Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
ist und willig, könnte es mich schlechter treffen. Bislang hat sie nicht den Eindruck bei mir erweckt, dass sie ein hohlköpfiges Ding ist, das nur von Bällen und Soireen träumt. Sie bekommt keine hysterischen Weinkrämpfe und kichert nicht wie ein Schulmädchen.“
Manchmal neigt sie allerdings zu Wutanfällen, ging es ihm durch den Sinn, und er musste lächeln bei der Vorstellung, wie sie ihn wütend mit ihren Vorwürfen bestürmt hatte. Plötzlich stand sie so bildhaft vor ihm, dass er ihr zartes Gewicht auf seinen Armen zu spüren glaubte. Das nächste Mal, wenn er sie zu ihrem Zimmer trug, würden sie ganz gewiss nicht streiten.
„Nein, Claude, wenn ich keinen schwerwiegenden Fehler an ihr entdecke, soll sie meine Gemahlin bleiben.“ Marcus legte die Briefe, die er aus Devon mitgebracht hatte, vor sich auf die Schreibtischplatte. „Ich wünsche, dass Sie mich darin unterstützen, ihre Familie zu finden.“
8. KAPITEL
Marcus betrat bereits den dritten Papierwarenladen an diesem Tag. Allmählich verlor er die Zuversicht, fündig zu werden. Vielleicht hätte er Claude doch die Nachforschungen überlassen sollen. Da er indes nicht wusste, was er am Ende zutage fördern würde, wollte er sich lieber persönlich um diese Angelegenheit kümmern.
Bislang hatte er herausgefunden, dass es tatsächlich eine Lady Miranda Grey gab; sie musste dreiundzwanzig Jahre alt sein und war die Tochter eines Sir Anthony Grey. Allerdings wären beide seit Jahren nicht mehr in der Gesellschaft gesehen worden. Sir Anthony hatte das Familienvermögen durchgebracht, nachdem seine Frau gestorben war, und sei, so hieß es, entweder wie ein gemeiner Feigling aus England geflohen oder habe sich eine Kugel durch den Kopf geschossen. Was von den Besitzungen der Familie übrig geblieben war, hatte man vor Jahren auf einer Auktion verkauft, wobei die Tochter damals nicht dabei gewesen wäre. Und keine Familie von Rang und Namen hatte sich – jedenfalls nicht, dass man wüsste – des Mädchens angenommen. Ob sie Tanten oder Onkel hatte, war niemandem bekannt. Der Name Lady Cecily war bei seinen Nachforschungen bislang nicht aufgetaucht.
Zu keinerlei Spaß mehr aufgelegt, blickte er den jungen Verkäufer hinter dem Tresen an. Er wagte kaum noch zu hoffen, dass dieser dritte Händler Licht ins Dunkel bringen konnte. Sobald er allerdings seinen Namen genannt hatte, eilte der Bursche ins Büro, um den Ladenbesitzer zu holen. Dieser kam eilfertig und größte Ergebenheit zur Schau stellend in den Verkaufsraum, wohl hoffend, ein gutes Geschäft zu machen.
„Wie können wir Ihnen behilflich sein, Euer Gnaden?“
„Ich bin frisch verheiratet und benötige eine entsprechende Ausstattung von Ankündigungen, Visitenkarten und Briefpapier für meine Gattin. Mit Monogramm und Wasserzeichen. Das Familienwappen darf auch nicht fehlen. Bin ich in dieser Angelegenheit bei Ihnen richtig?“
„Natürlich, Euer Gnaden.“ Der Mann strahlte.
„Ich habe kürzlich ein sehr schönes Papier gesehen. Es handelte sich dabei um Briefe an meine verstorbene Mutter, und nun suche ich den Hersteller. Sind Sie in der Lage, das Material wiederzuerkennen, damit ich sicherstellen kann, dass ich den richtigen Laden aufgesucht habe? Ich war bereits in mehreren Geschäften, doch leider ohne Erfolg.“
„Wäre es nicht einfacher, Sie würden sich beim Schreiber der Briefe über die Herkunft des Papiers erkundigen?“
Marcus erwiderte die Frage mit einem solch kühlen Blick, dass der Ladeninhaber es umgehend zu bereuen schien, den Mund geöffnet zu haben.
„Aber natürlich, wenn das Papier aus meinem Laden stammt, erkenne ich es wieder. Könnte ich die Briefe … vielleicht einmal sehen?“
Marcus legte das Bündel auf die Theke. Der Mann nahm die einzelnen Bögen in Augenschein und runzelte die Stirn. „Es ist immer unterschiedliches Papier, allerdings in allen Fällen dieselbe Tinte.“ Er räusperte sich. „Sie ist von nicht besonders guter Qualität. Und der Verfasser könnte eine neue Feder gebrauchen. Darf ich?“
Marcus nickte, und der Mann hielt den obenauf liegenden Bogen gegen das Licht. „Er hat mehrere Wasserzeichen. Zwei davon kenne ich. Es handelt sich in diesem Fall um Kundschaft von mir. Das dritte stammt von einem Papierhersteller in der Bond Street, und das Wappen ist mir auch bekannt. Und das vierte?“ Er zuckte mit den Schultern. „Nun, es passt nicht zu den anderen. Es ist gut gemacht, befindet sich indes auf gewöhnlichem Papier, das
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