Heimlich
Entdeckung dessen, was dazu geführt hatte.
Ich fühlte mich merkwürdig großherzig und liebevoll, wie ein Schriftsteller, der eine Widmung in sein Buch schreibt. Das ist für dich, Wacky, sagte ich zu mir selbst; das ist nur für dich -
8
Es war komisch, in einer Bar zu sitzen und nach einem Killer Ausschau zu halten statt nach einer Frau.
Ohne die Besessenheit, die mich gewöhnlich an solche Orte führte, saß ich die folgende Nacht da, trank verwässerten Scotch und beobachtete die Leute, wie sie betrunken, wütend und weinerlich wurden und im Alkoholnebel völlig fremden Menschen ihr Herz ausschütteten. Ich war auf der Suche nach Männern, die auf der Pirsch waren wie ich. Aber an jenem ersten Abend gab es im »Silver Star« nur in die Jahre gekommene Verzweiflung, und die Jukebox spielte die Ohrwürmer aus der Vorkriegszeit.
Um ein Uhr entschloß ich mich zu gehen und fragte den Barkeeper, ob das Lokal jemals voll sei.
»An den Wochenenden«, sagte er. »An den Wochenenden ist dieser Laden wirklich rammelvoll. Morgen abend. Sie werden sehen.«
Der Mann an der Bar hatte recht. Am Stamstag abend kam ich um Viertel vor acht im »Silver Star« an und beobachtete, wie Bewegung in den Laden kam. Junge Paare, Soldaten auf Urlaub - leicht zu erkennen an ihrem kurzen Haarschnitt und ihren festen Schuhen -, ältere Suffköppe und einzelne Damen und Herren, die einsame, erwartungsvolle Blicke um sich warfen. Alle drängten sich an der Bar und auf der Tanzfläche.
Die Musik war an diesem Abend lebendiger als sonst und auf eine jüngere Kundschaft zugeschnitten - stramm arrangierte Revuenummern, sogar ein wenig Jazz. Eine gutaussehende Frau um die Dreißig bat mich zum Tanz. Voller Bedauern gab ich ihr einen Korb, wobei ich ein schlimmes Bein als Ausrede vorschob. Sie wandte sich an den Kerl, der neben mir an der Bar saß, und der nahm an.
Ich hielt Ausschau nach »Machern«, »lieben Jungs«, »Wölfen« -Männern, die mit erstaunlicher Leichtigkeit sowohl das Vertrauen einer Frau als auch Zugang zu ihrem Bett gewinnen konnten. Männern wie ich. Drei Stunden lang saß ich da, wechselte manchmal von der Bar zu einem Tisch und schlürfte Ginger Ale, immer auf der Ausschau. Mir wurde klar, daß diese Beobachtungen langwierig und zermürbend sein würden. So fleißig meine Augen auch waren, ich sah nicht viel.
Ich fing schon an, deprimiert und sogar ein bißchen zornig zu werden, als ich bemerkte, wie zwei mächtig heruntergekommene Typen sich der Bar näherten, sich darüber lehnten und leise mit dem Barkeeper sprachen, dessen Gesicht sich aufzuhellen schien. Er wies auf eine Tür am Ende des Lokals, neben einer Reihe von Telefonen und Zigarettenautomaten. Dann gingen alle drei in diese Richtung, und der Barkeeper ließ seine Bar verwaist zurück.
Ich sah zu, wie sie die Tür hinter sich schlössen, dann wartete ich zwei Minuten. Ich ging zu der Tür und kniete mich nieder, um am Türspalt zu schnüffeln. Joint-Mief. Ich lächelte, dann holte ich meine Pistole aus dem Halfter und steckte sie in meine Jackentasche, schlug das Lederetui mit meiner Marke auf und warf mich mit meiner rechten Schulter lässig, aber nachhaltig gegen die Tür. Das Holz zersplitterte, und die Tür sprang weit auf.
Das Geräusch war scharf und abrupt wie eine Explosion. Die drei Kiffer standen an der rückwärtigen Wand neben einer Ansammlung von Whiskeykisten, die bis an die Decke reichten. Als sie den Krach hörten und meine Marke und Kanone sahen, sprangen sie zurück und warfen instinktiv ihre Hände nach oben.
Ich linste zurück zur Bar. Niemand schien bemerkt zu haben, was passiert war. Ich schloß die Tür ganz leise hinter mir. »Polizei«, sagte ich ganz ruhig. »Rüber an die linke Wand, und legt eure Hände drauf, über die Köpfe. Und zwar sofort.«
Das taten sie. Der Marihuanageruch war scharf und sinnlich. Ich klopfte die drei Männer nach Waffen und Stoff ab, aber ich fand nichts außer drei dicken Joints. Die Kerle zitterten, und der Bartender fing an, von seiner Frau und Kindern zu brabbeln.
»Halt’s Maul!« schnauzte ich ihn an. Die anderen beiden Kerle schnappte ich am Kragen und schob sie zur Tür. »Schert euch zum Teufel, gottverdammtes Pack«, zischte ich, »und laßt euch hier nie wieder blicken.«
Sie stolperten aus der Tür und warfen dem Barkeeper besorgte Blicke zu.
Ich sicherte die Tür mit einer Kiste voller Ginflaschen. Der Barkeeper kauerte an der Wand, als ich auf ihn zuging. Er fingerte in seinen
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