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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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schrie und wich vor mir zurück. Zitternd hielt sie die Pistole auf den Boden gerichtet.
    »Nein, nein, nein, nein!« japste sie. »Bitte nicht! Du darfst mir nicht weh tun! Nein!«
    Ich stand auf und ging auf sie zu, wobei ich mich zu erinnern versuchte, ob die Waffe gesichert war. »Ich bin Polizist, Maggie«, sagte ich sanft und beruhigend. »Ich will dir nicht weh tun. Gib mir die Kanone, Süße.«
    »Nein! Ich weiß, wer dich geschickt hat! Ich hab’s gleich gewußt! Nein! Nein!«
    Ich hob meine Hose auf, zog meine Dienstmarke heraus und hielt sie hoch. »Siehst du, Maggie? Ich bin Polizeibeamter. Ich wollte es dir nicht sagen. Eine Menge Leute mögen Polizisten nicht. Siehst du? Das ist ’ne echte Marke, Süße.«
    Schluchzend ließ Maggie die Pistole sinken.
    Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. »Ist doch gut. Tut mir leid, daß du solche Angst hattest. Ich hätte dir die Wahrheit sagen sollen. Entschuldige.«
    Maggie schüttelte den Kopf. »Mir tut’s auch leid. Ich war so ein Dummchen. Du bist halt ein Mann. Du wolltest vögeln und du hast gelogen. Ich war so ein Dummchen. Ich sollte mich entschuldigen.«
    »Sag so was nicht. Du bist mir nicht gleichgültig.«
    »Sicher.«
    »Ehrlich.« Ich küßte sie auf den Haarscheitel und schob sie sanft weg. »Du wolltest mir doch den zweiten Band zeigen, stimmt’s?«
    Maggie lächelte. »In Ordnung. Setz dich hin und gieß mir einen Brandy ein. Mir ist ganz komisch.«
    Während Maggie das andere Album holte, steckte ich meine Pistole wieder in die Jackentasche. Sie kam zurück und wiegte ein schmales, schwarzes Lederalbum in ihren Armen. Sie strahlte so, als wäre die Geschichte mit der Pistole nie passiert.
    Wir machten da weiter, wo wir aufgehört hatten. Sie schlug das Album auf. Es enthielt ein Dutzend Schnappschüsse eines Babys, wahrscheinlich erst ein paar Wochen alt und glatzköpfig, das neugierig zu etwas Faszinierendem hochschaute. Maggie legte ihre Finger erst auf die Lippen, dann auf die Fotos.
    »Dein Baby?« fragte ich.
    »Meins. Mein Baby. Meine Liebe.«
    »Wo ist es?«
    »Sein Vater hat ihn mitgenommen.«
    »Bist du geschieden?«
    »Er war nicht mein Ehemann, Bill. Er war mein Liebhaber. Meine wahre Liebe. Er ist tot. Er starb an unserer Liebe.«
    »Wie?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Was geschah mit dem Baby?«
    »Er ist in einem Waisenhaus. Im Osten.«
    »Warum bloß, Maggie? Waisenhäuser sind furchtbar. Warum behältst du ihn nicht bei dir? Kinder brauchen Eltern, keine Institutionen.«
    »Sei still! Ich kann nicht. Ich kann ihn nicht behalten! Tut mir leid, daß ich’s dir gezeigt habe. Ich dachte, du würdest es verstehen!«
    Ich nahm ihre Hand. »Tu’ ich doch, Liebste. Besser als du wissen kannst. Laß uns wieder ins Bett gehen, okay?«
    »Okay. Aber ich will dir noch etwas zeigen. Du bist Polizist. Du weißt doch sicher ’ne Menge über Verbrechen, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Dann komm mal mit. Ich zeig’ dir, wo ich meinen Schatz vergraben habe.«
    Wir gingen wieder ins Schlafzimmer. Als ich auf dem Bett saß, schraubte Maggie den linken vorderen Bettpfosten auf. Sie nahm den oberen Teil ab und faßte in den hohlen unteren Teil. Sie zog einen roten Samtbeutel hervor, dessen Öffnung verschnürt war.
    »Würde ein Einbrecher wohl an so einer Stelle suchen, Bill?« fragte sie.
    »Das möchte ich bezweifeln«, sagte ich.
    Maggie öffnete den Samtbeutel und entnahm ihm eine alte Diamantenbrosche. Mir blieb die Luft weg: Die Steine sahen echt aus, perfekt geschliffen, und es war mindestens ein Dutzend, vermischt mit größeren, blauen Steinen. Alle waren auf echtem, massivem Gold befestigt. Das Ding mußte ein Vermögen wert sein.
    »Wunderschön, Maggie.«
    »Danke. Ich zeig’ sie nur wenigen. Nur den Netten.«
    »Wo hast du sie her?«
    »Ein Liebesgeschenk.«
    »Von deiner wahren Liebe?«
    »Ja.«
    »Möchtest du einen guten Rat? Leg sie in einen Safe. Und erzähl niemand davon. Man weiß nie, mit wem man es zu tun hat.«
    »Ich weiß, wem ich vertrauen kann und wem nicht.«
    »Okay. Tu sie wieder weg, ja?«
    »Warum? Ich dachte, sie gefällt dir?«
    »Schon, aber sie macht mich traurig.«
    Maggie legte die Brosche wieder in ihr Versteck. Ich hob Maggie auf den Arm und legte sie aufs Bett.
    »Ich hab’ keine Lust«, sagte sie. »Ich möchte reden und noch ein wenig Brandy trinken.«
    »Später, Süße.«
    Zögernd streifte Maggie ihren Bademantel ab. Ich bemühte mich, leidenschaftlich zu sein, aber meine Küsse waren

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