Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Personals in diesem Haus ist seit Langem Gesprächsstoff unter den Dienstboten. Sie werden Mühe haben, eine neue Haushälterin zu finden, wenn die infrage kommende Person erfährt, was hier gezahlt und gleichzeitig für das wenige Geld verlangt wird. Und mein Gehalt reicht nicht aus, um das Lebensnotwendige zu kaufen, geschweige denn, dem Duke den fehlenden Brandy zu erstatten.“
Miranda hob beschwichtigend die Hand. „Sie bleiben, Wilkins. Bis mein Gemahl zurück ist, werden wir eine Lösung für dieses Problem gefunden haben.“
Wieder klopfte jemand an die Tür, und nach Mirandas Aufforderung stürzte eines der Zimmermädchen in den Raum. „Euer Gnaden? Es ist etwas Furchtbares im Speisesalon geschehen. Kommen Sie schnell.“
Hastig erhob Miranda sich und eilte der Dienerin klopfenden Herzens hinterher. Sie konnte nur hoffen, dass niemand von der Leiter gefallen war, hatte sie doch die Lakaien instruiert, die Kandelaber abzuhängen.
Als sie indes den Raum betrat, sah sie, dass die Lage noch viel schlimmer war, zumindest in den Augen der Zimmermädchen, die ihr kreidebleich entgegenliefen.
„Wir haben uns an Ihren Rat gehalten, Euer Gnaden, aber sehen Sie selbst, was passiert ist“, rief eine von ihnen ihr zu und zeigte auf die Wand.
Die Dienstboten hatten sich in einer Ecke des Raums versammelt und schienen, ihren beklommenen Mienen nach zu urteilen, auf ihre Entlassung zu warten.
Miranda blickte über ihre Köpfe hinweg nach oben auf die Tapete und erstarrte vor Schreck. Die Darstellungen der grasenden Schafe auf der Seidenmalerei waren entweder bis zur Unkenntlichkeit verwischt oder zerrannen in Richtung der Wandtäfelung. Der Hirte, der zuvor seiner Liebsten bewundernde Blicke zugeworfen hatte, war noch gut zu erkennen, doch sein Lächeln war ersetzt durch ein wässriges, boshaftes Grinsen. An dieser Stelle schienen die Zimmermädchen ihre Arbeit abgebrochen und Hilfe geholt zu haben. „Keine Drucke, sondern handgemalt“, sagte Miranda atemlos. „Man hätte ebenso gut über gewöhnliches Papier wischen können.“
„Wir haben nur getan, was Sie uns befohlen haben, Euer Gnaden“, sagte jemand mit vor Angst verzagter Stimme. Die arme junge Frau, die diese Worte geäußert hatte, rechnete offensichtlich damit, dass sie, ihre Herrin, jeden Augenblick explodieren würde.
„Euch trifft keine Schuld. Ich hätte mir Gedanken über das Material machen müssen, bevor ich die Anweisung gab, die Wand zu säubern. Dieser Tapete ist nicht mehr zu helfen. Wir werden sie ersetzen müssen. Bitte fahrt mit eurer Arbeit fort und kümmert euch um die Fenster, Böden und Kamine. Macht euch keine Gedanken über die Wände. Ich werde mir etwas einfallen lassen.“
Erschöpft von dem Schrecken und den Ereignissen zuvor, begab Miranda sich auf ihr Zimmer. Sie brauchte Ruhe und Zeit, um darüber nachzudenken, wie man dem Missgeschick Abhilfe schaffen konnte. Sie würde neue Seide aus dem Laden im Dorf anfordern müssen; allerdings gab sie sich keiner allzu großen Hoffnung hin, dass man dort etwas von vergleichbarer Qualität fand. Eine Bestellung aus London war vermutlich unumgänglich. Sie seufzte. Dabei besaß sie nicht einen Penny, und sie hatte auch keine Möglichkeit, an Geld heranzukommen. Andererseits, kam es ihr plötzlich in den Sinn, bin ich jetzt eine Duchess und brauche kein Bargeld mehr. Sie konnte sich auch nicht erinnern, dass ihre Mutter bar bezahlt hatte, wenn sie gemeinsam einkaufen gegangen waren. Selbst als sie mittellos gewesen waren, hatte man ihnen ob des hohen Ansehens des Vaters Kredit gewährt.
Natürlich war abzusehen, dass ihr Gatte wütend sein würde. Doch in den zwei Tagen ihres Beisammenseins hatte er sich bei so vielen Gelegenheiten echauffiert, dass ein Anlass mehr wahrlich keinen Unterschied machte.
Das Abendessen würde heute mehr Gaumenfreude bereiten als die Mahlzeiten der vergangenen Tage. Nach einem kurzen Mittagsschlaf war Miranda ein zweites Mal in die Küche hinuntergegangen und hatte die Köchin zur Rede gestellt. Obwohl sie zunächst argwöhnisch gewesen war, hatte Mrs. Smith rasch Gefallen an Mirandas Angebot gefunden, dass sie die Gewürze und Zutaten selbst aussuchen dürfe und die von Mrs. Clopton angeordnete Zurückhaltung in der Zusammensetzung der Mahlzeiten nicht länger einhalten müsse.
Miranda hatte es indessen zugelassen, dass Polly ihr eine kunstvolle Frisur arrangierte, und war in das vornehmste Abendkleid geschlüpft, das ihr zur Verfügung stand.
In
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