Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Leute hervorragend anfeuern. Das ist seine Begabung.«
    »Richtig. Er möchte diesen Engels schnappen. Und wie.«
    »Ich weiß. Er hat’s mir gesagt. Er haßt Frauenmörder.«
    »Das ist nicht alles. Du mußt Dudley kennen. Ich kenn’ ihn sehr gut. Seit ich angefangen habe. Er ist immer noch stinksauer wegen der Dahlie. Er sagte mir, der Engels-Fall ist seine Buße dafür, daß er den Kerl, der sie aufgeschlitzt hat, nicht geschnappt hat.«
    Ich dachte darüber nach. »Er war nicht für die ganze Untersuchung verantwortlich, Mike. Die gesamte Polizei von Los Angeles konnte den Mörder nicht finden. Es war nicht Dudleys Schuld.«
    »Ich weiß, aber er hat es so aufgefaßt. Er ist ein religiöser Mann, und er nimmt die Engels-Geschichte richtig persönlich. Der Grund, warum ich das alles erzähle, ist, daß Dudley dich groß rausbringen will. Er sagt, du hättest das Zeug, um bei der Polizei große Karriere zu machen. Meine Sache ist das nicht. Mir gefällt es, als Sergeant im Büro zu hocken. Aber du mußt dich nach Dudley richten. Ich sehe, daß du vor Dudley keine Angst hast, und das ist schlimm. Wenn du ihm in die Quere kommst, taucht er dich ganz tief in die Scheiße. Das wollte ich dir sagen.«
    Ich lächelte über die Ermahnung. Sie erhöhte meinen Respekt vor Dudley Smith. Und meinen Respekt vor Mike Breuning, weil er es mir gesagt hatte. »Danke, Mike«, sagte ich.
    »Bitte. Düsen wir jetzt endlich zum Strip. Mich juckt’s schon in den Fingern.«
    Mike holte seinen Wagen und fuhr hinter mir her. Ich hoffte, daß Eddie Engels noch schliefe, damit Mike beschäftigt wäre. Ich fuhr Richtung Norden auf der La Cienega. Als ich zehn Minuten später auf den Strip einbog, war Mike direkt hinter mir. Auf dem Horn Drive fuhr ich rechts ran und zeigte Mike Engels’ Bungalow und seinen Oldsmobile. Mike lächelte und hielt seinen Daumen nach oben. Ich winkte und fuhr den Hügel hoch, parkte und machte mich auf den Weg, die Leute auszufragen.

    Ich klopfte an die Türen von Bungalows, schicken Häusern, schloßartigen Wohnanlagen, Künstlerhöhlen und erntete eine Kette leerer Blicke, Gähnen und gelangweiltem Kopfschütteln. »Tut mir leid, kann Ihnen nicht helfen.« Eddie, das Phantom. Das dauerte insgesamt fünf Stunden. Um zwei Uhr ging ich runter zu der Imbißbude Ecke Horn und Sunset, bestellte mir zwei Cheeseburger, Pommes frites, einen Salat und eine riesige Ananasmilch. Ich war wie ausgehungert - und nervös wegen meines Treffens mit Lorna Weinberg.
    Der Mann, der mich am Tresen bediente, sah aus wie ein müder Limodudler aus der Hölle. Während ich meinen Salat in Angriff nahm, stand er schief vor mir und bohrte abwechselnd zwischen seinen Zähnen und in seiner Nase. Eine Unterhaltung schien unvermeidbar - fragte sich nur, wer anfangen würde. Ich tat es, aus zwingendem Grund. »Bringen Sie mir ’n bißchen Ketchup, ja?«
    »Klar, Mann«, sagte er und reichte mir eine Flasche Heinz’s. Dann beugte er sich vor und hauchte mich an. »Sind Sie ein Bulle?« fragte er. Das war interessant.
    »Los Angeles Police Department«, sagte ich. »Bist du ein Knacki?«
    »Ich bin seit sechs Jahren sauber. Hab’ meine Bewährungszeit überstanden, toi, toi, toi.« Der Kerl klopfte umständlich auf die Holztheke.
    »Glückwunsch«, sagte ich. »Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Laden?«
    »Seit zwei Jahren. Toi, toi, toi.«
    »Kennen Sie Ihre Kundschaft gut?«
    »Die Heinis oder die richtigen Kunden?«
    »Sehr scharfsinnig. Ich meine die Leute, die in der Nachbarschaft wohnen und hierher essen kommen.«
    »Oh.« Die Augen des Mannes verengten sich und bekamen einen verschlagenen Ausdruck. »Meinen Sie jemand Bestimmten?«
    »Ja. Einen Kerl namens Eddie. Ein gutaussehender Kerl, ungefähr dreißig. Lockiges, braunes Haar. Braune Augen. Dufte angezogen. Ein Stenz. Immer ’ne flotte Biene im Schlepptau. Kennen Sie ihn?«
    Die Augen des Verkäufers blieben unbeteiligt. Als ich fertig war, nickte er kaum wahrnehmbar. »Ja, ich glaube.«
    Ich trumpfte auf. »Ich bin Polizist und sehr großzügig. Erzählen Sie.«
    Er blickte sich nach Lauschern um. Keine da. »Okay - Sie haben recht. Fescher Bubi. Weiberheld. Die hätte ich mal haben sollen, die Damen, mit denen er hier aufgekreuzt ist. Hör’n Sie zu, Officer-«
    Ich langte in meine Jackentasche nach einem Foto von Maggie Cadwallader. »Sie?« fragte ich. »Dieses Weib?«
    Der Verkäufer sah sich das Foto genau an, schüttelte den Kopf. »Nee, mit so ’ner

Weitere Kostenlose Bücher