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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Speerspitze, der Sohn Tschotankas, aus der Bärenbande. Antilopensohn hatte nur knapp danebengeschossen; er hatte den Schild, aber hicht die Schildmitte getroffen. Er trug sein Mißgeschick mit Haltung.
    Als es nun an der Zeit war, holte Stein mit Hörnern seinen Falben, Donner vom Berge seinen Fuchs. Mattotaupa besaß einen ausgezeichneten Schecken. Er mußte ihn sich im letzten Jahr gekauft, geraubt oder eingefangen haben; Stein mit Hörnern wußte es nicht, denn er hatte noch nicht in Ruhe mit dem Vater gesprochen.
    Tashunka-witko ritt ebenfalls einen Schecken, ein junges, feuriges Tier.
    Die Paare stellten sich am Rande des weiten, für den Wettkampf bezeichneten Geländes auf, und zwar Schütze und Schildträger an entgegengesetzten Seiten. Auf das Zeichen der Häuptlinge hin ritten die vier in das Gelände hinein. Stein mit Hörnern hatte den Knochenbogen bei sich und einen Pfeil. Es war, als ob der Falbhengst fühlte, wieviel jetzt von seiner Wendigkeit und Schnelligkeit abhing. Er tänzelte und warf den Kopf. Der Zügel hing lose. Stein mit Hörnern hatte den Pfeil schon spielend eingelegt. Er mußte den Schild Tashunka-witkos in der Mitte treffen, dieser aber durfte das Pferd, sich selbst und den Schild bewegen, wie er wollte. Leicht war diese Aufgabe für den jungen Krieger nicht.
    Stein mit Hörnern sah Donner vom Berge und Mattotaupa schon aufeinander zugaloppieren. Da setzte auch er den Falben in Bewegung. Der Staub flog auf. Alle vier Reiter ritten ihre Tiere nackt, ohne Decken, und konnten auf dem glatten Fell zu allen Reiterkunststücken flink hin und her gleiten. Stein mit Hörnern und Tashunka-witko passierten sich zunächst, wie als Schaustellung, Pferdeleib fast an Pferdeleib. Dann wendeten sie. Tashunka-witko sprengte direkt auf den jungen Schützen zu, als ob er ihn umreiten wollte. Stein mit Hörnern parierte dadurch, daß er im gleichen Tempo entgegenkam; unmittelbar voreinander stiegen die Pferde. So hatten sie sich einander als Reiter vorgestellt, und es begann der Kampf um die Chance für den Schuß.
    Tashunka-witko ließ sich verfolgen. Der Falbe holte den Schecken ein und schnitt ihm den Weg ab. Tashunka warf in diesem Augenblick den Schild auf die andere Seite, so daß Stein mit Hörnern nicht zum Schuß kam. Als der junge Krieger seinen Gegner umkreiste, glitt Tashunka unter den Leib des Schecken und hatte dabei den Schild auf den Rücken geworfen. Es war nicht leicht, ihn aus dieser sicheren Position wieder hinauszudrängen. Stein mit Hörnern warf sich samt seinem Pferde vor den Schecken hin, so daß Tashunka mit seinem Mustang springen mußte. Wenn der Dakotahäuptling vermeiden wollte, daß Stein mit Hörnern in diesem Moment von unten schoß und traf, war er gezwungen, sich wieder auf den Pferderücken hinaufzuschwingen. Der Falbe war gleich wieder auf den Beinen, und die wilde Jagd ging weiter. Stein mit Hörnern legte es jetzt darauf an, seinen Gegner und dessen Pferd mit immer neuen Angriffsversuchen in schneller Folge zu ermüden. Der Falbhengst hatte längst begriffen, daß sein Reiter mit ihm zusammen gegen den Schecken und dessen Herrn kämpfte. Er fühlte sich in seinem Element, entfaltete alle Kräfte und folgte allen raffinierten Wendungen, als ob es um seine eigene Sache ginge. Stein mit Hörnern mußte nur Vorsicht üben, daß der Falbe nicht nach dem Schecken schlug und biß. Der falbe Mustang glaubte wohl, der andere Hengst müsse vertrieben werden, und wollte dafür sein Bestes tun.
    Der Staub wirbelte schon dicht über dem Kampffeld. Auch zwischen Mattotaupa und Donner vom Berge ging es hart auf hart. Die Paare kreuzten zuweilen ihre Wege und mußten sich wieder entwirren. Die Hufe donnerten dumpf auf dem Grasboden. Hin und wieder schrie einer der Schützen oder der Schildträger schrill auf, und rings gellten die anfeuernden Rufe der erregten Zuschauer, denen Schläfen und Augen vor Erregung glühten. Stein mit Hörnern hatte seinen Falben in einem herrlichen Sprung über Tashunka-witko hinwegsetzen lassen, um ihn zu verblüffen, aber Tashunka-witko hatte sich nur geduckt und den Schild wiederum rechtzeitig vor dem Pfeil in Sicherheit gebracht. Stein mit Hörnern hatte aber sehr genau beobachtet, wie sich Tashunka-witko bei einem solchen Sprunge verhielt.
    Zehn Minuten waren schon verflossen, und noch hatten die beiden Schützen ihre Aufgabe nicht gelöst. Alle vier Pferde und ihre Reiter waren naß von Schweiß, mit Staub über und über bedeckt. Der Staub über

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