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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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schenkte den Kaffee ein. Dann setzte er sich auf den Stuhl gegenüber und gab einen Schuss Sahne in seine Tasse. »Wann kannst du sagen, ob … wann wissen wir …?«
    »Wann wissen wir, ob Amy durchkommt?« Jessicas Deutung seines Gestammels klang sogar in ihren eigenen Ohren schonungslos und distanziert.
    Er seufzte. »Ja.«
    »Wenn ich das wüsste. Manche Leute, die wir für todgeweiht halten, schaffen es aus purer Willenskraft oder aus Glück, anders kann ich es nicht nennen. Andere, von denen ich glaube, dass sie auf dem Weg der Besserung sind, sterben. Manche Menschen, die dem Erreger ständig ausgesetzt sind, scheinen immun dagegen zu sein, und dann wieder gibt es Krankheitsfälle auf abgeschiedenen Farmen, die keinen Kontakt zu anderen hatten.« Sie legte das Sandwich ab und rieb sich die Schläfen. »Du fühlst dich nutzlos? Willkommen im Boot – das beschreibt nicht mal ansatzweise, wie ich mich fühle.«
    Cole stieß unter dem Tisch mit seinem Stiefel ihren Fuß an. »Ich habe noch nie einen nutzlosen Menschen gesehen, der so hart arbeitet wie du.«
    »Es ist nicht schwer, beschäftigt zu wirken, wenn man herumrennt wie ein kopfloses Huhn.«
    »Dann hast du eigentlich gar nicht so viel zu tun?«
    »Doch, natürlich. Aber ich habe auch Angst.«
    »Du? Jess, ich glaube, du hast in deinem ganzen Leben noch nie vor etwas Angst gehabt.« Das war nicht als Kompliment gemeint, sondern nur als Feststellung einer Tatsache.
    »Warum um alles in der Welt sagst du das?«
    »Du hast Sachen geschafft, bei denen gar mancher Mann kapituliert hätte. Aber du nicht.«
    »Offensichtlich hast du bei einigen Dingen, die ich dir erzählt habe, nicht zugehört.«
    Er starrte in seine Tasse. »Glaub mir, ich habe alles gehört.«
    Plötzlich knisterte es laut, weil im Holzofen eine Harztasche explodierte. In dem stillen Raum klang es wie ein Pistolenschuss. Jessica zuckte zusammen.
    Cole lachte, was sie noch stärker zusammenfahren ließ. »Hey, weißt du noch, wie wir uns damals an Halloween zum Haus der Leonards geschlichen haben? Damals hattest du keine Angst.«
    Da musste sie grinsen, und die düstere Wolke, die über ihr hing, lichtete sich auf einmal. »Daran habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht! Du hattest noch die Böller vom Unabhängigkeitstag übrig. Das war schrecklich aufregend!«
    Auch er grinste, und dabei bildeten sich jene Grübchen, die sie immer schon so unglaublich faszinierend und attraktiv gefunden hatte. »Amy hat uns belauscht, wie wir alles ausgeheckt haben, deshalb mussten wir sie mitnehmen, weil sie uns sonst bei eurem Dad verpetzt hätte. Sie sollte Schmiere stehen, aber sie war so nervös und aufgeregt, dass ich dachte, wir fliegen auf, bevor wir überhaupt angefangen haben.«
    Jess rührte in ihrem Kaffee. »Ja, sie hatte nie ein Herz für Abenteuer, und damals war sie, glaube ich, erst zehn oder elf. Als du über das Spalier auf das Hausdach geklettert bist, habe sogar ich geschwitzt. Ich konnte die gesamte Familie Leonard durch das Fenster sehen, sie hielten so eine Art Gebetsandachtim Wohnzimmer. Dann hast du die Böller durch den Kamin geworfen …«
    Inzwischen lachten beide, jenes hysterisch-fröhliche Lachen der Verzweiflung, das die Menschen manchmal in ihren dunkelsten Momenten überkommt. Jessica liefen die Tränen über die Wangen.
    »
Bumm, bumm, peng-peng-peng
« machte Cole es nach.
    »Ach, wenn du sie gesehen hättest. Du hast da oben auf dem Dach nichts mitgekriegt. Sie sind in alle Richtungen gesprungen, haben Stühle umgeworfen, die Gebetbücher flogen herum. Der alte Leonard hat nach seiner Flinte gegriffen und doch tatsächlich auf den Kamin gezielt! Die arme Dolly ist mit den Kindern unter den Tisch gehechtet.«
    Sie lachten, bis sie nach Luft japsten, dann atmeten sie durch und fingen wieder zu brüllen an. Cole schlug mehrmals auf den Tisch und prustete, bis er nicht mehr konnte. Sie hielt sich bereits die Seite vor Lachen. Hätte sie jemand gesehen, hätte er gedacht, dass sie den Verstand verloren hatten.
    Das Gesicht hochrot vor Anstrengung sagte Cole: »Wahrscheinlich hat er erwartet, dass der Teufel aus den Flammen in ihr Wohnzimmer springt, bewaffnet mit einem Dreizack. Aber dann blieb ich beim Herunterklettern in diesem morschen Rosenspalier hängen, und das ganze Ding krachte herunter. Da kam er auch schon angelaufen. Er hat fast die Tür aus den Angeln gerissen.«
    »Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen«, meinte Jess mit gespieltem Ernst. »Wenigstens war

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