Heimkehr
Worte ansprach, sondern wohl eher auf Carl m ins Stimme. Mein Sohn stieß ein barsches Komm a ndo in einer Sprache aus, die ich noch nie vernommen h a tte. Darauf hörten wir, wie Riegel zurückgeschoben wurde n , und dann schob sich die Tür langsam durch den Schl a mm nach außen. Als wir in die Kam m er stolperten, stach uns das helle Licht darin in die Augen. Wasser und Schlamm folgten uns sofort auf d e n prachtvoll gefliesten Boden, aber Retyo und Tremartin zogen die Tür zu. Retyo m u sste dabei auf die Knie gehen und den Schlamm aus dem W e g schieben. Das brackige Wasser ließ sich jedoch nicht zurückhalten und sickerte unter der geschlossenen Tür hindurch.
Die Ka m mer war d ie am bes t en erhaltene, die ich bisher gesehen hatte. Ben o mmen betrachteten wir de n Reichtu m , der hier ausgestellt war, und gaben uns kurz der Illusion von Sicherheit in m i tten all dieser Fre m dheit hin. Auf Rega l en aus glänzendem Holz standen kostb a re Vasen und kleine Statuetten aus Stein, deren wundervolle Ste i nmetzarbeit und silberne Ornamente m it der Zeit schwarz angelaufen waren. Eine sch m ale Wendeltreppe führte nach oben und verschwand im Dunkeln. Jede Stufe war von einer Lichtleiste gesä u m t. Allein die Schätze dieses Raumes hätten genügt, um unse r er ganzen Co m p anie den Weg zurück in das Wohlwollen des Satrapen zu erkaufen, denn die Kunstwerke waren sowohl kostbar als auch fre m d artig. Olpey bückte sich, um einen Teppich vor dem Schlamm i n Sicherheit zu bring e n. Er fiel sehr geschmeidig in seinen Händen, u nd als er ihn zusamme n r ollte, fiel der Staub ab, und s t rahlende Farben kamen zum Vorschein. Einen Moment sprach keiner von uns. Als Olpey sich wieder aufrichtete, hielt ich den Atem an. Er trug eine Robe, die bei jeder seiner Bewegungen in allen Farben schillerte, und um die Stirn ein Band aus m iteinander verbunden e n Metallsc h eiben, die aus sich h e raus zu leuchten schienen. Chellia wagte nicht, ihren Sohn zu u m armen. Er blinzelte wie eine Eule, und Chellia fragte ihn zögernd, ob er sie erkenne.
Er antwortete schleppend. »Ich habe dich einmal geträu m t .« Er sah sich besorgt im Ra u m u m . » Vielleicht bin ich auch nur in einen Traum getre t en. Es ist schwer zu unterscheiden.«
»Er hat diese schwarze Wand zu oft berühr t «, knurrte Tremartin. »Sie weckt die Geister und raubt uns den Verstand. Ich habe das selbst vor zwei Tagen bei einem Mann erlebt. Er saß m it dem Rücken an einer Wand, hatte den Kopf dagegen g e lehnt, lächelte, gestikulierte m it den Händen und sprach m it Leute n , die nicht da waren.«
Retyo nickte grim m ig. »Selbst wenn man sie nicht berührt, braucht man seine ganze Willenskraft, um die Geister in Schach zu halt e n, wenn m a n eine Weile i m Dunkeln verbracht hat.«
Zögernd fuhr er for t : »Viell e icht ist es für Olpey schon zu spät für eine Rückkehr. Aber wir versuchen es. Wir m ü ssen unseren Verstand wappnen, so gut wir können. Am besten reden wir m iteinand e r. Und die kleinen Kinder sollten wir so schnell wie m öglich von hier wegschaffen.«
Ich begriff, was er meinte. Olpey war zu einem kleinen Tisch in der Ecke gegangen. Ein si l b erner Topf stand neben einem winzigen silbernen Becher. Während wir schweigend zusahen, schenkte er aus dem leeren Krug Luft in den Becher und trank gierig. Dann wischte er sich m it dem Handrücken über den M u nd und verzog das Gesicht, als hätte er Schnaps getrunken, der zu stark für ihn war.
»Wenn wir gehen wollen, sollten wir das jetzt tun«, sagte Re t yo. Er musste nicht hinzusetzen: »Be v or es zu spät ist.« Diesen Gedank e n hatten wir nä m lich alle.
Doch es war schon zu spät. Das Wasser strö m te jetzt stärker unter der Tür h i nd u rch, und a ls die Männer sie öffnen wollten, gab sie nicht nach. Selbst als wir Erwachsene uns alle dagegenstemmten, rührte sie sich nicht. Kurz darauf hat das Licht in der Kammer zu flackern begonnen.
Der Druck des Schlammes gegen die Tür wächst, und ihr Holz fängt an zu ächz e n. Ich m u ss m ich jetzt kurz fassen. Am oberen Ende der T r eppe e r wartet uns absolute Finstern i s, und die Fackeln, die wir aus der Kammer geborgen haben, werden nicht lange reichen. Olpey ist in eine Art Trance versunken, und Carl m in geht es nicht besser. Er antwortet nur no c h m u rmelnd. Die Männer tragen die Jungen, und Chellia führt ihre beiden Töchter an der Hand. Ich schl e ppe unseren Vorrat an Fackeln. Wir gehen, so weit wir
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