Heimlich
lachte. »Als ich sah, daß sie unter Drogen stand, und zwar nicht unter Alkohol, schaute ich in ihrem Medizinschränkchen nach. Ich fand ein Rezept für Kodeintabletten. Eine legale Rauschgiftsüchtige, mein Junge. Also nutzte ich ihre Angst aus, das Rezept zu verlieren, und alles kam ans Licht: Eddie gab ihr wegen eines Muskelbubis den Laufpaß. Sie liebt Eddie, sie haßt Eddie, am meisten aber liebt sie Kodein. Eine Tragödie, mein Junge.«
Unaufgefordert fuhr ich den weiten Weg nach L.A. zurück über den Laurel Canyon Boulevard. Die kurvenreiche Strecke durch ländliches Gebiet gab mir genügend Zeit, den Mann zu erforschen, der sich vor meinen Augen in alle Himmelsrichtungen ausbreitete.
Dudley Smith war ein Zauberer, aber ein brutaler. Ich hatte ihm gegenüber zwiespältige Gefühle. Für Katz und Mausspiele war er zu clever, deshalb begann ich ohne Umschweife. »Erzählen Sie mir von der Dahlie«, sagte ich.
Dudley tat überrascht. »Die Dahlie? Welche Dahlie?«
»Sehr komisch. Die Dahlie.«
»Oh. Ah ja. Die Dahlie. Was speziell möchtest du wissen, mein Junge?«
»Wie weit Sie bei ihrer Untersuchung gegangen sind, was Sie sahen, was Sie tun mußten.« Ich sah Dudley an, als wollte ich ihm gleichzeitig Interesse und felsenfeste Ergebenheit signalisieren. Er lächelte dämonisch, und wieder lief mir ein kleiner Schauer über den Rücken.
»Paß auf die Straße auf, mein Junge, und ich erzähle es dir. Du hast irgendwelche Geschichten gehört, oder?«
»Eigentlich nicht.«
»Dann erzähle ich dir eine, aus erster Hand: Ich habe schon viele, viele Verbrechen an Frauen gesehen, mein Junge, und das Verbrechen an Elisabeth Short übertraf sie alle um Längen - die Grausamkeiten, die ihr angetan wurden, würde auch der Satan nicht verstehen. Sie wurde tagelang systematisch gefoltert, und dann bei lebendigem Leib in Stücke zerlegt.«
»Großer Gott«, sagte ich.
»Großer Gott, in der Tat, mein Junge. Die Untersuchung lief schon drei Wochen, als ich hinzugezogen wurde. Ich bekam einen Sonderauftrag: Alle Psychopathen überprüfen, die das Verbrechen gestanden hatten und als Zeugen festgehalten wurden; die Jungs glaubten, einer von ihnen könnte es tatsächlich getan haben; es waren insgesamt dreißig, mein Junge, und sie waren der Abschaum dieser Erde -Degenerierte, die Mütter haßten, Babys vergewaltigten und Tiere fickten. Zweiundzwanzig erledigte ich sofort. Hier einen Arm gebrochen, da einen Kiefer zerschmettert, so konfrontierte ich sie mit den Einzelheiten von Bettys qualvollem Tod. Ich schlug sie und prüfte ihre Reaktionen. Sie fürchteten mich mehr als den Satan persönlich. Keiner von ihnen hatte es getan; sie waren schuldige, dreckige Schweine, die bestraft werden wollten, und ich erfüllte ihren Wunsch. Aber keiner war des Verbrechens an der schönen Beth schuldig.«
Dudley machte eine Kunstpause und reckte sich. Er wartete darauf, daß ich ihn bat, weiterzuerzählen.
Ich gehorchte: »Und die anderen acht?«
»Ah ja. Meine Hauptverdächtigen, diejenigen, bei denen ich nicht wußte, was ich von ihren Reaktionen halten sollte. Nun, mein Junge, ich war schlau genug zu wissen, daß diese acht eines gemeinsam hatten: Sie waren total wahnsinnige, sabbernde Verrückte mit Schaum vor dem Mund, die zu allem fähig waren. Das machte den Umgang mit ihnen ein bißchen schwierig. Ich war überzeugt, daß ihr Wahnsinn von solch einer Intensität war, daß sie alle körperlichen Torturen überstehen würden. Außerdem dachten sie alle, sie hätten die schöne Beth ermordet; sie hatten es doch gestanden, oder?
Die Kollegen, mit denen ich gesprochen hatte, hatten mir erzählt, ihrer Meinung nach hätte der Mörder die schöne Betty an den Füßen aufgehängt; an ihren Gelenken waren Schürfwunden von einem Seil. Das brachte mich auf eine Idee, wie ich diese degenerierten Idioten schocken könnte. Ich mußte ihren Wahnsinn durchbrechen. Zuerst mietete ich ein leerstehendes Lagerhaus, das einem Freund gehörte. Dann lieh ich mir eine junge, weibliche Tote von einem Pathologen im Leichenschauhaus, der mir einen Gefallen schuldete. Einen großen, mein Junge - der alte Dudley hat bei diesem Kerl einmal weggeschaut, und er gehört mir für den Rest seines Lebens.
Dick Carlisle und ich schafften die Tote nachts heimlich in das Lagerhaus. Ich färbte ihr Haar schwarz wie das des Mordopfers. Ich zog sie aus, fesselte sie an den Fußgelenken mit einem Seil, und Dick und ich zogen sie mit den Füßen nach oben
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