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Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Titel: Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill
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„Ich wollte Sie nicht stören.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Miranda, meine Liebe“, sagte er. „Schließlich habe ich Sie hierhergeführt. Es war unfreundlich von mir, dass ich Ihnen von der Seite gewichen bin.“
    Miranda betrachtete das Gemälde, vor dem er zuvor wie hypnotisiert gestanden hatte. Eine hübsche junge Dame mit goldblonden Locken war darauf zu sehen. Sie trug ein rosenholzfarbenes Taftkleid. Miranda musste sich in ihrem Eindruck korrigieren: Die Frau war nicht bloß hübsch, sie strahlte gleichsam vor Schönheit. Ihr Antlitz mit den feinen Zügen, den zartrosa gefärbten Wangen und den verführerisch vollen, geschwungenen Lippen musste jeden Betrachter in seinen Bann ziehen.
    „Das ist Bethany. Sie war die atemberaubendste Frau, die dieses Haus je mit ihrer Gegenwart beglückt hat.“
    „Eine Vorfahrin von Ihnen?“, erkundigte Miranda sich, doch bei näherer Betrachtung des Kleides kam sie selbst zu dem Schluss, dass dieses Porträt höchstens zehn Jahre alt sein konnte.
    „Nein, das nicht. Aber Sie haben viel mit ihr gemeinsam. Bethany war die erste Frau meines Bruders.“
    Erstaunt weiteten sich ihre Augen. Kein Wunder, dass mein Gatte wütend ist, ging es ihr durch den Kopf. Bedenkt man, dass er einen Engel verloren hat und jetzt an ein schäbiges Ding wie mich gebunden ist. „Und sie starb bei der Geburt ihres Kindes?“
    „Zumindest ist das die offizielle Version“, erwiderte St. John mit merkwürdig veränderter Stimme.
    Sie sah ihn neugierig an. „Haben Sie Grund zu der Annahme, dass es sich nicht so verhielt?“
    „Oh, es stimmt schon; sie starb im Wochenbett. Indes dachte ich immer …“ Er seufzte. „Wäre sie glücklich verheiratet gewesen, würde sie jetzt vielleicht noch unter uns weilen.“
    „War sie denn nicht glücklich?“ Miranda konnte sich kaum vorstellen, dass eine so strahlend schöne und privilegierte junge Frau unglücklich sein konnte.
    St. John lächelte schwach. „Mittlerweile kennen Sie meinen Bruder und seine Launen, Miranda. Zwei Menschen wie ihn und Bethany zu vereinen war so, als ob man einen zarten Schmetterling in den Sturm schicken würde. Sie waren nicht einmal ein Jahr vermählt, als sie starb, doch ihre Seele hatte lange davor zu leiden begonnen.“
    Miranda erbleichte. „Weshalb?“
    „Weshalb sie ihn geheiratet hat?“ St. John seufzte wieder. „Weshalb würde jede beliebige Frau meinen Bruder zum Gatten erwählen? Seien Sie ehrlich, meine Liebe. Aus dem gleichen Grund wie Sie.“
    Aus Verzweiflung, dachte sie bitter.
    St. John setzte seine Rede fort, als fühlte er sich verpflichtet, seine Andeutung eingehender zu erläutern. „Der Titel spielt eine große Rolle. Möge man über meinen Bruder denken, was man will, aber er ist ein reicher und mächtiger Mann. Die Versuchung dürfte für jedes Mädchen groß sein.“ Er verstummte und betrachtete das Gemälde erneut. „Dieses Porträt wird ihr nicht gerecht. Ihre Augen leuchteten wie Smaragde. Ihr Haar schien wie pures Gold und war weich wie Seide. Sie konnte wie ein Engel singen, und ihr Lachen klang wie Musik. Und wie zart und graziös sie war.“ St. Johns Augen bekamen einen harten Ausdruck. „Mein Bruder sah sie und beschloss, dass er sie haben musste. Und sie war betört von seinem Reichtum und lief ihm geradewegs in die Arme. Als ich sie wiedersah, ein paar Monate nach der Hochzeit, gab sie mir zu verstehen, dass sie sich danach sehnte, Haughleigh zu verlassen. Marcus machte ihr Angst. Wenn ich nur daran denke, wie diese zarte Rosenknospe in seinen Händen …“ Er brach ab und hüstelte. „Ich konnte nichts für sie tun. Ich war erst achtzehn Jahre alt, hatte weder Geld noch Einfluss.“ Er legte Miranda seine Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich um. „Ich werde kein zweites Mal mitansehen, wie eine junge Seele zerstört wird. Miranda, meine Mittel sind beschränkt, aber wenn Sie irgendwann einmal meine Hilfe brauchen, stehe ich Ihnen unbedingt zur Verfügung.“
    „Sie hätten mich gestern, vor der Trauung, warnen sollen.“ Jetzt ist es zu spät, fügte sie in Gedanken hinzu.
    „Gestern ergab sich leider keine Gelegenheit, doch nun, da mein Bruder in London ist, kann ich frei sprechen. Sie brauchen nur ein Wort zu sagen, und ich werde Ihnen dabei behilflich sein zu fliehen. Sie könnten längst fort sein, ehe er heimkommt.“
    Wohin könnte ich fliehen?, fragte sie sich insgeheim. Sie kannte niemanden, der sie aufnehmen würde. „Ich habe keine Angst vor dem

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