Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte
Papier um, fanden aber nichts.
„ GGM !“, wisperte ich enttäuscht. Das steht für „ganz großer Mist!“. Denn mir schwante, dass wir auch in den anderen zweihundertsechsundzwanzig Räumen kein Glück haben würden. Jill war so heiß auf die Kette gewesen, da würde sie das wertvolle Stück natürlich nicht einfach in ihrem Zimmer herumliegen lassen. „Jill hat das Amulett mitgenommen! Wir müssen …“
Weiter kam ich nicht, denn in meinem Kopf hörte ich Mias warnende Stimme: Sie kommen zurück! Der stumme Hilferuf!
Ich stürzte ans Fenster. Gerade als das Protzauto vorfuhr. Jill stieg aus. Sie sah fies-selig aus.
Zum zweiten Mal an diesem Tag dachte ich, ich würde einen Herzschlag bekommen. Mein Herz klopfte so schnell, dass ich kaum noch Luft kriegte.
Was sollten wir nur machen? Unser Plan war gut gewesen, um in die Villa hereinzukommen. Über den Rückweg hatten wir dummerweise nicht eine Sekunde nachgedacht.
„Wir werden wieder zu Kaninchen!“, schlug Nelly vor.
Aber ich hatte Angst, mich vor lauter Aufregung in eine Giraffe zu verwandeln. Und Nelly erst!
„Mia um Hilfe rufen!“, meinte Kimi. Doch die wusste ja schon alles. Also blieb nur eins.
„Nichts wie raus hier!“, zischte ich.
Wir rannten die Treppe hinunter. Jill stand noch vor dem Haus. Ich konnte ihre schrille Lache durch die Mauer hindurch hören. Sicher gab es einen Hinterausgang. Und den würden wir finden.
Wir erreichten die Eingangshalle. Doch gerade als wir unter dem hohen Kronleuchter hindurchhuschten, gingen zwei Türen gleichzeitig auf. Die Vordertür (das musste Jill sein) und die Tür eines Fahrstuhls (der kam wohl aus der Tiefgarage, mit Justin und seinem Vater).
„Da rein!“, quietschte ich und deutete auf das nächstbeste Zimmer.
Kimi, Nelly und ich schlüpften hinein. Es war ein Waschraum, so groß wie eine Kirche. Aber das interessierte uns gerade kein bisschen. Ich verzauberte die Tür so, dass wir hindurchsehen konnten.
Jill, Justin und ihr Vater trafen in der Empfangshalle aufeinander. Der Vater nickte den beiden zu und verdrückte sich dann in einen Saal, in dem ich einen leeren Schreibtisch erspähen konnte. Jill und Justin wünschten ihm gelangweilt Gute Nacht.
Als ihr Papa verschwunden war, lachte Jill los. Fies klang das, wie früher, wenn sie mich vor allen anderen Mädchen im Lindenhof bloßgestellt hat.
Dann sagte sie den Satz, der all meine Zweifel davonfegte wie ein Sturm die Blätter im Herbst: „Ich musste es einfach haben, das verstehst du doch?“
Justin grinste breit. „Ob sie sich morgen die Augen ausweint, wenn sie merkt, dass es weg ist?“
Beide kicherten, wie es sonst nur Hexen in Filmen machen. Dreckig, feige und gemein.
So sind sie, die Zwillinge! Aber denen würde ich es zeigen, das schwor ich mir hier und jetzt! Meine Freundinnen und ich würden die Kette zurückerobern, samt Einhornhorn.
„Wo ist es denn eigentlich?“, wollte Justin noch wissen.
Wir drei sahen uns an. Wenn Jill jetzt antwortete, hatte sich die ganze Aufregung doch noch gelohnt! Ich spitzte die Ohren, bis ich wie Nelly aussah.
„Sag’s!“, flüsterte Kimi und biss sich auf die Unterlippe. Nelly drückte die Daumen.
Jill öffnete den Mund und lachte. „Hier jedenfalls nicht!“
Dann gab sie keinen Ton mehr von sich. Verschwand einfach mit ihrem Bruder im Obergeschoss und knallte die Zimmertür hinter sich zu.
Wir atmeten tief durch. Zwar wussten wir immer noch nicht, wo sich mein Amulett befand, aber wir waren auf der richtigen Fährte. Erwischt hatte man uns auch nicht.
Etwas zu übermütig zog ich die Tür auf – und prallte gegen eine dunkle Gestalt.
Kimi quietschte leise. Nelly ging ängstlich in die Knie. Und ich hielt mir die Hände vor die Augen wie ein kleines Kind, das Verstecken spielt. Ich wollte Jills Vater nicht ins Gesicht sehen müssen, während er mich in seinem Haus als Einbrecherin ertappte.
„Psst!“, machte Jills Vater. Er ahmte dabei perfekt Mias Stimme nach.
Mia? Vorsichtig zog ich die Hand von meinem rechten Auge. Es war Mia!
„Verflixte Nixe!“, stöhnte ich. „Hab ich mich erschreckt. Wie um alles in der Welt kommst du denn hier rein?“
Mia lächelte. „Zur Abwechslung mal durch die Tür. Ich bin einfach durch das offene Tor geschlüpft, als der Wagen kam. Und jetzt …“
„Jetzt nichts wie weg!“, sagte Kimi.
Wir anderen waren mehr als einverstanden. Auf Zehenspitzen schlichen wir aus der Villa zurück in den Garten.
Freiheit! Gierig sog ich die
Weitere Kostenlose Bücher