Heimlich verliebt in einen Millionaer
meinetwegen auch forschen.â
âReisen?â, wiederholte Miranda ungläubig. âSie scherzen.â
âSehe ich so aus?â Corin zog die dunklen Augenbrauen hoch. âIch meine es absolut ernst, Miranda. Sie sind nicht nur eine begabte Studentin, die wir fördern, sondern stehen auch in besonderer Beziehung zu uns. Ihre Mutter ist die Frau meines Vaters. Viele haben geglaubt, die Ehe würde höchstens ein Jahr halten, aber das war ein Irrtum. Leila weià genau, wie sie ihren Mann behandeln muss.â
âSex spielt wahrscheinlich die Hauptrolleâ, sagte Miranda nachdenklich. âDas Dolce Vita.â Leila Rylance war bekannt für ihre Schönheit, den sie umgebenden Luxus und ihre Partys. Auch in der Geschäftswelt schien sie etwas zu gelten â und sogar im Kunstbetrieb, wo sie von prominenten Galeristen umschwärmt wurde. Gesellschaftlich gesehen, hatte sie es bis ganz nach oben geschafft.
âBleiben Sie ernstâ, mahnte Corin. âDie Sache ist zu wichtig. Dad ist immer noch ein potenter und lebensfroher Mann. Leila bestimmt über sein Privatleben und managt den Haushalt ⦠beides mit bemerkenswertem Geschick. Sie ist nicht dumm und kehrt ganz die liebende, anhängliche, respektvolle Ehefrau heraus. Jedes Wort von Dad ist eine Offenbarung für sie.â
âUnd das nimmt er ihr ab?â, empörte sich Miranda. âSie und Zara lassen sich doch nicht so leicht täuschen.â
âDad brachte Leila schon mit nach Hause, als Mum noch lebte. Er gab vor, sie sei eine gute Kollegin und keine kleine Angestellte. Natürlich nahm ihr das keiner ab. Ich weià noch, wie ich einmal fürchtete, unsere Haushälterin Matty würde sie mit dem Morgentee vergiften. Matty verehrte meine Mutter und hätte alles für sie getan. Anfangs gab sich Leila groÃe Mühe, Zara und mich für sich zu gewinnen. Wir waren noch Kinder, aber nicht dumm. Wir spürten, dass sie die Ehe unserer Eltern in Gefahr brachte. Dad war ihr hörig ⦠lange, bevor er sie schlieÃlich heiratete.â
Corin schwieg verbittert. Es musste für ihn und seine Schwester sehr schwer gewesen sein. âLeila scheut sich nicht, anderen Menschen wehzutunâ, sagte Miranda. âIhrer Mutter muss es das Herz gebrochen haben.â
Corin nickte. âWir haben alle drei sehr gelitten ⦠Mum natürlich am meisten. Ich kann nicht darüber sprechen, Miranda. Ich werde Leila und Dad niemals vergeben.â
âWarum auch? Ich würde genauso empfinden. Die Frage ist nur: Weià Ihr Vater das? Sie sind sein Erbe.â
Corin lachte kurz auf. âMeine GroÃeltern, die DeLaceys, besitzen die Aktienmehrheit. Hugo DeLacey gehört immer noch zum Vorstand. Er hat Dad anfangs mit sehr viel Geld unterstützt, und Zara und ich werden ihn eines Tages beerben. Dad könnte mich nicht ausschalten ⦠selbst, wenn er es wollte. Doch das ist nicht der Fall. Auf seine Art ist er stolz auf mich. Ich sehe ihm ähnlich, obwohl meine Augen nicht hellblau, sondern dunkelbraun sind. Meine schöne, begabte Schwester hat mehr unter ihm zu leiden. Er schneidet sie, wo er kann.â
âSie haben wunderschöne Augenâ, sagte Miranda, ohne auf seinen letzten Satz einzugehen.
âVielen Dank.â Corin lächelte. âTrotzdem möchte ich behaupten, dass Sie die ungewöhnlichsten Augen besitzen, die ich jemals gesehen habe.â
âVon wem ich sie wohl geerbt habe? Von meinem Vater oder jemandem aus seiner Familie? Selbst Sie mit Ihren weitreichenden Möglichkeiten konnten ja bisher nicht in Erfahrung bringen, wer mein Vater ist.â
âWir haben uns tatsächlich die gröÃte Mühe gegeben ⦠bisher ohne Erfolg. Vielleicht ist das sogar besser. Manche Menschen werden nicht gern an die Vergangenheit erinnert, wenn sie sich ein neues Leben geschaffen haben. Niemand in der Gegend, in der Ihre GroÃeltern und Leila lebten, kommt infrage. Vielleicht handelte es sich nur um eine flüchtige Begegnung â¦â
âSie meinen um einen One-Night-Stand?â, unterbrach Miranda ihn. âDann müsste Leila sehr früh mit Männern verkehrt haben. Vielleicht wurde sie ja auch vergewaltigt. Ein schrecklicher Gedanke übrigens.â
âWir werden es wahrscheinlich nie erfahren.â Corin lieà Miranda nicht aus den Augen. âEs tut mir leid, aber dieses Geheimnis kennt nur Leila.
Weitere Kostenlose Bücher