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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Stellvertreter.
    Obwohl sie unter Romains unverständlicher Flucht litt, gab sie ihrem Schmerz nicht nach. Man mußte den Kopf oben behalten. Öfter als zuvor benutzte sie den Fernsehspiegel; sie wollte ihr Äußeres nicht vernachlässigen. Sie hatte kein Talent, herumzulaufen wie ein abgewrackter Roboter.
    »Haben Sie Nachricht von Romain?« fragte sie Nasarow beim Frühstück. Es klang fast gleichgültig.
»Man sollte ihn suchen lassen«, erwiderte Nasarow. »Wir dürfen ihn nicht aufgeben.«
»Das ist Ihre Sache. Sie haben ihn ja weggeschickt, ohne mich zu fragen. Nicht einmal nachträglich haben Sie mich verständigt!« sagte sie böse.
»Wir hielten es für erforderlich! Ich erfuhr erst später, daß es unbegründet war.«
»Schlimm genug, daß Sie sich nicht vorher informierten.«
»Konnte ich wissen, daß es noch heute Menschen gibt, die einen anderen verleumden?«
Vena verfärbte sich.
»So naiv können Sie nicht sein, zu glauben, unsere Zeit wäre ohne menschliche Schwächen und Irrungen. Sie wollen mich kränken.«
Nasarows Augen funkelten. »Haben Sie etwa geglaubt, Raiger Sajoi könnte lügen? Und mir werfen Sie Vertrauensseligkeit vor?«.
»Entschuldigen Sie.« Vena lenkte ein. »Es ging nicht um Raiger Sajoi, sondern um Ihre Ansicht, daß heute keiner mehr lügt. Hätte ich Raiger nicht vertraut, wären wir nicht jahrelang zusammen gewesen. Aber Romain wegzuschicken war zumindest voreilig.«
»Wie es sich darbot, drang er in eine Ehe ein.«
»Wie sich etwas darbietet, sollte nie Gegenstand einer Maßregelung sein. Ich konnte mich jederzeit frei entscheiden.«
»So genau kannten wir die heutigen Beziehungen nicht.«
»Das ist nicht meine Schuld, Genosse Nasarow. Wäre der Wiedereingliederungsplan programmgemäß angelaufen, hätten Sie sie gekannt. Aber selbst wenn ich nach Ihrem alten Recht verheiratet gewesen wäre, selbst wenn Romain davon erfahren hätte, konnten Sie nach damaliger Auffassung nur erwarten, daß eine Entscheidung herbeigeführt wird. Was eine Zuneigung wert ist, kann ein Außenstehender ja kaum ermessen. Deshalb wäre es richtiger gewesen, Sie hätten sich mit mir ausgesprochen, ehe Sie Maßnahmen ergriffen…«
»Verzeihen Sie meine Aufsässigkeit«, unterbrach Nasarow ironisch. »Ich werde mich sicher noch daran gewöhnen, daß wir Altmenschen Lernende sind. Dennoch muß ich widersprechen: Romain wurde nicht gemaßregelt. Er bat uns, seiner Abreise zuzustimmen.«
Vena sah ihn fassungslos an.
    »Ich habe die Antigravitations-Feldwirkung durchgerechnet«, sagte der Institutsdirektor, ein hochgewachsener hagerer Mann mit dichtem weißem Haar, und gab Raiger Sajoi die Unterlagen zurück. »Sie stimmt.«
    Raiger atmete auf. »Ich habe es erwartet.«
»Soweit sich das beurteilen läßt, möchte ich sagen«, fuhr der Direktor fort. »Sicher ist, daß die Berechnung stimmt; ob die Methode richtig ist, bleibt nach wie vor strittig. Immerhin stützt sich Ihre Methode auf die Gravitations-Feldwirkung jener Gravitonen, die aus zwei Elementarteilchen entstanden sind. Da wir nicht mit Sicherheit wissen, ob es noch unbekannte Teilchen gibt, die bei der Bildung der Gravitonen beteiligt sind, bleibt auch Ihre Analogie unbewiesen. Der Einwand der Heimkehrer ist so lange nicht von der Hand zu weisen, wie er nicht experimentell widerlegt wird.«
»Ich will doch experimentieren«, sagte Raiger mit Nachdruck.
Der Direktor lächelte. »Aber mit einem – entschuldigen Sie – Raketentriebwerk im Glaspavillon! Sie müssen sich herantasten, in kleinen Schritten. Experimente Ihres Ausmaßes haben wir noch nicht einmal mit Gravitonen unternommen – wissen Sie, ob die Natur nicht eine kritische Grenze eingebaut hat, ob die Feldwirkung nicht sprunghaft ansteigt?«
»Das ist unwahrscheinlich. Die Antigravitation hängt ab von der Zahl der Antigravitonen…«
»Die Sie natürlich völlig beherrschen«, sagte der Direktor mit gutmütiger Ironie.
»Überlegen Sie, wieviel Zeit wir verlieren, wenn wir Fuß vor Fuß setzen! Man kann doch den Fortschritt der Menschheit nicht trippelnd…«
»Sie sind in der Lage eines Mannes, der sich in einem Spannungstrichter befindet.«
Raiger sah ihn verständnislos an.
»Dieser Mann muß Fuß vor Fuß setzen oder, besser noch, jeden Fuß abwechselnd nur zentimeterweise voranschieben, damit er sich keinem lebensgefährlich großen Spannungsunterschied aussetzt.«
Raiger war verstimmt. Der Vergleich hinkte. Wo war in seinem Fall die Spannung?
»Was also schlagen Sie vor?« fragte

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