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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Doktor Sundberg als Chefarzt der Expedition!«
»Gibt es das?« fragte Romeda. Ihre Augen funkelten. »Und wer entbindet mich von meiner Verantwortung als Arzt? Stafford hat das Recht, daß man ihn vor mittelalterlichen Methoden schützt. Soll ich mir meinen wissenschaftlichen Grad aberkennen lassen, weil ich tatenlos zusah, wie man mit Menschen experimentiert?«
»Meine Methoden sind erprobt, bewährt, tragen keinen experimentellen Charakter«, widersprach Sundberg mit Nachdruck.
Romeda sah ihn nachdenklich an. »Durfte man zu Ihrer Zeit mit dem Steinbeil operieren? Haben Sie das Recht, Stafford Monate der Gesundheit zu rauben? Wir können schneller heilen – und sicherer!« Sundberg schwieg verletzt. Sie überlegte angestrengt. »Machen wir es so«, schlug sie endlich vor. »Diagnostizieren wir gemeinsam nach der neuen Methode, ich mache Sie mit allem vertraut – und dann führe ich Sie in unsere Heilmethoden ein. Entscheiden wir gemeinsam!«
Obwohl Sundberg schließlich zustimmte, blieb Vena bedrückt. Wieder ein Aufeinanderprall zweier Jahrhunderte – lag auch hier die Schuld bei ihr? Mit einem Widerstand gegen neue Heilverfahren hatte sie nicht im entferntesten gerechnet.
Zu allem Überfluß widersetzte sich Stafford, so gleichgültig er war, beharrlich und entschieden dem Hirnstrommeßgerät und lehnte es ebenso konsequent ab, sich mit modernen Methoden behandeln zu lassen. Er wolle seine Ruhe haben, sonst nichts!
Es schien Vena, er habe Mitleid mit sich selber und gefalle sich in der Rolle des tragisch Gescheiterten. Aber wer kannte sich schon bei einem Gemütskranken aus?
Sie fühlte sich hilflos allem preisgegeben, was sie so unvorbereitet überfiel. Und irgendwo in ihr klang das Wort wieder an, das ihr einmal so schwer zu schaffen machte: Barbaren. Dieses Wort schmerzte, und es warf auch seinen Schatten auf Romain.
    In dieser Stimmung sah sie dem Abend entgegen. Sie zog sich in ihre Wohnung zurück. Die Sonne schob sich unter den Horizont. Es kam die Stunde der Schatten, der verschwimmenden Konturen, die Stunde der Halbheit: nicht mehr Tag und noch nicht Nacht. Die Stunde des Zwiespalts – Raiger kam zu ihr!
    Die Erinnerung wurde lebendig. Und da Freude und Liebe einen schärferen Griffel führen als Ärger und Enttäuschung und der Mensch geneigt ist, dem Schönen aufgeschlossener gegenüberzutreten, deshalb waren es die schönen Stunden, deren sie sich entsann. Jahre gemeinsamen Erlebens wischt man nicht mit einer Handbewegung aus, sie wurzeln zu tief. Sie sah Raiger jetzt im verklärten Licht, in ihr klangen Saiten an, die sie längst verstummt geglaubt hatte. Doch auch Romain mischte sich ins Mosaik der Bilder. Sein Bild aber war in dieser Stunde des Zwiespalts getrübt durch die Ereignisse des Tages und die bohrenden Zweifel und durch die Fremdheit seines Jahrhunderts. Zudem, wäre es mit Raiger nicht einfacher als mit Romain?
    Brächte Raiger nicht die Unbeschwertheit jener Jahre zurück, in denen sie mit ihm glücklich und in ihrem Leben alles von durchsichtiger Klarheit gewesen war: ihre Gefühle, ihre Arbeit, ihre Ziele? Sollte es nicht möglich sein, dort wieder anzuknüpfen, wo damals das Band der Zufriedenheit zerriß?
    Raiger trat ein, breitschultrig und selbstbewußt, unterm Arm eine Dokumententasche. »Ich sah die Ratssitzung, Vena, da mußte ich kommen, dir zu helfen«, sagte er, ein Fünkchen zu leutselig.
    Vena überhörte es. Er wollte ihr helfen! Wenn sie dieser ganzen Misere den Rücken kehrte? Er würde es durchsetzen, daß man sie ihm als wissenschaftliche Mitarbeiterin zuteilte, wenn sie es wollte. Und ihr bliebe die Ehre, die Erde auf die Kosmos vorbereitet zu haben. Bei ihm hätte sie Ruhe, und alles würde ihr erscheinen wie ein schwerer Traum, fern und unwirklich… Verlockende Gedanken! »Nimm Platz!« sagte sie freundlich. Er ließ sich nieder, lehnte sich leicht gegen die Lehne und schlug die Beine übereinander. »Hast du es nötig, dich derart abkanzeln zu lassen? Laß mich dir helfen, mein Arm ist länger als der dieses Neandertalers.«
    »Meinst du Genossen Romain?«
»Den, der im Rat so ungeschliffen krakeelte, den Namen habe ich mir nicht gemerkt«, sagte er obenhin. »Sicher war es gut gemeint, aber ihm fehlt es an Eleganz.«
»An deiner Ironie, meinst du?«
»Genau«, sagte er. »Ich werde beim Rat vorsprechen. Ich werde ihnen die Einwände zerpflücken, daß sie…«Er lachte auf. »Weißt du noch, wie wir uns kennenlernten?«
Vena schwieg. Spürte er nicht, wie

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