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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Eisen aus meiner Tasche und öffnete die Wagentüre. »Polizeibeamter!« schrie ich, als Wacky und Siddell aufkreischten und versuchten, sich zu bedecken. Ich ließ sie aber nicht. Ich fuhr mit dem Eisen grob zwischen sie. Ich stocherte, knetete und stieß dahin, wo sie vereinigt waren. »Macht, daß ihr aus dem Scheißwagen kommt, ihr blöden Scheißer!« schrie ich. »Jetzt! Raus! Raus, Ihr Bumser!«
    Irgendwie lösten sie sich voneinander und purzelten aus der Türe. Sidell heulte und versuchte, ihre Brüste mit den Armen zu bedecken. Ich warf ihnen ihre Kleider nach und schleuderte Wackys Handschellen und seine 38er im Halfter über den Zaun auf das Requisitengelände. Als er versuchte, seine Hosen hochzuziehen, trat ich ihm hart in den Arsch.
    »Leg dich mit mir nicht an, du Arschloch! Du fickst mir nicht auf meiner Karriere rum, du bist die Schande der Polizei, du Wichser! Nimm dein fettes Bumsferkel und scher dich aus meinem Leben!«
    Sie stolperten durch die Gasse und zogen sich im Gehen ihre Kleider an. Ich schaute in meinen Wagen. Eine halbleere Bourbonflasche lag auf dem Boden. Ich nahm einen langen Schluck und warf sie ihnen nach. Die dunklen Wolken hatten den blauen Himmel fast vollständig überdeckt.
    Ich holte mir die Bourbonflasche wieder, trank und wartete auf den Regen. Ich dachte an Lorna Weinberg. Als die ersten Tropfen fielen, ließ ich die Flasche liegen und fuhr los, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen.
    Das ziellose Rumfahren dauerte drei Stunden. Meine Gedanken drehten sich hauptsächlich um Lorna Weinberg, Wacky und Dirt Road Dave. Es waren deprimierende Gedanken, und mein wildes Rumfahren verstärkte noch den Grimm in meinem Kopf.
    Es goß wie aus Kübeln, ein heftiger Nordwind trieb den Regen an. Es wurde früh dunkel, und aus keinem ersichtlichen Grund zog es mich auf den kurvenreichen, tückischen Pasadena Freeway. Als ich mit hoher Geschwindigkeit auf glitschigem Pflaster durch die jähen Kurven fuhr, fühlte ich mich langsam wieder besser. Ich dachte wieder über die Chancen meiner Beförderung nach und die Wunder, die die Arbeit bei der Sitte für mich bereithalten würde.
    Und so hatte ich ein Ziel vor Augen. Sobald ich nach Pasadena reinkam, drehte ich um und fuhr zurück nach Los Angeles, Richtung Wilshire, wo es ein paar heiße Ecken gab, von denen mir ältere Kollegen von der Sitte erzählt hatten. Ich fuhr die Nuttenmeile auf dem Adams Boulevard entlang, wo Trauben von schwarzen Prostituierten, wahrscheinlich Drogensüchtige, auf gut Glück unter ihren Regenschirmen auf Kunden warteten, die dem Regen trotzen und sie mit Geld für neuen Stoff ausstatten würden. Ich kreuzte an den bekannten Wettbuden auf der Western Avenue vorbei, parkte und schaute dem Kommen und Gehen der Wetter zu. Die sahen so verzweifelt aus wie die Rauschgiftengel.
    Ich hatte den Eindruck, daß die Wunder bei der Sitte traurig, erbärmlich und hoffnungslos sein würden. Die Neonschilder an den Bars und Nachtclubs, an denen ich vorbeifuhr, sahen aus wie billige Werbung zur Bekämpfung der Einsamkeit.
    Es war kurz vor neun. Ich hielt am »Original Barbecue« auf der Vermont Avenue, gönnte mir eine Steakmahlzeit und überlegte, wo ich mich nach Frauen umsehen könnte. Außer Bars und Frauen, die auf derselben Suche waren, kam nichts in Frage - dazu war es schon zu spät und zu naß. Das stimmte mich traurig, aber ich beschloß, die Zeit des Herumfahrens als Übungsstunde eines Neulings bei der Sitte zu nutzen. Vielleicht würde ich was lernen.
    Die Bude Ecke Normandie und Melrose war ausgestorben. Hauptattraktion war der Fernseher über der Bar. Benebelte Stammgäste lachten über die »Sid Caesar Show«. Ich ging. In der nächsten Kneipe in der Nähe des L.A. City College trieben sich nur aufgeregte Studenten rum, lauter Pärchen, und die meisten schrien irgendwas über Truman und MacArthur und den Krieg.
    Also Richtung Südwesten. Auf der Western Avenue entdeckte ich eine Bar, die ich zuvor nie bemerkt hatte, den »Silver Star«, zwei Blocks nördlich des Beverly Boulevards. Sie sah warm und gepflegt aus und hatte ein dreifarbiges Neonschild: drei Sterne, gelb, blau und rot, die um ein Martini-Glas arrangiert waren. »Silver Star« blinkte in hellem Orange.
    Ich parkte gegenüber vor »Ralphs Market«, dann schlängelte ich mich durch den Verkehr und rannte dahin, wo das Neonlicht Zuflucht versprach. Der »Silver Star« war rammelvoll, und sobald meine Augen sich an das grelle Neonlicht innen gewöhnt

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