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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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»Ich möchte dir zeigen, was ich gelernt habe. Ich möchte dir dieses Wissen sozusagen gratis vermitteln. Du wirst etwas anderes damit anfangen als ich und einen Weg finden, um mir mitzuteilen, was du damit gemacht hast und warum. Ich möchte das. Glaubst du mir?«
    Er nickte.
    »Aber ein anderer bekannter Grundsatz lautet: Versuche nie, jemanden zu überzeugen! Nach deinem ›Was soll’s?‹ habe ich dieses pinkfarbene Schild gesehen: Überrede ihn, beweise Deine Aufrichtigkeit, oder er wird nicht glauben, was Du sagst!«
    »Nein«, protestierte er. »Das ist nicht das, was…«
    »Ich möchte dir schon erzählen, was ich weiß, ich möchte es dir so gut wie möglich erklären, aber bedenke, daß ich nicht die Verantwortung für jemanden übernehmen kann, auf den ich keinen Einfluß habe… ich kann sie für niemanden übernehmen, außer für mich.«
    »Aber ich…«
    »Du kannst dich genauso wenig darauf verlassen, von anderen verstanden zu werden, wie darauf, daß Ärzte dich gesundmachen. Wir können nur dann Nutzen aus den anderen ziehen, wenn sie erreichbar sind und wenn sie recht haben…. wenn sie sich irren, haben wir Pech. Aber wenn wir statt dessen ein Leben lang lernen, das zu verstehen, was wir wissen, verfügen wir selbst über die gründlichen Kenntnisse, die wir brauchen…«
    »Richard, ich…«
    »Denk dran, Kapitän: Ich bin nicht deswegen hier, um dich zu überzeugen oder dich zu bekehren oder dich in mich aufzunehmen. Es ist mir schon schwer genug gefallen, Richard in mich aufzunehmen. Ich bin niemandes Führer, ich bin nur für mich selbst verantwortlich. Ich würde mich offen gesagt besser fühlen, wenn du aufhören würdest, dich dafür zu interessieren, wer ich bin und was ich glaube und weshalb ich mich von all den anderen Zukunftsvarianten unterscheide. Ich schulde dir Informationen und will deine Neugier befriedigen. Wozu ich nicht verpflichtet bin, ist, dich meinem Denken anzupassen. Vielleicht besteht es ja nur aus Lügen.«
    Nach meiner Predigt schwieg er lange. Ein faires Geschäft, dachte ich, und schwieg ebenfalls.
    Er seufzte. »Ich verstehe, daß du mich nicht führen willst und daß du nicht die Verantwortung für das übernimmst, was ich den Rest meines natürlichen Lebens oder bis in alle Ewigkeit tun werde oder nicht tun werde. Ich bin dazu bereit, dich vor jedem tatsächlichen oder eingebildeten Schaden zu bewahren, der durch irgendeines deiner Worte entstehen kann, falls ich es in irgendeiner x-beliebigen Zukunft in irgendeiner Situation richtig oder falsch verwende. Verstehst du?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was soll dein Nein bedeuten? Begreifst du nicht: Du BIST NICHT MEIN FÜHRER ODER MEIN BERATER ODER MEIN LEHRER , GANZ GLEICH WIE VIELE …«
    »Das reicht nicht«, entgegnete ich. »Ich möchte es schriftlich haben.«
    Verwunderung malte sich auf seinem Gesicht. » WAS sagst du da? Ich erkläre dir, daß ich verstehe, wenn du für niemand Führer sein willst, und du erwiderst mir darauf, das reiche nicht…«
    Ich gab ihm einen schönen glatten Stein zum Werfen. »Das war ernst gemeint«, beruhigte ich ihn. »Ich wollte dich auf die Probe stellen, Dickie. Ich wollte sichergehen, daß du es verstehst. Ich brauche keine schriftliche Erklärung.«
    Er betrachtete den Stein in seiner Hand. Weder warf er ihn noch ließ er ihn fallen. »Okay«, sagte er schließlich. »Das Leben. Was soll’s?«
    »Was weißt du über Arithmetik?« fragte ich ihn.
    »Was sollte ein Schüler in der vierten Klasse schon darüber wissen?« Er hoffte, daß ich ihn nicht wieder testen wollte. »Ich weiß so viel wie jeder andere auch.«
    »Das reicht«, entgegnete ich. »Ich denke, das Leben findet in den Erscheinungen ebenso Ausdruck wie Zahlen in der Raumzeit. Nehmen wir zum Beispiel die Zahl Neun. Oder möchtest du lieber eine andere Zahl?«
    »Acht«, sagte er für den Fall, daß Neun eine Trickzahl wäre.
    »Okay, nehmen wir die Zahl Acht. Wir können eine Acht mit Tinte auf Papier schreiben, wir können eine Acht in Bronze gießen, wir können eine in Stein hauen, acht Löwenzahn in einer Reihe arrangieren oder acht Dodekaeder sorgfältig übereinanderstapeln. Wie oft können wir also die Idee Acht zum Ausdruck bringen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Zig Millionen Mal. Unendlich oft.«
    »Aber warte«, sagte ich. »Siehst du diesen Schweißbrenner und diesen Schmiedehammer? Wir können auch die Seite Papier verbrennen, die Bronze schmelzen, den Stein in Staub verwandeln, die Samen des

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