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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Fahrstuhl in seiner kleinen Eingangshalle. Auf meiner Uhr war es 7.59 Uhr. Daher rannte ich die Treppen hoch und nahm drei Stufen auf einmal. Punkt acht Uhr klopfte ich an der Tür von Zimmer sechzehn.
    Ein untersetzter, blonder Mann mit einem weißen, kurzärmeligen Hemd und Schulterhalfter öffnete. Ich zeigte ihm meine Marke, und er winkte mich herein. Dudley Smith und noch ein Mann waren mitten in dem schäbigen, kleinen Zimmer über einen Klapptisch gebeugt.
    Smith schaute über die Schulter und begrüßte mich. »Freddy! Mein Junge! Willkommen! Ich möchte Sie bekannt machen - meine Herren, das ist Fred Underhill, mein neuer Schützling. Fred, das ist Sergeant Mike Breuning«, sagte er und nickte in Richtung des untersetzten blonden Mannes. »Und Officer Dick Carlisle«, nickte er in Richtung des anderen Mannes, eines großen dünnen, bleichgesichtigen Mannes mit einer Nickelbrille. Ich gab meinen neuen Kollegen die Hand und tauschte mit ihnen ein paar Scherze aus, als Dudley Smith sich laut räusperte und uns um Aufmerksamkeit bat.
    »Genug geblödelt«, sagte er. »Freddy, erzählen Sie Mike und Dick Ihre Geschichte. Lassen Sie nichts aus. Stellen Sie sich hier hinter diesen Tisch wie ein Redner. Ah ja, großartig.«
    Breuning und Carlisle zogen sich Stühle heran, während ich meinen Platz hinter dem Klapptisch einnahm. Smith saß auf dem Bett, rauchte und schlürfte Kaffee und lächelte mich an. In fünfzehn Minuten hatte ich meine Geschichte erzählt. Ich konnte sehen, daß Breuning und Carlisle beeindruckt waren. Ihre Blicke suchten Bestätigung bei Dudley Smith; in ihrer Achtung vor dem großen Cop wirkten sie fast wie Hunde.
    Er lächelte sie an. »Ah ja. Ein leibhaftiger, entarteter Frauenmörder. Irgendwelche Bemerkungen, Jungs? Fragen?«
    Carlisle und Breuning schüttelten die Köpfe.
    »Freddy?« fragte Smith.
    »Nur eine Frage, Dudley. Wann fangen wir an?«
    »Hahaha! Großartig! Wir fangen jetzt an, mein Junge. Hören Sie zu, das sind Ihre Aufgaben. Mike, Sie fahren sofort zum Horn Drive. Sie werden Eddie Engels beschatten. Sie werden Tag und Nacht bei ihm sein, bis er heimfährt, um zu schlafen. Wenn er irgendwelche Frauen aufliest, bleiben Sie noch näher bei ihm. Haben Sie das kapiert, mein Junge? Dieses Biest darf keine Opfer mehr fordern. Freddy, Sie fahren auch zum Horn Drive. Sie fragen die Leute an der Straße über ihren entarteten Nachbarn aus. Ich möchte die Namen und Adressen aller Zeugen, die etwas von Engels’ Gewalttätigkeiten mitbekommen haben. Lassen Sie sich den ganzen Tag dazu Zeit. Dick, Sie fahren zur Wilshire-Wache und reden mit Sergeant Joe DiCenzo. Reden Sie mit ihm über den Mord an Leona Jensen. Sagen Sie Joe, daß ich jetzt mit den Untersuchungen beauftragt bin - er wird es verstehen. Lesen Sie die ganzen Berichte zu dem Fall durch - Autopsie, Ermittlungsbericht, Vermögensaufstellung, alles. Machen Sie sich Notizen. Ich selbst will ein paar Hintergrundinformationen zu unserem Eddie ausgraben. Wir treffen uns morgen wieder hier, gleiche Zeit. Jetzt an die Arbeit. Gott schütze euch!« Donnernd klatschte Dudley Smith in seine großen Hände und entließ uns.
    Breuning und Carlisle marschierten hintereinander zur Tür hinaus. Sie sahen wild entschlossen aus. Als ich ihnen folgen wollte, packte Dudley Smith mich am Arm. »Rufen Sie mich heute nachmittag im Büro an, mein Junge. Etwa um vier.«
    »Sicher, Dudley«, sagte ich.
    Smith drückte meinen Arm fest, dann schob er mich sanft zur Tür hinaus.
    Breuning stand auf dem Gehsteig und wartete offensichtlich auf mich. »Da wir beide zum Strip fahren, dachte ich, ich könnte dir folgen«, sagte er.
    »Sicher«, sagte ich. »Wo ist dein Wagen?«
    »Um die Ecke.« Breuning scharrte nervös mit dem Fuß.
    Ich sah, daß er mir noch etwas sagen wollte. Ich wollte es ihm leicht machen. »Wie lange bist du schon dabei, Mike?«
    »Elf Jahre. Du?«
    »Vier.«
    »War bestimmt ganz schön hart, diese beiden Mexikaner zu erschießen.«
    »Hab’ ich gar nicht so viel drüber nachgedacht.«
    »Hat mich nur beschäftigt. Dudley mag dich, weißt du das?«
    »Kann sein. Wie kommst du darauf?«
    Breunings unerschütterliches, deutsches Gesicht lief rot an. »Du hast ihn die ganze Zeit so komisch angesehen. Du hast sein Gesicht studiert, als sei er verrückt. Eine Menge Leute glauben, daß Dudley spinnt, aber das stimmt nicht. Er ist einfach schlau.«
    »Glaub’ ich dir. Er ist nur ein Schauspieler, und zwar ein verdammt guter. Er kann

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