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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Ich bin DiCenzo, mein Kollege heißt Brown. Gehn wir raus, Leichen deprimieren mich. Brownie, ruf die Spurensicherung an.«
    »Hab’ ich schon, Joe«, sagte Brown.
    »Gut.«
    Wir gingen alle ins Wohnzimmer, außer dem Doktor, der bei der Toten blieb. Er saß auf dem Bett und kramte in seiner schwarzen Tasche.
    »Okay, Walker, erzähl mir alles«, sagte DiCenzo.
    »Also. Mein Kollege und ich waren in dem Laden um die Ecke, als die Dame, die hier eins drunter wohnt, reingerannt kommt, ganz hysterisch. Sie bringt uns hierher. Das ist alles. Nachdem wir die Leiche gefunden und euch benachrichtigt haben, hab’ ich die Dame beruhigt. Sie sagt, sie hätte es gespürt, daß was nicht in Ordnung war. Die Tote war ’ne Freundin von ihr und gestern oder heute nicht bei der Arbeit erschienen. Die arbeiten beide im gleichen Laden. Sie hatte ’nen Schlüssel zu der Wohnung der Toten, weil die manchmal am Wochenende fortfuhr und sie dann ihre Katze fütterte. Jedenfalls hatte sie so ein Gefühl und ging hoch und schloß die Wohnung auf. Sie fand die Leiche und rannte zu uns. Die Frau heißt June Haller, die Tote Leona Jensen. Arbeitete als Sekretärin beim Automobil-Club in der Stadt. Sie war vierundzwanzig. Ihre Eltern leben irgendwo im Norden, bei San Francisco.«
    »In Ordnung, Walker.« DiCenzo nickte. Wir wurden von drei Typen von der Spurensicherung unterbrochen. Sie waren in Zivil und hatten Kameras und ihr ganzes Werkzeug dabei.
    Brown zeigte in Richtung Schlafzimmer. »Da drin, Jungs. Der Doktor wartet auf euch.«
    DiCenzo blickte im Wohnzimmer umher, den Notizblock in der Hand. Ich tippte ihm auf die Schulter und führte ihn in die Küche. »Ach du grüne Scheiße«, sagte er, als er den blutübersäten Linoleumboden erblickte.
    »Ja«, sagte ich. »Hier hat er sie aufgeschlitzt, dann hat er sie ins Schlafzimmer gebracht und sie erwürgt. Als er sie durchs Wohnzimmer schleifte, hat sie sich gewehrt, daher die umgeworfenen Möbel und das zerbrochene Glas. Am Ende der Küche führt eine Treppe nach unten, auf der sind blutige Fußspuren. Von da muß er gekommen und da muß er wieder rausgegangen sein. Im Flur ist in der Nähe des Schlafzimmers ein blutiger Fingerabdruck. Ich hab’ihn umkringelt. Was glauben Sie?«
    DiCenzo nickte dauernd. »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »Underhill«, sagte ich.
    »Aufs College gegangen, Underhill?«
    »Jawoll.«
    »Nun, ich würde meinen, daß nichts, was Sie auf dem College gelernt haben, uns bei diesem Mord hier weiterhilft. Es sei denn, dieser Abdruck ist vollständig und gehört dem Mörder. Das ist so ’n wissenschaftlicher Lehrbuch-Scheiß. Für mich sieht das eher nach einem vermurksten Einbruch aus. Wenn wir wissen, was der Laborbericht aussagt, und das kann nicht viel sein, dann müssen wir uns jeden uns bekannten Einbrecher, Rauschgiftler und Perversen in Los Angeles vorknöpfen. Ich hoffe, daß die Dame vergewaltigt wurde - Bums-und-Klau ist ein seltener Modus Operandi. Gibt nicht viele von diesen Hurensöhnen. Ist das Ihr erstes Mordopfer?«
    »Ja.«
    »Geht’s Ihnen an die Nieren?«
    »Nein.«
    »Gut. Sie und Ihr Kollege gehen jetzt zurück aufs Revier und schreiben Ihre Berichte.«
    »In Ordnung, Sergeant.«
    DiCenzo zwinkerte mir zu. »Eine Schande ist das, Underhill, oder? An der Tante war alles dran, wenn Sie wissen, was ich meine?«
    »Ja, ich weiß.«
    Ich fand Wacky im Schlafzimmer. Blitzlichtbirnen knallten, und er schrieb was in sein Notizbuch, wobei er seine Augen vor dem grellen Licht abschirmte und vereinzelte Blicke auf die verstorbene Leona Jensen warf. Die Leute von der Spurensicherung ärgerten sich offenbar über ihn, deshalb zog ich ihn in den Flur.
    »Gehn wir. Wir müssen aufs Revier und unsere Berichte schreiben.«
    Wacky kritzelte noch weiter in sein Notizbuch. »Jetzt«, sagte er. »Ich bin fertig. Ich hab’ ein Gedicht über die Tote geschrieben. Es ist John Milton gewidmet. Es heißt ›Die verlorene Möse‹.«
    »Vergiß es, Wacky. Laß uns endlich gehen.«
    Wir fuhren schweigend den Hoover Boulevard hoch.
    »Glaubst du, sie finden den Kerl, der sie abgemurkst hat?«
    »DiCenzo glaubt, daß er ’ne Chance hat.«
    »Ehrlich gesagt, ich hab’ meine Zweifel.«
    »Warum?«
    »Weil der Tod die neue Masche ist. Ich spür’ es. Der wird den Sport ersetzen. Ich schreibe gerade ein Versepos darüber. Alle achtundvierzig Staaten kriegen die Atombombe und schmeißen sie aufeinander. L.A. wirft die Bombe auf ’Frisco, weil die ihnen die Touristen

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