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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Lichtjahre vom Rancho-Park bis dahin: üppige, manikürte Bahnen, wohlgepflegt. Strategisch plazierte Bunker und abschüssige, im Zickzack verlaufende Grüns. Wir waren eine Gruppe von acht Leuten: Big Sid und ich, unsere Gegner, zwei Caddies und unser kicherndes, mondsüchtiges Publikum - Wacky und Big Sids gewaltige Tochter Siddell. Diese beiden schienen unaufhaltsam Lust auf einander zu bekommen, sie stolperten über den Rasen, den Sand und aufeinander. Sie hielten verstohlen Händchen, wenn Big Sid ihnen den Rücken zudrehte.
    Und Sid sollte Recht behalten: Wir machten sie nieder. Unsere Gegner - ein Hollywood-Agent und ein junger Arzt - waren eine erbärmliche Paarung: Sie gurkten und säbelten die Bälle in den Wald und vermurksten ihre einzigen annehmbaren Schläge. Big Sid und ich spielten ruhig und gleichmäßig und versenkten unsere Putts. Wir wurden bestens unterstützt durch Wackys hervorragende Arbeit, und durch die Schlägerauswahl und Ansage unseres Caddys, eines stumpenkauenden Säufers namens »Dirt Road« Dave.
    »He, he, Scheiße, Scheiße«, pflegte er zu sagen. »Spiel ’nen weichen 7er und laß ihn kurz vor dem Grün runterkommen. Vom Hügel aus fällt es von links nach rechts ab. He, he, Scheiße, Scheiße.«
    Dave faszinierte mich: Er war mürrisch und geschwätzig, dreckig und stolz. Ein Hauch von höchster Nonchalance umgab ihn, die aber durch seine verängstigten blauen Augen unterhöhlt wurde. Irgendwie wollte ich mehr von ihm wissen.
    Das Match war am vierzehnten Loch zu Ende. Big Sid und ich hatten unsere Gegner 5:4 besiegt. Neunhundert Dollar wechselten die Besitzer, vierhundertfünfzig für Big Sid, vierhundertfünfzig für mich. Ich kam mir steinreich vor.
    Big Sid klopfte mir auf die Schulter. »Das ist erst der Anfang, Schätzchen! Bleib bei Big Sid, und der Himmel ist unsere Grenze! Wa-wa-wa-wumm!«
    »Danke, Sid. Ich weiß das zu schätzen.«
    »Wa-wa-wa-wumm, Kleiner!«
    Ich schaute mich um. Wacky und Siddell waren in den Wald verschwunden. Unsere Gegner gingen zurück ins Clubhaus, niedergeschlagen und mit hängenden Köpfen. Ich sagte Big Sid, ich würde ihn im Clubhaus treffen, dann hielt ich Ausschau nach Dirt Road Dave. Ich entdeckte ihn, als er aufs achtzehnte Loch zuging. Er hatte sowohl Big Sids als auch meinen Golfsack um seine knochige rechte Schulter hängen. Auf diese Schulter tippte ich ihn, und als er sich umdrehte, legte ich ihm eine Fünfzig-Dollar-Note in seine ausgestreckte, schwielige Hand. »Danke, Dave«, sagte ich. Dirt Road Dave ließ die Säcke ab, steckte das Geld in die Tasche und starrte mich an. »Erzähl mir was«, sagte ich.
    »Was denn, mein Junge?«
    »Was du gesehen hast. Was du weißt.«
    Dirt Road Dave ließ meinen Sack umkippen, dann spuckte er aus. »Ich weiß, daß du ein junger Cop bist, ein Klugscheißer. Ich weiß, daß das ein Ballermann und das da Handschellen sind unter deinem Pullover. Ich weiß, was für Sachen ihr Kerle macht, und daß ihr denkt, die Leute wissen nichts davon. Ich weiß, daß Kerle wie du hungrig sterben.« Seine Entschiedenheit jagte mir Angst ein. Ich schnappte meinen Golfsack und ging Richtung Clubhaus - und schon lauerte mir ein weiterer Verrückter auf.
    Es war Wacky, der plötzlich aus einem Gehölz auftauchte und mich zu Tode erschreckte. »Jesus!« schrie ich.
    »Tut mir leid, Partner«, flüsterte Wacky, »aber ich mußte dich erwischen, ohne daß Big Sid es mitkriegen kann. Tu mir einen Gefallen, einen riesengroßen.«
    Ich seufzte: »Sag schon.«
    »Den Wagen - nur ’ne Stunde oder so. Ich hab’ was Heißes im Ofen, das nicht warten kann, ’nen Passionskuchen. Ich esse koscher. Du kannst mich nicht verleugnen.«
    Ich beschloß, ihm den Gefallen zu tun, aber unter einer Bedingung: »Nicht im Auto, Wack. Nimm dir ein Zimmer. Kapiert?«
    »Klar, ich bin doch ein Bulle. Würde ich je das Gesetz brechen?«
    »Ja.«
    »Ha-ha-ha! Eine Stunde, Fred.«
    »Ja.«
    Wacky verschwand zwischen den Bäumen, und sein Sopran-Lachen verschmolz mit Siddell Weinbergs Bariton-Seufzern. Ich spazierte zum Clubhaus zurück, mühselig und beladen.

3
    Ich schätzte, daß Wacky mir meinen Wagen mit mindestens zweistündiger Verspätung zurückbringen würde. Außerdem würde der Anstand mir gebieten, noch dazubleiben, um mit Big Sid etwas zu trinken und herumzualbern. Ich wollte nach Santa Barbara auf Frauensuche gehen, aber dazu brauchte ich mein Auto.
    Ich duschte im Umkleideraum. Der war ganz anders als der Kerker in der

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