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Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Blome
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Ohren hörte. Keine Vögel die zwitscherten, keine
     schwimmenden Enten im Wallgraben die leise schnatterten. Er ging langsam
     weiter und sah auch nirgends eine Katze herum streunen. Es hatte ganz
     den Eindruck das er wirklich der einzige Mensch außerhalb des
     Bunkers war.
    Aber das konnte nicht sein! Innerhalb von zehn bis zwanzig Minuten
     nach ertönen der Sirenen konnten es unmöglich alle Menschen
     innerhalb der näheren Umgebung in den Bunker unter dem Domshof
     geschafft haben. Beziehungsweise, es würden ihn gar nicht alle
     Aufsuchen. Eine Panik wäre viel wahrscheinlicher. Zudem sagte
     ihm seine etwas verschwommene Erinnerung, das der Bunker noch verschlossen
     war als die Sirenen ertönten.
    Aber wohin sollten soviele Menschen denn verschwunden sein? Er konnte
     sich da keinen Reim drauf machen. Leicht schnaufend ging er weiter.
     Er hatte immer noch Hunger und die Sonne brannte recht heiß
     herab. Dann erreichte er die nächste Hauptstraße. Kein
     Auto fuhr vorbei. Normalerweise fuhren hier Nachmittags viele Autos
     von der Hochstraße kommend vorbei. Er wartete trotzdem auf die
     nächste Grünphase der Fußgängerampel und überquerte
     die Straße. Dabei blitzte kurz ein Blitzlicht auf. Der Starenkasten
     hatte anscheinend eine Fehlfunktion, denn außer ihm selbst bewegte
     sich hier ja nichts.
    Nun hatte die Verkehrssicherheit die Geschwindigkeitsübertretung
     eines Fußgängers beim Überqueren einer Straße
     bildlich dokumentiert. Er war schon gespannt wie man ihn anhand nur
     des Bildes ausfindig machen wollte, denn ein Nummernschild trug er
     ja nicht am Körper.
    Knapp vor der Bahnlinie fiel ihm an der dortigen Ampelanlage auf, das sie
     anscheinend ebenfalls fehlgeschaltet war. Sie zeigte für Autofahrer
     und Fußgänger immer dieselbe Farbe an. Die Schaltzyklen
     schien sie dabei aber weiterhin einzuhalten. Kopfschüttelnd und
     trotzdem vorsichtig überquerte er die Kreuzung. Knapp vor dem
     Bahnunterführung saß niemand an den zusammengeschmolzenen
     Tischen des dortigen Café. Verwirrt blieb er stehen und betrachtete
     die geschmolzenen Tische die von normalen Stühlen umgeben waren.
    Stühle und Tische waren augenscheinlich aus Plastik aber warum
     waren dann nur die Tische geschmolzen? Und wie? Die Sonne schien zwar
     heiß vom Himmel herab aber nicht so heiß, das Plastik
     zu schmelzen beginnen konnte. Dann fielen ihm kleine Metallbehälter
     oben auf den geschmolzenen Tischen auf. Heiße Kerzen die ausgelaufen
     waren und das Plastik geschmolzen hatte? Auf allen Tischen gleichzeitig?
     Wenn, dann hätte ein Loch entstehen müssen.
    Das mußte er sich näher ansehen. Auch wenn niemand im Café
     zugegen war kletterte er über den Zaun und befand sich auf den
     etwas höhergelegenen Außenbereich des Cafés. Näher
     betrachtet waren es Reste der Kerzenhalter. Aber diese Behältnisse
     waren nur zusammengeschmolzen. Es gab sogar vereinzelte Kerzenreste
     in ihnen. Sie konnten damit das Schmelzen des unter ihnen befindlichen
     Tisches nicht verursacht haben. Aber was schmolz ausschließlich
     einen Tisch umgeben von Stühlen die unversehrt blieben?
    Er kletterte zurück über den Zaun auf den Gehweg. Vor ihm lag
     nun der Eisenbahntunnel und je weiter er ihn betrat umso mehr schnaufte
     er. Das gehen fiel von Schritt zu Schritt schwerer. Am anderen Ende
     des Tunnels ging er langsam und gebückt. So als ob eine große
     Last auf ihm lag. Als die Sonne wieder auf ihn herabschien torkelte
     er zur seite und stürzte auf den Rasen. Völlig erschöpft
     blieb er liegen. Was war mit ihm passiert? Vor dem Tunnel hatte er
     sich noch völlig normal gefühlt. Und kaum fünfzig meter
     weiter fehlte ihm die Kraft zum gehen?
    Da er sich zum Aufstehen noch zu schwach fühlte, drehte er sich
     auf den Rücken. Das Gras unter seinen Handflächen fühlte
     sich weich an. Und irgendwie nicht natürlich! Eher wie weiches
     Plastik. Kunstrasen? Hier gleich neben der Eisenbahnüberführung?
     Sparte Bremen nun auch schon an den Gärtnern und legte künstliche
     Rasenflächen aus?
    Einige Minuten blieb er auf dem künstlichen Rasen liegen und
     sah zu den Wolken hoch. Wie schon in seiner Jugendzeit versuchte er
     Formen in den Wolken zu erkennen. Ihm fiel auf, das sich die Wolken
     nicht bewegten. Das war ungewöhnlich. Er richtete sich wieder
     auf. Es fiel ihm nicht so leicht wie sonst.
    Es fiel ihm immer schwerer vorwärts zu kommen.

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