns bis zum Hals, während unsere k l eine Gruppe auf die Quelle der Stimmen zuhastete. Als wir uns an d e r nächsten Kreuzu n g nach rechts wendeten, wurden sie deutlicher. Wir schrien und beka me n eine Antwort aus d e r Dunkelheit. Wir hör te n das rasche Trappeln von Füßen, u nd kurz darauf pri e sen vier jungen Männer und zwei Frau e n unsere qualmende rote Fackel. Die ihren waren ihn e n längst ausgegangen. Es handelte sich um Angehör i g e unserer Co m p anie. Obwohl die sechs große Angst hatten, schleppten sie immer noch Ar m e voller Beute m it sich. Wir schätzten uns erst überglücklich, dass wir auf sie gestoßen waren, doch dann verwandelten sie unsere Erl e ichterung in pure Verzweiflung. Der Weg zur Außenwelt w a r blockiert. Sie waren in der Halle m it der Drachenfrau gewesen, als sie heftiges Pochen aus den Räumen darüber hörten. Es krachte, und dann gaben die Balken über der Treppe stöhnend n a ch. Als ihr Kn i rschen lauter wurde, erloschen die Lichter in d e r Halle, und wässriger Schlamm sickerte die große Treppe herunter. Sie waren sofort vorwärts gestür m t, aber ihr Versuch zu entkommen war von den schlammigen Trümmern vereitelt worden, w e lche die Treppe bereits blockierten.
    Es hatten sich bis dahin vielleicht fünfzig Menschen in der Halle m it der Drachenfrau eingefunden, angezogen von den seltsamen Geräuschen. Als die L i chter sc h wächer wurden und schließlich gänzli c h ausg i ngen, waren viele in verschiedene Richtungen d a vongelaufen und hatten jeder für sich versucht zu entkommen. Trotz der Gefahr hatte ihr gegenseitiges Misstrauen ver h indert, dass sie gemeinsam kämpften. Sie widerten m i ch an, woraus ich keinen Hehl machte. Zu meiner Überr a schung st i mmten die sechs meiner A n klage verlegen zu. Eine Weile standen wir ratlos
     in der Dunkelheit heru m , hörten, wie unsere Fackel zischend abbrannte, und überl e g ten, was wir tun so l lten.
    »Findet ihr den Weg zu dieser Drachenhalle zurück?«, fragte ich schließlich, als nie m and anders etwas sagte. Ich be m ühte m i ch, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
    Ein Mann behauptete, er kenne den Weg.
    »Dann m ü ssen wir dorth i n z u rückkehren. Und so viele Menschen um uns versammeln, wie wir können. Dann tauschen wir alle Erkenntnis s e aus, die wir über dieses Labyrinth gewonnen haben. Das ist unsere einzige Hoffnung, einen Ausweg zu finden, bevor alle Fackeln heruntergebrannt s i nd. Andernfalls m ü ssen wir viel le icht in diesem Labyrinth u m herirren, bis wir sterben.«
    Ihr grim m i g es Schweigen bedeutete widerwillige Zustim m u ng. Der junge Mann ging vor a u s. Wenn wir an geplünder t en Räumen vorüberka m en, sammelten wir alles auf, was brennen m o chte. Schon bald m ussten diejenigen, die sich uns angeschlossen h a tt e n, ihre Beute zurücklasse n , da m it sie mehr Holz tragen konnten. I c h glaubte schon, dass sie sich eher von uns tre n nen würden, als ihre Schätze aufzugeben. Aber sie ka me n überein, sie in einem Raum zu lagern. Sie ma rkierten

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