Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
vorwurfsvollen Stimme angelockt, blieb eine Küchenmagd verstohlen in der Ecke stehen und lauschte der Auseinandersetzung.
„Die Vermählung kam für ihn wie für mich ein wenig überraschend. Er wird es aus diesem Grund versäumt haben, Sie zu informieren. Doch Wilkins …“
„Dieser alte Trunkenbold soll sich mir nicht auf zehn Schritte nähern, oder ich werde …“
Wie es schien, war die Frau es gewohnt, Befehle zu erteilen. Beherzt setzte Miranda einen Schritt vor und fuhr in strengem Ton fort: „Seine Gnaden ist keineswegs verpflichtet, Sie über seine Eheschließung in Kenntnis zu setzen, Mrs. …“
Die Angesprochene zögerte, gab aber schließlich nach. „Clopton.“
„Mrs. Clopton. Sie wussten, dass es mich gibt, denn Sie haben mir Frühstück bringen lassen.“ Sie entschied sich dagegen, die schlechte Qualität der Speisen zu erwähnen. Offensichtlich stand die Haushälterin vor ihr, und sie musste die Frau erst einmal besänftigen.
„Es kümmert mich nicht, was für Damen die Gentlemen da oben einladen.“
„Es sollte Sie aber kümmern, Mrs. Clopton. Sie sind immerhin die Haushälterin, oder irre ich mich?“
„Das bin ich“, versetzte die Frau und sah sie misstrauisch an.
Miranda machte eine ausladende Geste und wies auf die Tür, die zu der Treppe nach oben in die herrschaftlichen Räume führte, während sich immer mehr Dienstboten um sie versammelten, um dem Disput zu lauschen. Welche Worte auch immer fallen mochten, die gesamte Dienerschaft würde davon erfahren, ehe Miranda zu Atem gekommen war. Ich muss mich bei dieser Frau durchsetzen, sonst habe ich verloren, schoss es ihr durch den Kopf, und sie fuhr fort: „Wenn Sie tatsächlich verantwortlich sind für diesen Haushalt, dann vollbringen Sie keine ruhmreichen Taten. Sie haben mit Sicherheit keinen Grund, stolz auf sich zu sein.“ Sie nickte zu dem Tisch hinüber, an dem die Dienstboten ihre Mahlzeiten einnahmen. „Allem Anschein nach gönnt man sich hier unten Annehmlichkeiten, die der Herrschaft verwehrt bleiben.“
„Sie verlangen also von den Dienstboten, dass sie wie die Tiere arbeiten, und das obendrein mit leerem Magen.“
Miranda sah sie verständnislos an. „Das halte ich keineswegs für notwendig. Es würde ausreichen, wenn sie für Sauberkeit, Ordnung und einen reibungslosen Ablauf im Tagesgeschehen sorgen würden, wie es in anderen Häusern selbstverständlich ist.“
„Unsere Leute arbeiten nur so viel, wie ihnen bezahlt wird. Und das ist verdammt wenig.“
Schockiert ob der groben Ausdrucksweise der Haushälterin, legte Miranda die Stirn in Falten. „Das habe ich zu beurteilen, Mrs. Clopton. Wenn Sie die Haushaltsbücher holen, werden wir sehen, ob wir etwas daran ändern können.“
Bei der Erwähnung der Bücher trat die Frau einen Schritt zurück. „Seine Gnaden hat es nie für nötig gehalten, die Haushaltsbücher zu überprüfen.“
„Seine Gnaden ist nicht da“, versetzte Miranda energisch. „Ich hingegen bin anwesend. Und ob es Ihnen gefällt oder nicht: Ich bin die neue Duchess of Haughleigh. Von jetzt an werden Sie mit mir auskommen müssen, Mrs. Clopton. Und nun bringen Sie mir die Bücher.“
Leises Gemurmel war hinter ihrem Rücken zu hören, während die Haushälterin sich aufrichtete und ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Ich denke nicht, dass das nötig ist.“
Miranda blieb ruhig, antwortete jedoch mit fester Stimme: „Mir drängt sich der Verdacht auf, dass Sie etwas zu verbergen haben.“
Die Frau machte eine unbehagliche Miene. „Als die alte Duchess noch lebte …“
„Auch sie hat die Bücher nie überprüft, wie ich annehme. Wie viele Jahre zweigen Sie schon Geld von der Haushaltskasse ab, Mrs. Clopton? Seit wann halten Sie die Dienerschaft kurz und verknappen das Essen, um in die eigene Tasche zu wirtschaften?“
„Wer sind Sie, dass Sie es wagen, mich eine Diebin zu schimpfen?“, gab Mrs. Clopton aufgebracht zurück. „Und was ist mit Ihnen? Sie haben sich den Titel erschlichen und versuchen nun, als Duchess durchzukommen!“
Miranda mahnte sich, ruhig zu bleiben, damit die Haushälterin nicht merkte, wie nahe sie an der Wahrheit war.
„Ich weiß nicht, was Sie sind, aus vornehmen Verhältnissen stammen Sie jedenfalls nicht.“
„Weil ich es nicht zulasse, dass Sie Seine Gnaden bestehlen?“
Die Haushälterin wurde flammend rot vor Zorn. „Sich bei Leuten zu bedienen, die genug besitzen, ist kein großes Verbrechen. Sich einen Titel zu erschleichen
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