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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Taschen nach Zigaretten und schaute mich inständig um Erlaubnis an.
    »Rauch nur«, sagte ich. Er zündete sich eine an. »Wie heißt du?« fragte ich.
    »Red Julian«, antwortete er und schaute zur Tür.
    Ich besänftigte ihn ein bißchen. »Wird nicht lang dauern, Red. Ich loch’ dich nicht ein, du mußt mir nur ein bißchen helfen.«
    »Ich weiß nicht, wer’s verkauft, ehrlich. Ich zünd’ mir nur ab und zu eine an. Fünfzig Cents das Stück, wissen Sie.«
    Ich grinste zynisch. »Ist mir egal, Red. Ich bin nicht von der Drogentruppe. Wie lange arbeitest du schon hier?«
    »Drei Jahre.«
    »Dann weißt du ja, was hier so läuft - die Stammkunden, die Schwindler...«
    »Das ist ein sauberes Lokal, Officer, Sie können nie -«
    »Halt die Fresse. Hör mir zu. Mich interessieren die Aufsammler -die Mösenjäger, die Kerle, die hier regelmäßig zuschlagen. Du hilfst mir ein bißchen, und ich laß dich laufen. Du hilfst mir nicht, und ich loch’ dich ein. Ich ruf ’nen Streifenwagen und sag’ den Bullen, du hättest versucht, mir diese drei Joints zu verkaufen. Da gibt’s zwei bis zehn Jahre in St. Quentin. Also, was möchtest du?«
    Red zündete sich noch eine Zigarette an der Kippe der ersten an. Seine Hände zitterten. »Weiberhelden kommen auch hierher, ab und zu«, sagte er. »Da ist ein Kerl, der kommt und geht, aber er kommt regelmäßig, wenn er in der Stadt ist. Ein gutaussehender Typ namens Eddie. Das ist das einzige, was ich von ihm weiß, ehrlich. Er liest hier immer etwas auf.« Red wich wieder von mir zurück.
    »Ist er heute abend hier?« fragte ich.
    »Nee, er kommt, wenn’s ein bißchen ruhiger ist. Ein ganz Geschmeidiger. Tipptopp angezogen. Heute abend ist er nicht hier, ehrlich.«
    »Okay. Hör zu. Du hast jetzt ’nen neuen Stammgast. Mich. Welche Abende hast du frei?«
    »Gar keinen. Der Boss läßt mich nicht. Ich arbeite von sechs bis Mitternacht, sieben Tage die Woche.«
    »Gut, war Eddie in letzter Zeit da? Hat er ’nen Treffer gelandet?«
    »Ja. Was ganz Feines.«
    »Gut. Ich komm’ wieder. Jeden Abend. Sobald Eddie reinkommt, läßt du es mich wissen. Wenn du ihn warnst, weißt du, was passiert.« Ich lächelte und hielt ihm die drei Joints unter die Nase.
    »Ja, ich weiß.«
    »Gut, jetzt verschwinde hier - ich glaub’, deine Kundschaft hat Durst.«

    An dem Abend konnte ich die Bar wieder schließen. Kein Eddie.
    Am Sonntag morgen ging ich zuerst in einen Drugstore in Santa Monica, der Fotos an einem Tag entwickelte. Ich legte vier Zeitungsfotos von Maggie Cadwallader auf den Tisch und sagte dem Mann, der zweifelnd den Kopf schüttelte, daß ich Abzüge in Schnappschußgröße wollte, sechs Stück bis sechs Uhr heute abend. Als ich mit einem Zwanzig-Dollar-Schein vor seiner Nase wedelte und ihn in seine Hemdtasche steckte, hatte er keine Zweifel mehr. Die Fotos, die ich dann am späten Nachmittag abholte, waren von ausreichender Qualität, um sie potentiellen Zeugen vorzulegen.

    Red polierte gerade nervös ein Glas, als ich am frühen Samstag abend an der Bar Platz nahm. Draußen war es kochend heiß, aber die Klimaanlage im »Silver Star« sorgte für polare Temperaturen.
    »Hallo, Red«, sagte ich.
    »Hallo, Mr...«
    »Sag einfach Fred zu mir«, sagte ich großherzig und schob ihm das Foto von Maggie Cadwallader rüber. »Hast du diese Frau schon einmal gesehen?«
    Red nickte. »Ein paarmal, ja, aber in letzter Zeit nicht mehr.«
    »War die mal mit Eddie hier?«
    »Nein.«
    »Schade. Nicht viel los heute abend, eh?« sagte ich und schaute mich in dem fast leeren Lokal um.
    »Ja. Wegen der Sommerzeit ist jetzt noch nichts los. Die Leute glauben, man dürfe erst trinken, wenn es dunkel ist. Nur die Säufer nicht.« Er zeigte auf ein aufgedunsenes Pärchen, das auf einem Sofa saß und sich angiftete.
    »Ich weiß, was du meinst. Ich hatte mal einen Freund, der trank auch gern. Der sagte immer, er tränke nur, wenn er allein wäre oder in Gesellschaft, tags oder nachts. Er war Philosoph.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Er wurde erschossen.«
    »O ja? Wie schade.«
    »Ja. Ich setz’ mich jetzt auf ein Sofa gegenüber der Tür. Wenn dein Freund hier aufkreuzt, kommst du kurz rüber und sagst mir Bescheid, capisco?«
    »Ja.«
    Um acht war die Bar etwa zur Hälfte gefüllt, und um zehn fühlte ich mich wegen der anhaltenden Dunkelheit wie eine Fledermaus in ihrer Höhle.
    Red kam ungefähr um elf zu mir und stieß mich in die Seite. »Das ist er«, sagte er, »an der Bar. Der

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