Heimlich
brachte uns eine neue Runde. Wir prosteten uns zu. »Auf das große Rätsel«, sagte ich.
»Auf das große Rätsel«, wiederholte sie.
Maggie trank schnell aus. Ich schlürfte mein Bier. Es war langsam Zeit, was zu unternehmen. »Maggie, wenn das Wetter nicht so beschissen wäre, könnten wir ein bißchen spazierenfahren. Ich kenne L.A. wie meine Westentasche, und da gibts ’ne Menge schöner Ecken, die wir aufsuchen könnten.«
Maggie lächelte warm, und dieses Mal hatte sie keine Angst, ihre Zähne zu zeigen. »Ich möchte auch verschwinden. Aber Sie haben recht, das Wetter ist saumäßig. Wir könnten auf einen Gutenachtschluck in meine Wohnung gehen.«
»Das klingt gut«, sagte ich, und meine Stimme wurde fester.
»Sind Sie mit dem Auto hier? Ich bin mit dem Taxi gekommen.«
»Ja, ich bin mit dem Wagen hier. Den nehmen wir. Wo wohnen Sie?«
»In Hollywood. Am Harold Way. Ist ’ne kleine Straße oberhalb vom Sunset Boulevard. Wissen Sie, wo sie ist?«
»Klar.«
»Stimmt ja, Sie kennen Los Angeles wie Ihre Westentasche.«
Wir lachten beide, als wir die Bar verließen und über die verregnete Western Avenue zu meinem Wagen eilten.
Als wir auf der Wilton Place nach Norden fuhren, ließ der Regen langsam nach. Maggie und ich vermieden es, zu flirten. Statt dessen unterhielten wir uns über Dinge wie das Wetter und ihre Katze. Ich mochte Katzen nicht besonders, tat aber so, als wäre ich ganz gespannt auf ihre. Ich versuchte, mir ihren Körper vorzustellen. In der Bar hatte sie ihren Mantel nie ausgezogen. Ihre Beine waren wohlgeformt, aber ich wollte auch wissen, wie groß ihre Brüste und wie breit ihre Hüften waren, bevor wir uns auszogen.
Harold Way war eine kleine, schwach beleuchtete Seitenstraße. Maggie zeigte mir, wo ich parken konnte. Ihr Appartmenthaus war ein häßlicher Nachkriegsbau mit hawaianischem Einschlag. Es war ein riesiges Schachtelgebilde mit acht oder zehn Wohneinheiten, Stuck und Bambusattrappen an Türen und Fenstern. Die Eingänge waren an der Seite des Gebäudes.
Maggie und ich plauderten aufgeregt, als wir durch den langen Flur zu ihrem Appartment gingen. Als sie die Tür öffnete und das Licht anknipste, sprang aus der Dunkelheit ein fetter, grauer Kater auf uns zu, um uns zu begrüßen. Maggie legte ihren Schirm ab und nahm ihn auf den Arm. »Mmmm, mein Baby!« gurrte sie und drückte das Haustier an sich. »Löwe, das ist Bill. Bill, das ist Löwe, mein Beschützer.«
Ich streichelte seinen Kopf. »Hallo, Löwe«, sagte ich locker, ohne meine Stimme zu verändern. »Wie geht’s dir denn an diesem schönen Winterabend? Irgendwelche Nager gefangen in letzter Zeit? Verdienst du dir deinen Lebensunterhalt in diesem wunderschönen Heim, das deine entzückende Herrin dir gegeben hat?«
Der Bierernst meines Ausdrucks und meiner Stimme ließen Maggie in stürmisches Gelächter ausbrechen. »O Bill, das war so komisch!« japste sie. Sie war leicht angetrunken.
Ich nahm den Kater auf den Arm, als Maggie die Tür hinter uns abschloß. Ich schaute mich im Wohnzimmer um. Es war ordentlich, und an den vier Wänden hingen wahre Loblieder auf ferne Länder: Griechenland, Rom, Frankreich und Spanien - mit freundlicher Genehmigung der Pan American Airways. Ich ließ den Kater auf den Boden ab, wo er anfing, an meinen Hosenbeinen zu schnüffeln.
»Hübsche Wohnung, Maggie. Sie haben sie sehr liebevoll eingerichtet.«
Maggie strahlte, nahm mich an der Hand und führte mich zu ihrem üppig gepolsterten, vornehmen Sofa. »Nehmen Sie Platz, Bill, und sagen Sie mir, was Sie gerne trinken möchten.«
»Cognac. Ohne was«, sagte ich.
»Einen Augenblick.«
Während Maggie in der Küche war, nahm ich meine Kanone und die Handschellen aus dem Gürtel und steckte sie in meine Jackentasche. Im nächsten Moment kam sie mit zwei Cognacschwenkern zurück, in jedem war gut ein dreifacher. Sie nahm neben mir auf dem Sofa Platz. Wortlos stießen wir an. Als der Brandy seine Wirkung tat, war mir klar, daß ich wenig zu sagen hatte. Nichts konnte ich dieser Frau mitteilen - die wahrscheinlich zehn Jahre älter war als ich -, das sie nicht schon wußte.
Maggie nahm die Sache in die Hand. Sie trank ihren Brandy aus und stellte ihr Glas auf das Beistelltischchen. Der Kater hüpfte zu uns hoch, und ich grabschte spielerisch nach seinem Schwanz. Maggie beugte sich vor, um ihn zu streicheln, und wir stießen mit unseren Schultern zusammen. Wir schauten uns für einen Sekundenbruchteil an, dann packte ich
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