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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Welten. Das müssen wir akzeptieren und die Justizmaschine am Laufen halten.«
    Big Sid bemerkte das Feuer in den Augen seiner Tochter und schlich sich eilig weg in Richtung Bar, die Heftigkeit unserer Unterhaltung war ihm peinlich.
    Lorna ließ nicht locker. »Das kann ich nicht akzeptieren und werd’s auch nicht. Sie können die Menschen nicht ändern, aber Sie können das Gesetz ändern. Und Sie können ein paar von den Soziopathen aussondern, die Abzeichen und Kanonen tragen.
    Mein Vater hat mir zum Beispiel erzählt, Sie wären neugierig auf diesen Mann gewesen, der für Sie den Caddy gemacht hat. Er ist eines Ihrer Opfer, das weiß ich. Ein Anwalt, der Mitglied in diesem Golfclub ist, hat Dirt Road Dave in seinem Prozeß gegen die Polizei von Los Angeles verteidigt. Während der Wirtschaftskrise hatte er Nahrungsmittel von einem Gemüsehändler gestohlen. Zwei Polizisten beobachteten ihn dabei und jagten ihn. Als sie ihn endlich geschnappt hatten, waren sie wütend. Sie knüppelten ihn bewußtlos. Dave erlitt innere Blutungen und wäre beinahe gestorben. Er zog sich einen unheilbaren Gehirnschaden zu. Der Bürgerrechtsverein verklagte Ihre Polizei und verlor. Die Cops stehen über dem Gesetz und können machen, was sie wollen. Abe Dolwitz, der Rechtsanwalt, kümmert sich ein wenig um Dave, aber Dave ist nur die Hälfte der Zeit bei klarem Verstand. Ich kann mir vorstellen, daß die andere Hälfte für ihn ein Alptraum ist. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Was ich verstehe, ist, daß Sie sich außerhalb Ihres Amtsbezirks bewegen, Frau Anwalt. Ich hab’ kapiert, daß Ihre Meinung zu Polizisten einseitig und akademisch und weit entfernt von der Realität des Alltags ist. Ich verstehe Ihr Mitleid und ich sehe ein, daß die Probleme, die Sie beschrieben haben, unlösbar sind.«
    »Wie können Sie nur so apathisch sein?«
    »Bin ich nicht. Ich bin nur Realist. Sie sagten, Cops würden zuwenig sehen und zu oft verhaften. Bei mir ist es genau andersrum. Ich bin dabei, um was zu sehen, und nicht wegen des schäbigen Gehalts, das ich kriege.«
    Lorna Weinberg senkte herablassend ihre Stimme: »Das kann ich kaum glauben.«
    Ich ahmte sie nach. »Ist mir eigentlich egal, Frau Anwalt. Eine Frage noch: Sie haben mich eine › doppelte Bedrohung‹ genannt. Was in aller Welt macht Golf so bedrohlich?«
    Lorna seufzte. »Es hält die Leute davon ab, sich über die wichtigen Dinge des Lebens Gedanken zu machen.«
    »Es hält sie auch davon ab, über die unwichtigen Dinge nachzudenken«, konterte ich. Sie zuckte die Schultern. Wir waren quitt. Ich stand auf, um zu gehen, und riskierte noch einen letzten Schlag: »Wenn Sie Golf so sehr hassen, warum kommen Sie dann in diesen Club?«
    »Weil es hier das beste Essen in ganz L.A. gibt.«
    Ich lachte und gab Lorna Weinberg lässig die Hand. »Wiedersehen, Miss Weinberg.«
    »Wiedersehen, Herr Polizist«, sagte Lorna, und ihre Stimme war jetzt reichlich ironisch.
    Ich fand Big Sid, dankte ihm für das Vergnügen seiner Golfpartner-schaft und versprach, ihn bald für ein weiteres Spiel anzurufen. Big Sids angebotene Freundschaft rührte mich, aber meine Begegnung mit Lorna Weinberg hatte mich entnervt und aggressiv gemacht.
    Ich nahm meine Schläger und ging auf den Parkplatz, um nach meinem Wagen Ausschau zu halten. Er stand weder in der Sektion für die Clubmitglieder noch in der der Angestellten. Ich lief durchs Tor auf den Pico Boulevard. Wacky wurde immer unzuverlässiger.
    Ich überquerte die Straße und beschloß, einen Spaziergang um die Studios der 20th Century-Fox zu machen, um die Zeit totzuschlagen. Ich ging Richtung Norden, an einer Anzahl leerer Studios vorbei.
    Der Himmel verdunkelte sich, schwarze Wolken kämpften mit einem strahlend blauen Himmel um die Vorherrschaft. Ich hoffte auf Regen. Regen war ein guter Katalysator. Regnerische Nächte waren gut, um nach Frauen Ausschau zu halten - sie schienen mir offener und verletzlicher, wenn schlechtes Wetter tobte.
    Ich war fast am Olympic Boulevard, als ich meinen rot-weißen 47er Buick in einer Gasse hinter dem Requisitengebäude der Filmgesellschaft sah. Er schaukelte, und aus seinem Inneren kamen Seufzer. Ich ging näher und linste durch das Fahrerfenster ins Innere. Es war beschlagen von heftigem Atmen, dennoch konnte ich Wacky und Siddell Weinberg erkennen, die sich in heißer nackter Umarmung krümmten.
    Wie immer, wenn ich sehr wütend werde, spürte ich eine vollkommene Ruhe in mir aufsteigen. Ich nahm ein 5er

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