Heimliche Helden
Lettern umher.
Vom »Irrtum zur Wahrheit«, wie der Hausfreund verspricht?
Der Handwerksbursche bastelt sich am Ende, bei heimatlichen Sprachklängen und fremdem Käse, einen Reim auf die Geschichte. Er gewinnt, für sein Leben. Denkt an die großen Kästchen Haus und Schiff, an das engere Kästchen Grab, während er sich Käse ins Mundkästchen stopft und in den Bauch. Er hat die richtige Frage den Richtigen gestellt. Jenen, die sie nicht verstanden. Sodass er sie nun auf seine Weise beantworten muss.
In Amsterdam lässt Hebel ein anderes Bild für uns stehen. Mächtig und wild schwanken die Masten der reichen Handelsschiffe weiterhin auf dem Y-Meer. Erfolgreich fahren sie ein und aus, bringen Geld.
Irrtum?
Wahrheit?
Oder wollte Wahrheit sein, was, gezeichnet auf einen links und rechts sich verzweigenden Weg, stets seine Konturen verändert, etwas das, aufs Fremdeste (?), aufs Frechste (?), (um uns herum) zu schwimmen versteht?
Merkwürdige Gespenstergeschichte
Verwichenen Herbst fuhr ein fremder Herr durch Schliengen, so ein schöner, braver Ort ist. Den Berg hinauf aber ging er zu Fuß wegen den Rossen und erzählte einem Grenzacher folgende Geschichte, die ihm selber begegnet ist.
Als der Herr ein halbes Jahr vorher nach Dänemark reiste, kommt er auf den späten Abend in einen Flecken, wo nicht weit davon auf einer Anhöhe ein sauberes Schlösschen stand, und will über Nacht bleiben. Der Wirt sagt, er habe keinen Platz mehr für ihn, es werde morgen einer gerichtet, und seien schon drei Scharfrichter bei ihm über Nacht. So erwidert der Herr: »Ich will denn dort in das Schlösslein gehen. Der Zwingherr, oder wem es angehört, wird mich schon hineinlassen und ein leeres Bett für mich haben.« Der Wirt sagt: »Manch schönes Bett mit seidenen Umhängen steht aufgeschlagen in den hohen Gemächern; und die Schlüssel hab ich in Verwahrung. Aber ich will es Euch nicht raten. Der gnädige Herr ist schon vor einem Vierteljahr mit seiner Frau und mit dem Junker auf eine weite Reise gezogen, und seit der Zeit wüten im Schlösslein die Gespenster. Der Schlossvogt und das Gesinde konnten nimmer bleiben; und wer seitdem in das Schlösslein gekommen ist, der geht zum zweiten Mal nimmer hinein.« Darüber lächelt der fremde Herr; denn er war ein herzhafter Mann, der nichts auf die Gespenster hielt, und sagt: »Ich will’s probieren.« Trotz aller Widerrede musste ihm der Wirt den Schlüssel geben; und nachdem er sich mit dem Nötigen zu einem Gespensterbesuch versehen hatte, ging er mit dem Bedienten, so er bei sich hatte, in das Schloss.
Im Schloss kleidete er sich nicht aus, wollte auch nicht schlafen, sondern abwarten, was geschieht. Zu dem Ende stellte er zwei brennende Lichter auf den Tisch, legte ein Paar geladene Pistolen daneben, nahm zum Zeitvertreib den Rheinländischen Hausfreund, so in Goldpapier eingebunden an einem roten, seidenen Bändelein unter der Spiegelrahme hing, und beschaute die schönen Bilder. Lange wollte sich nichts spüren lassen. Aber als die Mitternacht im Kirchturm sich rührte und die Glocke zwölf schlug, eine Gewitterwolke zog über das Schloss weg, und die großen Regentropfen schlugen an die Fenster, da klopfte es dreimal stark an die Türe, und eine fürchterliche Gestalt mit schwarzen, schielenden Augen, mit einer halbellenlangen Nase, fletschenden Zähnen und einem Bocksbart, zottig am ganzen Leib, trat in das Gemach und brummte mit fürchterlicher Stimme: »Ich bin der Großherr Mephistopholes. Willkomm in meinem Palast! Und habt Ihr auch Abschied genommen von Frau und Kind?« Dem fremden Herrn fuhr ein kalter Schauer vom großen Zehen an über den Rücken hinauf, bis unter die Schlafkappe, und an den armen Bedienten darf man gar nicht denken. Als aber der Mephistopholes mit fürchterlichen Grimassen und hochgehobenen Knien gegen ihn herkam, als wenn er über lauter Flammen schreiten müsste, dachte der arme Herr: In Gottes Namen, jetzt ist’s einmal so, und stand herzhaft auf, hielt dem Ungetüm die Pistolen entgegen und sprach: »Halt oder ich schieß!«
Mit so etwas lässt sonst nicht jedes Gespenst sich schrecken, denn wenn man auch schießen will, so geht’s nicht los, oder die Kugel fährt zurück und trifft nicht den Geist, sondern den Schütz. Aber Mephistopholes hob drohend den Zeigfinger in die Höhe, kehrte langsam um und ging mit ebensolchen Schritten, als er gekommen war, wieder fort. Als aber der Fremde sah, dass dieser Satan Respekt vor dem Pulver
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