Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
…“
„Überführt!“ Das Wort entfuhr ihr derart leidenschaftlich und lautstark, dass sie es mit ihrem Gemahl hätte aufnehmen können. „Ich hoffe, Sie haben sich so viel genommen, dass es für die nächsten Jahre reichen wird, Mrs. Clopton. Ich will, dass Sie packen und in einer Stunde das Haus verlassen.“
Miranda überhörte das Keuchen und das erregte Gemurmel der versammelten Dienstboten und stützte die Hände in die Hüften. „Wilkins?“
Der Butler war zu irgendeinem Zeitpunkt dazugestoßen und trat unverzüglich hervor, um sich tief zu verneigen.
„Sorgen Sie dafür, dass diese Frau den Weg aus dem Haus findet, Wilkins. Danach soll die gesamte Dienerschaft in der Eingangshalle antreten.“
„Jawohl, Euer Gnaden.“ Der Blick des alten Butlers war voller Zweifel, doch was zählte, waren seine Worte, nicht seine Gedanken. Immerhin hatte er sich ihrem Befehl nicht widersetzt, und damit würde sie sich vorerst zufriedengeben.
Die Herren Binley und Binley waren bereits zu Zeiten des ersten Duke of Haughleigh Freunde der Familie gewesen. Bis vor Kurzem war nur noch einer der auf dem Schild genannten Binleys als Anwalt tätig, doch inzwischen hatte auch dieser sich zur Ruhe gesetzt und seinem Sohn Claude den Platz geräumt. Der junge Mann war kaum älter als Marcus selbst und hatte die Namen auf dem Kanzleischild der Einfachheit halber und aus Respekt beibehalten. Nach etlichen gemeinsamen Jahren in Oxford traf Marcus nun den neuen Binley in der Kanzlei an, nur das Büro selbst schien unverändert.
Der Anwalt geleitete ihn in das mit Eichenholzpaneelen ausgekleidete Zimmer und wies ihm einen schweren Ledersessel an, um selbst hinter dem riesigen Schreibtisch Platz zu nehmen. „Welchem Umstand verdanke ich die Ehre Ihres Besuches, Euer Gnaden?“
„Ich habe ein Problem, Claude.“
„Dann haben wir beide eines. Seien Sie versichert, dass ich Ihnen jederzeit zur Verfügung stehe.“
„Diese Angelegenheit ist von etwas brisanter Natur. Sie bedarf höchster Diskretion.“
„Diskretion ist mein oberstes Gebot.“
Marcus lächelte. In Oxford hatte Claude sich noch nicht damit rühmen können, verschwiegen zu sein. „Es geht um eine Dame.“
„Und um St. John?“ Claude Binley griff nach seinem Notizblock.
„Ich denke nicht.“
Claude legte den Notizblock wieder aus der Hand, griff nach der auf seinem Schreibtisch stehenden Tasse und lehnte sich entspannt zurück.
„Dieses Mal bin ich selbst darin verwickelt.“
„Verheiratet?“
„Aber nicht legal.“
Claude, der gerade einen Schluck Tee genommen hatte, fing an, heftig zu husten.
„Mit einer mir vollständig fremden Frau.“ Marcus erhob sich, ging um den Tisch herum und klopfte dem Studienfreund auf den Rücken. Da diese Maßnahme nicht zu helfen schien, nahm er Claude die Tasse aus der Hand und machte Anstalten, ihm etwas nachzuschenken.
„Vielen Dank, aber ich möchte keinen Tee mehr“, brachte der Anwalt heiser hervor. „Hinter dem Bücherregal dort drüben steht eine Karaffe mit Whisky.“
„So früh am Tage?“
„Wenn es die Situation erfordert. Schenken Sie sich auch eine Tasse ein, und fahren Sie fort.“
Marcus tat, wie ihm befohlen, und goss ihnen beiden einen großzügigen Schluck Whisky ein. Hinter ihm brummte Claude: „Mein Vater hat mich vor den Haughleighs gewarnt. Ich hoffte, dass diese Generation weniger schlimm sei oder sich die Schwierigkeiten auf den Taugenichts St. John beschränken würden.“
Marcus reichte dem Freund die Tasse. „Wir können nichts für unsere Vorfahren und unsere angeborenen Eigenschaften, Claude.“ Und er begann, seine Geschichte zu erzählen – angefangen bei dem Arrangement, das seine Mutter für ihn eingefädelt hatte, bis hin zu der Begegnung mit Miranda in seiner Bibliothek.
Claude lauschte ihm aufmerksam. Als Marcus verstummte, griff er wieder zu seinem Notizblock. „Die Lösung für Ihr Problem ist ganz einfach. Eine materielle Entschädigung. Die Summe sollte gerade eben so hoch sein, dass sie dem Mädchen erlaubt, irgendwo weit weg ein Haus zu mieten und ein neues Leben zu beginnen.“
„Und wenn sie eine untadelige junge Dame ist, wie in dem Brief behauptet?“
„Dann sollte die Summe großzügig genug ausfallen, dass sie wieder zu ihrer Familie zurückkehren kann. Allerdings wird sie auf das gesellschaftliche Leben verzichten müssen.“
„Und die Hochzeit?“
„Ist, wie Sie bereits sagten, nicht legal. Oder vollzogen. Es läuft höchstens auf einen
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