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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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ließ sie den Arm sinken. »Warum willst du es haben? Was hast du damit vor?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Er trat ans Fenster und sah die Straße hinunter zum Telegrafenamt. Ein paar mögliche Schuldige gingen ihm durch den Kopf. Pop – er hatte sich noch nie mit der Idee anfreunden können, dass er Jess heiratete. Jacobsen – möglicherweise, aber das ergab eigentlich keinen Sinn. Bis vor Kurzem schien er sich nicht für Jess zu interessieren. »Ich gebe dir Bescheid, wenn ich etwas herausfinde.«
    »Das ist alles so unwahrscheinlich, Cole.«
    »Ich bin nicht perfekt und habe in meinem Leben Dinge getan, die ich nur allzu gern rückgängig machen würde«, sagte er leise. »Aber ich habe dich nie angelogen. Früher nicht und heute nicht.«
    »Vielleicht nicht.« Plötzlich lag nichts Heftiges mehr in ihrer Stimme, und ihre Worte klangen hohl, müde. Er drehte sich zu ihr. Sie wirkte auch so: leer, erschöpft. »Aber das ist alles längst vorbei und Teil unserer Vergangenheit. Ich kann heute Nacht nicht mehr darüber nachdenken. Schließlich wollte ich mich eigentlich nur kurz ausruhen, bevor ich wieder zurück muss.«
    »Leg dich ein bisschen aufs Ohr. Ich warte hier am Tisch, bis du ausgeschlafen hast, dann fahre ich dich zurück.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist wahrscheinlich keine gute …«
    Wieder sank er vor ihr auf die Knie, nahm ihre Hand und drückte ihr einen Kuss auf die Handfläche. »Bitte. Lass mich das für dich tun.«
    Einen Augenblick schloss sie die Augen und seufzte. Dann betrachtete sie ihn mit jenem prüfenden Blick, bei dem er sich immergefühlt hatte, als könnte sie bis in sein Herz schauen. »Na schön. Gib mir eine Stunde.«
    »Mach lieber zwei daraus.« Er drückte ihr die Hand, weil er das Gefühl mochte, sie in seiner zu spüren.
    Sie bedachte ihn mit einem kleinen, müden Lächeln. »In Ordnung. Zwei Stunden.«
    Mit der freien Hand zog er seine Taschenuhr heraus. »Du kannst dich auf mich verlassen.«

    Etwas mehr als zwei Stunden später ließ Cole Jessica am Krankenhaus aussteigen. Von der Tür aus sah sie zu, wie der Ford in der Dunkelheit verschwand. In ihrer Wohnung war sie in einen traumlosen Schlaf gefallen, bis sie seine Hand an ihrer Schulter gespürt und er sie wachgerüttelt hatte.
    Auf dem Weg hierher hatten sie nicht viel miteinander gesprochen und waren über die ganze vertrackte Situation von vorher hinweggegangen – die Küsse, ihre unterdrückten Gefühle, das Telegramm. Was, wenn es stimmte? Was, wenn tatsächlich jemand anderer das Telegramm geschickt hatte? Und wer um alles in der Welt sollte auf so ein teuflisches, hinterhältiges Manöver kommen? Jessica schwirrte der Kopf, als sie über die Auswirkungen nachdachte.
    Sie zwang sich, ihre Gedanken auf die derzeit akuten Probleme zu lenken, drehte sich um und ging hinein. Wieder schlugen ihr die Gerüche entgegen, die sie bis in ihre Träume verfolgten und sich in ihren Kleidern und Haaren festsetzten. Die Lage war im Großen und Ganzen unverändert. Nachdem sie in ihrer Tasche nach dem Stethoskop gekramt hatte, ging sie an den Reihen der Krankenbetten vorbei direkt zu Amy. Mrs. Donaldson saß bei ihr.
    »Ach du meine Güte, Jessica, ich bin so froh, dass Sie hier sind. Das arme Ding, das arme kleine Ding.« Laura Donaldson schüttelteden Kopf, weinte und zerdrückte ihr Taschentuch, als wäre Amy bereits tot.
    Alarmiert nahm Jessica das Handgelenk ihrer Schwester und blickte in ihr vom Fieber gerötetes Gesicht. Ihr Zustand hatte sich nicht gebessert, aber wenigstens auch nicht verschlechtert. Manche Menschen verfielen so schnell, dass Jessica ihnen förmlich beim Sterben zuschauen konnte. »Mrs. Donaldson, wären Sie so freundlich, ein kaltes Tuch für ihre Stirn zu holen? Ich möchte sie kurz untersuchen.«
    »Ja, ja, natürlich!« Die Frau, die immer noch bläuliche Flecken unter den Augen von ihrem kürzlich erlittenen Nasenbeinbruch hatte, sprang von dem Hocker neben Amys Bett auf.
    Jessica nahm darauf Platz, legte das Stethoskop auf Jessicas Brust und lauschte dem nassen, rasselnden Klang ihrer verschleimten Lunge. Es klang wie das Geräusch, wenn man einen Milchshake mit dem Strohhalm einsaugt. Schwer seufzend legte sie ihre Hand auf die von Amy. Das Haar ihrer Schwester war ein Gewirr honigfarbener Strähnen auf dem Kissen, und die blauen Schatten ließen ihre geschlossenen Augen eingesunken wirken. Aber sie trug immer noch die Ohrringe, die Cole ihr geschenkt hatte.
    »Oh, Amy«, sagte

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