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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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wegschnappen. Die Brooklyn Dodgers werfen die Bombe auf die New York Giants. Ich spür’ es.«
    »Du spinnst, Wack.«
    »Nein, ich bin ein Genie. Freddy, du mußt Big Sid anrufen. Ich fand es in Hillcrest ganz toll. Ich möchte da spielen. Der Golfplatz für den Erfolgreichen. Dort könnte ich achtundsechzig schaffen.«
    Ich lachte. »Das ist ja stark. Du möchtest doch nur wieder Siddell deine Salami anbieten. Sag mal, Wack, bist du überhaupt zum Schuß gekommen mit ihr?«
    »Ja, aber ich habe sie laufend angerufen, um eine neue Verabredung mit ihr zu treffen, und jedesmal, wenn ich anrufe, ist so ’ne Mamsell am Apparat und sagt: ›Mis’ Siddelisnichdaa, Herr Wachtmeisser‹. Klingt so nach Rausschmiß.«
    »Kann sein. Aber mach dir keine Sorgen. Es gibt noch viele fette Weiber.«
    »Ja, aber keine wie Siddell; die ist Klasse. Hör zu, Kumpel, tust du mir ’nen Gefallen? Rede mit Siddell. Horch sie ein bißchen aus, was sie von mir hält, ja? Du steckst doch mit Big Sid zusammen, du kannst das doch.«
    Ich zögerte erst, dann gab ich mir einen Ruck. »Alles klar, Wack, ich schau am nächsten Wochenende mal bei Big Sid vorbei. Ich hab’ freien Eintritt bei ihm. Ich bin sein Glücksbringer.«
    Wacky boxte mich in den Arm. »Danke, Kumpel. Wenn ich erst mal in der Niggerschlucht vor den brennenden Pfeilen in Deckung gehe und du der Sittenboss in Wilshire bist, werde ich daran denken.«
    Wir fuhren auf den Parkplatz bei der Wache. Der Form halber wollte ich noch etwas Bissiges antworten, aber mir fiel nichts ein. Statt dessen ging ich hoch ins Kripo-Büro und tippte meinen Bericht.

    Am frühen Samstag abend fuhr ich nach Beverly Hills. Dabei hörte ich auf, mir etwas vorzumachen: Ich konnte alle Ausreden der Welt erfinden, aber ich wußte, daß ich nur aus einem Grund in Big Sids Haus fuhr - um Lorna Weinberg wiederzusehen und noch einiges von ihr zu erfahren. Das Haus war in Canon Drive, südlich des Sunset Boulevards. Ich erwartete unerhörten Klassendünkel und war überrascht: Das große, weiße Gebäude im Kolonialstil mit dem wohlgepflegten Rasen davor machte einen untertriebenen, fast nüchternen Eindruck.
    Ich klopfte an die Tür, und eine schwarze Bedienstete öffnete und gab mir die Auskunft: »Mr. Big Sid isnichda un Mis’ Siddell is ohm in ihm Zimmer un machtn Nickachen.«
    »Und was is mit Lorna?« platzte ich heraus.
    Die verwitterte alte Frau schaute mich an, als ob ich verrückt wäre. »Mis’ Lorna ’s schon vor Jahn ausezogen.«
    »Schade«, sagte ich und linste durch den Türspalt. Ich konnte ein Wohnzimmer erkennen, das mit viel altem Holz und edlen Textilien eingerichtet war. Ich spürte irgendwie, daß ich hier einen Schatz, mein Wunder finden könnte, sogar, wenn Lorna nicht da war. Nach einer Pause sagte ich sehr bestimmt: »Bitte wecken Sie Siddell auf, ich habe eine wichtige Nachricht für sie von einem Freund!«
    Die alte Frau sah mich mißtrauisch an, dann öffnete sie die Tür und wies mir den Weg ins Wohnzimmer. »Sie wahtn hier«, sagte sie, »ich hol’ Mis’ Siddell.«
    Sie stapfte die Treppen hoch und ließ mich allein in dem üppig eingerichteten Zimmer. Mir fielen ein paar gerahmte Fotografien über dem roten Backsteinkamin auf, und ich ging hin, um sie mir anzuschauen. Es waren einzelne Porträts von Big Sid, Siddell und Lorna. Sid strahlte stolz, Siddell sah so schmalgesichtig aus, wie es ein guter Fotograf eben hinkriegt, und Lorna sah ernst und abwesend aus, sie trug Mütze und Talar ihrer Examensfeier. Dann gab es noch ein größeres Foto des Familien-Trios: Big Sid mit der unvermeidlichen Zigarre, Siddell ganz düster und Lorna auf eine Krücke gestützt. Ich konnte sehen, daß ihr rechtes Bein dünner und deformiert war. Ein nervöser Schauer durchfuhr mich. Ich schüttelte ihn ab, dann erinnerte ich mich: Als wir uns getroffen hatten, war Lorna die ganze Zeit sitzengeblieben. Aber wo war Mutter Weinberg?
    Ich war in meine Träumerei versunken, als plötzlich jemand heftig an meinem Jackenärmel zog. Ich drehte mich um und sah Siddell Weinberg, die sich gegen mich drückte. »Ich weiß, was Sie von mir denken«, sagte sie, »aber ich mach’ so was nicht jeden Tag...«
    Ich hielt mir die fiebrig aussehende Frau vom Leib und machte ein ernstes Gesicht, um leichter an die Information zu kommen, die ich haben mußte. »Ich schon, Miss Weinberg, deshalb ist das alles nicht so wild. Aber Sie sollten Wacky anrufen. Er verehrt Sie und möchte Sie wiedersehen.«
    »Ich

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