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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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er kurz.
Der Direktor legte ihm die Hand auf die Schulter. »Bilden Sie eine Arbeitsgemeinschaft, beginnen Sie mit Experimenten!«
Raigers Augen leuchteten auf. Das war mehr, als er erwarten konnte. Wenn zur Verwirklichung eines wissenschaftlichen Projekts eine Arbeitsgemeinschaft gebildet wurde, mußte die Zustimmung des Forschungsrats vorliegen – und sein Projekt war noch nicht einmal verteidigt, geschweige denn gebilligt! Der Alte bewies wieder einmal Courage. Der verstand ihn und wußte, daß es ihm, Raiger, nicht nur um den Ruhm ging. Versprach sein Projekt nicht unvorstellbar großen ökonomischen Nutzen? Schon oft hatte er sich ausgemalt, wie umfassend sich seine Entdeckung auswirken würde: auf die Energieversorgung, den Verkehr, die Raumfahrt, auf Lastentransporte und Erdbewegungen. Die Hoffnung, die gigantische Aufgabe mit all ihren Auswirkungen möglichst noch zu Lebzeiten verwirklicht zu sehen, ja, sie selber zu verwirklichen, beflügelte ihn. Und, das gestand er sich nur ungern ein, offenbarte nicht jeder ergebnislos verstreichende Tag, daß er vorschnell gehandelt hatte, als er seine Arbeit zur Debatte stellte? Erst dann, wenn er eine unanfechtbare Arbeit auf den Tisch legen konnte, war er rehabilitiert.
Die Stimme des Direktors riß ihn aus seinen Gedanken. »Selbstverständlich unter einer Voraussetzung: Maßstab Ihrer Versuche ist das Labor!«
Raiger war ernüchtert. Also doch wieder eine Verzögerung!
»Unter solchen Voraussetzungen sehe ich wenig Möglichkeiten«, sagte er mißmutig. »Wenn die Experimente ein brauchbares Ergebnis haben sollen, benötige ich mehr Energie, als sie dem Labor zur Verfügung steht.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein.« Der Direktor lachte. Sein faltenreiches Gesicht schien plötzlich jung und unternehmungslustig.
»Seltsam…«, entfuhr es Raiger. Er zögerte.
»Was?« fragte wohlwollend der alte Wissenschaftler.
»Vor der Diskussion im Rat hielten Sie sich zurück, jetzt aber, da der Rat mich zurückwies, unterstützen Sie meine Arbeit.«
Der Direktor ging im Zimmer auf und ab. Er war vom Alter leicht gebeugt, bemühte sich aber, aufrecht zu gehen. Ab und zu blickte er lächelnd zu Raiger, der im Sessel vor ihm saß.
»Vor der Diskussion…«, begann er schließlich sinnend. »Vor der Diskussion wies Ihre Arbeit außer diesem Unsicherheitsfaktor einige dürftige Stellen auf, die Ihnen in keiner Weise entsprachen. Jetzt sind sie beseitigt. Vor der Diskussion ging es Ihnen nicht um die Sache.«
»Wieso?« Raiger war ehrlich befremdet.
»Stellt ein Wissenschaftler, den man als exakt kennt, eine Arbeit im frühreifen Stadium zur Diskussion, dann kann es ihm nicht ausschließlich um echte, ich meine, wissenschaftliche Erfolge gehen.« Er unterdrückte mit einer Handbewegung Raigers Einwand. »Dazu der unqualifizierte Auftritt vor dem Forschungsrat…«
»Ich…«, begehrte Raiger auf, aber der Direktor faßte ihn kameradschaftlich bei den Schultern und sah ihm ins Gesicht.
»Erzählen Sie mir nichts, machen Sie mir und vor allem sich selber nichts vor! Auch ich wurde einmal enttäuscht: gekränkte Eitelkeit, Eifersucht – ich kenne das doch, Raiger Sajoi. Und ich kenne Sie seit Jahren! Sehen Sie, heute ist das anders. Was vor mir liegt, ist eine exakte wissenschaftliche Arbeit, der Unsicherheitsfaktor liegt in der Sache selbst. Ihre Ungeduld entspringt ausschließlich dem Bestreben, der Sache wegen zum Erfolg zu kommen. Sie sehen die Auswirkungen Ihres Projekts voraus, und manches, was sich erst durch Ihr Projekt verändern wird, kommt Ihnen schon hoffnungslos veraltet vor, unwürdig für unsere Zeit – das alles ist verständlich und sympathisch.«
Er fixierte Raiger einen Augenblick und setzte dann launig hinzu: »Wenn wir alten Vehikel auch immer wieder mal bremsen müssen.«
Raiger spielte verlegen mit einem Schreibstift.
»Enttäuschungen haben ihr Gutes«, sagte der Direktor, als hätte er seine Gedanken erraten, »auch wenn man sich erst wie zerschlagen fühlt. Man lernt seine Grenzen kennen, kommt zu Einsichten, zieht Lehren, sofern man nicht oberflächlich ist. Sie haben sich seither verändert – ich darf das sagen? Sie sind – entschuldigen Sie, aber vielleicht hilft es Ihnen bei der Selbstüberprüfung – bescheidener geworden, menschlicher…«
Raiger wurde das Gespräch peinlich. Der Alte kannte ihn seit Jahren – wie mußten ihn die anderen einschätzen, die ihn nicht kannten?
Die Gespräche mit Nasarow und Maro Lohming fielen ihm ein. Er hatte sich

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