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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Männer. Ihre Körper waren bunt, mit bedeutungsvollen Kunstsymbolen bemalt; dadurch wurden sie für alle kenntlich.
    Der harte kleine, mit Pferdehaaren gefüllte Ball wurde in der Mitte des Feldes in die Höhe geworfen. Die besten Spieler von beiden Parteien sprangen schon danach, als er sich noch in der Luft befand. Es gelang Antilopensohn, zum Schlag zu kommen und seiner Partei damit den ersten Vorteil zu sichern. Aber Donner vom Berge fing den Ball ab und jagte ihn in das Feld der Gegenpartei zurück. Der Kampf um den Ball war sofort im Gang. Mit hellen Rufen, bald schon mit den Kriegsrufen, waren die ausgewählten schnellsten und gewandtesten Läufer der Stämme hinter dem Ball her. Stein mit Hörnern und Donner vom Berge machte es Freude, wieder einmal ihre Gewandtheit und Kraft zu messen. Sie spürten nichts mehr von ihrer Müdigkeit, und die Zuschauer wechselten in anfeuernden Rufen und vergnügtem Lachen, als die beiden sich maßen, irreführten und mit geschickten Schlägen nach dem Balle äfften. Immer wieder hatten die Ordner zu tun, um die spielfreudigen Zuschauer aus dem Feld zu halten und die Grenzen zu wahren. Antilopensohn und der Assiniboine waren einander als Mannschaftsführer gewachsen. Stein mit Hörnern hatte sich zum Torzelt zurückgezogen, als seine Mannschaft einmal in Bedrängnis geriet, und schlug den Ball im letzten Augenblick vom Zelteingang weg bis weit über die Feldmitte. Antilopensohn nahm die Chance wahr und jagte den Ball ins gegnerische Zelt. Als dieses erste Tor gefallen war, brauste Jubel auf. Es erfolgte Ballwechsel. Der Assiniboine erhaschte den Ball und schlug ihn mit dem ersten Schlag ins gegnerische Tor! Von da an wurde der Kampf hart, denn das dritte Tor sollte die Entscheidung bringen, welche Partei als Sieger gelten würde. Die Spieler bedrängten sich. Knäuel entstanden, Spieler stürzten, und die Spielordner mußten eingreifen. Immer schneller wurde das Tempo. Der Staub wirbelte auf, und die Zuschauer konnten dem Ball kaum mehr mit den Blicken folgen. Das Geschrei der Spieler brandete gegeneinander.
    Als es dämmerte, war noch immer kein weiteres Tor gefallen, und die Häuptlinge brachen das Spiel als unentschieden ab. Dieser Ausgang diente der allgemeinen Befriedigung, und der Jubel wallte noch lange im Festlager.
    Während das Schlagballspiel den stärksten Augenblickseindruck machte, beschäftigten die Gemüter nachwirkend am meisten das Reiterspiel und der Sonnenschuß. Von irgendwoher wurde die Meinung verbreitet, daß Stein mit Hörnern dabei mit Geheimnissen und Zauber gearbeitet habe. Er merkte selbst, wie einige ihn scheu zu betrachten begannen. Denn wer wollte wissen, so murmelte mancher, ob dies ein guter oder ein böser Zauber war? Doch blieben, alles in allem genommen, diese Stimmen leise, während die allgemeine Anerkennung neidlos, fröhlich und laut bekundet wurde. Stein mit Hörnern war der Angelpunkt für die Gespräche der Festteilnehmer geworden, eben das, was er hatte vermeiden wollen und dann doch nicht vermieden hatte.
    Am folgenden Tage fand das Spiel der Jungfrauen statt. Es war hoher Vormittag. Die Sonne strahlte vom Himmel, im Westen ragte das Felsengebirge dunkelblau auf. Die Wiesen dörrten. Auf dem Festplatz war es schon lebendig. Mütter und Großmütter, Geschwister, junge Krieger und angesehene Väter versammelten sich, um die jungen und schönen Mädchen der Stämme zu sehen und von ihrem tadellosen und arbeitsamen Leben zu hören.
    Das Mädchen Uinonah aus den Zelten Tashunka-witkos nahm nicht an diesem Feste teil, denn sie hatte längst den jungen Krieger geheiratet, den sie liebte, sie war Mutter eines fünfjährigen Jungen, der reiten konnte und einmal Häuptling werden wollte. Aber eine Schwestertochter Häuptling Machpiyalutas führte mit Sitopanaki zusammen die Reihe der Mädchen an, die nun auf dem Festplatz erschienen. Die Mädchen hatten alle ihre kostbarsten Gewänder angelegt, aus feinem Leder, reich bestickt. Sie trugen Ketten aus Muscheln. Die Mädchen der Dakota hatten ihren Sitten entsprechend den Scheitel rot gefärbt. Alle hielten die Augen gesenkt, weil sie wußten, daß sie von allen Seiten beobachtet wurden. Die lange Reihe wurde von den beiden vorangehenden Mädchen zum Kreis geschlossen. In der Mitte des Festplatzes war ein rot gefärbter Stein aufgestellt, und zwei Pfeile waren in die Erde gesteckt worden. Jedes Mädchen mußte diesen Stein und die Pfeile berühren, ehe es seinen Platz im Rund einnahm.
    Stein

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