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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Beverly Hills, wie sie Händchen hielten und sich anturtelten. Mein Blickfeld verdunkelte sich, als ich auf ihren Tisch zuging. Obwohl es völlig unsinnig war, riß ich den Mann an seiner Krawatte zu Boden, leerte ihm einen Kübel Eiswasser ins Gesicht und warf ihm eine Platte Hummer hinterher.
    »Verklagen Sie mich, Anwältin«, sagte ich der schockierten Lorna.
    Ich zog mit meinem Hund, meinen Golfschlägern und meinen paar Sachen in eine Wohnung in West Los Angeles. Ich zahlte die Miete drei Monate im voraus und überlegte, was zum Teufel ich tun sollte.
    Lorna fand meine Adresse heraus und reichte die Scheidung ein. In Anwesenheit des Überbringers zerriß ich den Scheidungsantrag. »Sagen Sie Mrs. Underhill, niemals«, sagte ich ihm.
    Lorna fand auch meine Telefonnummer heraus und rief mich an. Erst drohte sie, dann bat sie mich um die Auflösung unserer Ehe.
    »Niemals«, sagte ich zu ihr. »Ehen, die in Tijuana geschlossen wurden, sind lebenslängliche Verträge.«
    »Gottverdammt, Freddy, es ist aus! Kannst du das nicht einsehen?«
    »Nichts ist jemals aus«, schrie ich zurück, dann warf ich das Telefon aus meinem Wohnzimmerfenster.

    Ich hatte mich zwar nicht ganz unter Kontrolle, aber ich hatte recht. Es war eine prophetische Bemerkung. Drei Tage später war der 23. Juni 1955. Das war der Tag, an dem ich von der toten Krankenschwester hörte.

4 DAS VERBRECHEN AN MARCELLA
17
    Am Anfang waren die Zeitungsberichte düster und desinteressiert. Nur ein weiterer Mord, schienen die Berichte zu sagen.

    Aus dem Los Angeles Herold Express vom 23. Juni 1955:

KRANKENSCHWESTER IN EL MONTE TOT AUFGEFUNDEN

    Attraktive, geschiedene Mutter wurde erwürgt Pfadfinder und ihr Anführer machen grausame Entdeckung

    EL MONTE, 22. Juni - Eine Gruppe Pfadfinder und ihr Führer machten am frühen Sonntag morgen eine grausige Entdeckung, als sie von einem Campingausflug in den San-Gabriel-Bergen zurückkehrten. Als sie an der Arroyo High School in der South Road vorbeikamen, sah einer der Pfadfinder, Danny Johnson, 12 Jahre alt, einen Arm aus einem Gebüsch ragen, das sich am Zaun des Schulgeländes befindet. Er machte seinen Führer, James Pleshette, 28, aus Sierra Madre darauf aufmerksam. Pleshette machte sich an die Überprüfung und entdeckte die nackte Leiche einer Frau. Er rief sofort die Polizei in El Monte an.

    Bericht im Radio

    Die Polizei traf am Schauplatz ein und gab umgehend eine Beschreibung der Frau an alle Fernseh- und Radiostationen in Los Angeles durch. Glücklicherweise erhielt sie eine schnelle Antwort. Mrs. Gaylord Wilder aus El Monte sagte, die Beschreibung träfe auf ihre Mieterin, Mrs. Marcella Harris, zu, die seit Freitagabend vermißt war. Mrs. Wilder wurde ins Leichenschauhaus gebracht, wo sie die tote Frau als Mrs. Harris identifizierte.

    Gute Mutter

    Mrs. Wilder fing an zu weinen, als sie die Leiche sah. »Mein Gott, was für eine Tragödie!« sagte sie. »Marcella war so eine gute Frau. Eine gute Mutter, die sich für ihren Sohn aufopferte.« Mrs. Harris, 43 Jahre alt, war von ihrem Ehemann William »Doc« Harris schon seit einigen Jahren geschieden. Sie haben einen neunjährigen Sohn, der das Wochenende bei seinem Vater verbrachte. Als er benachrichtigt wurde, sagte Harris (der als Täter nicht in Frage kommt): »Ich hoffe sehr, daß die Polizei den Mörder meiner Frau bald finden wird.« Der neun Jahre alte Michael ist sehr verwirrt und lebt jetzt bei seinem Vater in Los Angeles. Mrs. Harris arbeitete als leitende Krankenschwester bei Packard-Bell Electronics in Santa Monica. Sowohl die Polizei von El Monte als auch der Sheriff vom Los Angeles County haben eine großangelegte Fahndung eingeleitet.

    Ich saß da und überlegte, ich fühlte mich merkwürdig ruhig, doch von einer prickelnden Spannung erfaßt, als ich die Zeitung hinlegte. Es war alles schon zu lang her, sagte ich mir, zu weit weg, eine zu prosaische Art des Mordes. Nur ein Trugschluß. Ich wollte nicht wieder das Opfer von logischen Trugschlüssen werden.
    Ich brauchte statistische Daten, und die einzige Person, von der ich wußte, daß sie sie mir beschaffen könnte, war ein in Verbrechensdingen versierter Angestellter in Lornas Kanzlei. Ich rief das Büro an und erreichte ihn. Die Frau an der Vermittlung erkannte meine Stimme und zeigte mir die kalte Schulter, aber sie verband mich trotzdem. Wir tauschten ein paar Minuten lang Höflichkeiten aus, dann fragte ich ihn: »Bob, was sagt die Statistik aus über Frauenmorde, bei

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