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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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wir vors Schwurgericht, mein Junge, und lassen das Volk des großen Staates Kalifornien entscheiden, welches Schicksal der schöne Eddie verdient hat. Natürlich werden sie diesen dreckigen Hurensohn in die Gaskammer schicken.«
    »Er ist schon so gut wie drinnen, Dudley.«
    »In der Tat, mein Junge. Jetzt hören Sie mir zu. Unsere Kommandozentrale wird das Havana Hotel sein, unten an der Ecke Eigth und Olive Street. Ich hab’ uns schon ein Zimmer gemietet, Nummer sechzehn. Sie müssen morgen früh punkt acht Uhr dort sein. Tragen Sie Zivil. Schlafen Sie sich vorher gut aus. Sprechen Sie Ihre Gebete. Danken Sie Gott, daß Sie frei, weiß, siebenundzwanzig und ein glänzender Polizist sind. Jetzt gehen Sie nach Hause. John wird verstimmt sein, daß er da nicht dabei ist, deshalb möchte ich ihn ein bißchen besänftigen. Und jetzt fort mit Ihnen.«
    Ich stand auf und streckte die Beine aus. Ich reichte Dudley Smith die Hand. »Danke, Dudley«, sagte ich. »Das ist sehr wichtig für mich.«
    Smith schüttelte mir kräftig die Hand. »Ich weiß, mein Junge. Ich sag’ Ihnen, wir werden großartige Freunde sein. Gott segne Sie. Wenn Sie Ihre Gebete aufsagen, schicken Sie eins für den alten Dudley nach oben.«
    »Mach’ ich.«
    Smith lachte. »Machen Sie bestimmt nicht«, sagte er, »Sie suchen sich bestimmt so eine Mieze, zeigen ihr Ihre Marke und sagen ihr, Sie wären der künftige Polizeichef. Ha, ha, ha! Ich kenn’ Sie doch, mein Junge. Jetzt gehen Sie und lassen mich den alten John ein wenig besänftigen.«
    Ich ging zurück zu meinem Wagen und verspürte einen Hauch von Wahnsinn und Wunder. Ein wahnsinniges, wundervolles Lachen markierte meinen Weg, als ich losfuhr.

    Wahnsinniges Gelächter erfüllte in jener Nacht meinen Schlaf. Nagende Zweifel in Gestalt von Wacky Walker und Dudley Smith, die mit ihren Schlagstöcken zwirbelten und sich einander schmutzige Reime zuschrien, zerrten an mir. Reuben Ramos schaute zu, heulte auf seinem Saxophon und steuerte verschlüsselte Bemerkungen bei, wie ein bedröhnter griechischer Chor. Auch Captain Bill Beckworth war da und plärrte sein nichtswürdiges »Achtung, Freddy. Wenn du mein Putten verbesserst, mach’ ich dich zum König von Wilshire. Du kriegst soviel Muschis und Wunder, wie du verdauen kannst! Ich hol’ dir Walker von den Toten zurück und mach ihn zum Nobelpreisträger. Glaub mir!«
    Ich wachte mit Kopfschmerzen und der Gewißheit auf, daß Dudley Smith mich bescheißen und die Lorbeeren für den Eddie Engels-Fall ganz allein kassieren würde. Er war der leitende Beamte, er traf die Entscheidungen. Er war derjenige, der mit dem Staatsanwalt verhandeln würde, wenn Engels verhaftet war. Ich brauchte eine Rückversicherung, und ich wußte genau, wen ich anzurufen hatte.
    Ich ließ mir Zeit beim Anziehen und zum Frühstücken. Ich briet Night Train ein Pfund Hamburger. Er schlang es gierig runter und leckte den Teller aus. Ich warf ihm einen Suppenknochen als Nachtisch hin. Während er noch daran nagte, rief ich die Auskunft an und ließ mir die Telefonnummer des Staatsanwaltsbüros von Los Angeles geben. Es war noch früh. Ich hoffte, daß schon jemand da sein würde.
    Ich wählte. »Büro des Staatsanwalts!« antwortete ein weiblicher Singsang.
    »Guten Morgen«, sagte ich, »ich möchte bitte Miss Lorna Weinberg sprechen.«
    »Und Ihr Name bitte?«
    »Fred Underhill.«
    »Einen Moment, bitte. Ich verbinde.«
    Einen Augenblick später war Lorna Weinberg in der Leitung. Sie klang gequält. »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo, Miss Weinberg. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Ja. Ist etwas mit meinem Vater?«
    »Nein. Es ist sowohl persönlich als auch beruflich. Ich muß Sie so bald wie möglich sprechen.«
    »Um was geht’s?« schnauzte Lorna.
    »Kann ich am Telefon nicht drüber sprechen.«
    »Um was geht’s, Mr. Underhill?«
    »Es ist sehr wichtig. Etwas, von dem ich sicher bin, daß Sie es auch für wichtig halten. Kann ich Sie heute abend treffen?«
    »Gut. Ganz kurz. Wie wär’s vor dem Rathaus. Am Eingang in der Spring Street um fünf? Ich habe fünfzehn Minuten Zeit.«
    »Ich werde dasein.«
    »Wiederhören, Officer«, sagte Lorna Weinberg und hing ein, bevor ich die witzige Bemerkung loswerden konnte, die ich mir ausgedacht hatte.
    Es war ein heißer, stickiger Tag, aber das störte mich nicht im geringsten. Voller Vorfreude fuhr ich in die Stadt und parkte vor dem Havana Hotel, einem alten, eingeschossigen, roten Backsteingebäude mit einem wackligen

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