Heimlich verliebt in einen Millionaer
dir.â
âGott sei Dank!â Miranda merkte, wie sich ihre Erstarrung löste. âIch will keine groÃe Sache daraus machen ⦠etwa den Hotelmanager wecken, damit er einen Exorzisten ruft ⦠aber eins weià ich. Ich habe eben Besuch von Signor Vivaldi gehabt.â
Corin lockerte seine Umarmung und sah ihr forschend ins Gesicht. âWas sagst du da? War jemand in deinem Zimmer?â
Sie schüttelte den Kopf. âGlaub mir, es war Signor Vivaldi ⦠als Priester verkleidet. Bitte, lass mich nicht los!â, schrie sie, als Corin sie freigeben wollte.
âGanz ruhig.â Er nahm sie an der Hand und führte sie zu der Chaiselongue, die mit dunkelrotem, goldgemustertem Brokat bezogen war, passend zu Bettdecke und -himmel.
âGlaubst du an Geister?â, fragte sie, nachdem sie sich hingesetzt hatte. âBitte lach nicht über mich. Ich meine es ernst.â
âWer lacht hier denn?â, antwortete er und machte ein völlig ernstes Gesicht. âGlaubst du denn, dass du einen Geist gesehen hast?â
âDort in dem Spiegel.â Sie zeigte auf den Frisiertisch. âGeh hin und sieh nach. Du bist groà und stark. Du wirst ihm Angst machen.â
âOder er mir.â Corin trat vor den Spiegel und sah angestrengt hinein. âIch sehe mich selbstâ, sagte er. âUnd dich.â Er hatte den Eindruck, dass Miranda zutiefst verstört war, obwohl sie sich nach Kräften zusammennahm. âDie Fantasie gaukelt uns manchmal die seltsamsten Dinge vor, Miranda. Zara und ich meinten unsere Mutter an den unglaublichsten Orten zu sehen, nachdem sie uns verlassen hatte. Auf der Treppe, im Flur, am häufigsten im Rosengarten. Das war ein Ausdruck unseres Schmerzes. Wir glaubten, den Menschen zu sehen, dessen Verlust wir nicht ertragen konnten.â
âNatürlich, Corin.â In Mirandas Augen traten Tränen. âIch verstehe das mit Zara und dir. Mir ging es nach dem Tod meiner GroÃeltern ähnlich, aber sie waren mir vertraut. Den Mann eben kannte ich nicht. Glaub mir, ich habe den Verstand nicht verloren. Das war keine Einbildung. Ich weiÃ, was ich gesehen habe.â
Corin verzichtete auf jeden Versuch, ihr die Erscheinung auszureden. âHatte er rotes Haar?â
âNein.â
âDann kann es Vivaldi, den man aufgrund seiner Haarfarbe den Roten Priester genannt hat, nicht gewesen seinâ, sagte er nur.
âMöglicherweise war es jemand aus seinem Umkreis. Ich täusche mich nicht, Corin. Es spukt hier. Der Typ war ganz deutlich zu erkennen. Er wirkte eigentlich nicht gefährlich, aber ich verzichte gern auf ein Wiedersehen.â
âDas verstehe ich.â Merkwürdigerweise glaubte Corin ihr â jedenfalls genug, um nicht zu widersprechen. âWir tauschen die Zimmer.â
âUnd wenn er mir nun auch dorthin folgt?â, fragte sie.
âDas würde ich ihm nicht übel nehmen.â
âMach dich bitte nicht über mich lustigâ, protestierte sie scharf. âDu musst bei mir bleiben.â
âEtwa im selben Bett?â Corin bemühte sich, die Sache mit Humor zu nehmen, bevor sie ins Lächerliche abglitt.
âDu schläfst im Bettâ, erklärte sie groÃzügig. âIch nehme die Chaiselongue. Sie ist breit und bequem. Wir sollten sie allerdings näher zu dir rücken.â
âDamit wir Händchen halten können?â
âGlaubst du mir nun ⦠oder nicht?â, fragte sie gekränkt. âHältst du das Ganze vielleicht für einen Trick, um dich in mein Zimmer zu locken?â
âDarauf wäre ich nie gekommenâ, beteuerte Corin.
âWäre er aus Fleisch und Blut gewesen, hätte ich ihn mit der Haarbürste angegriffenâ, erklärte Miranda. âWahrscheinlich ist Venedig nicht nur wegen seiner Schönheit so berühmt, sondern auch wegen seiner geheimnisvollen, unheimlichen Atmosphäre. Es hat etwas Mythisches, nicht wahr?â
âMeine Mutter war jedenfalls dieser Ansicht. Ich persönlich vertraue lieber meinen Augen und Ohren. Es müsste schon einiges passieren, um mich davon zu überzeugen, dass es Geister gibt. Willst du nicht einfach mit in meine Suite kommen?â
âAuf gar keinen Fall!â Miranda lehnte den Vorschlag rigoros ab. âDu musst hier bei mir bleiben. Es wurde plötzlich kalt im Zimmer, verstehst du? Eine bedrückende Stille breitete sich aus, in
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