Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
getroffen sind. Und, Lord Anthony, ich nehme an, dass Ihre Schulden bislang nicht beglichen sind?“
„So ist es, Euer Gnaden.“
„Dann werden sie beglichen.“
„Ich habe nicht das Geld …“
„Natürlich nicht, aber ich habe es.“
„Ich habe niemals darauf spekuliert …“
„Sei es, wie es ist“, fiel Marcus dem Mann in so herrischem Ton ins Wort, dass er sich nur noch fügen konnte.
Sir Anthony verstummte.
Marcus setzte seine Rede fort: „Sie mögen nicht darauf spekuliert haben, mir Ihre Schulden aufzubürden. Ich ziehe es indes vor, dafür zu sorgen, dass sie beglichen werden. Ich dulde keinen Widerstand. Schreiben Sie alle Beträge auf, an die Sie sich erinnern, und vergessen Sie die leidige Angelegenheit. Sie werden sich auf meinen Jagdsitz zurückziehen, während ich Ihren Namen wiederherstelle und mit Miranda darüber spreche, wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellt.“
Er erhob sich. „Wenn wir in dieser Angelegenheit übereingekommen sind, werden Sie von mir oder ihr kontaktiert, dann steht einem Wiedersehen nichts mehr im Wege. Entweder wird sie mit intakter Ehre und zurückgewonnener Freiheit zu Ihnen heimkehren, oder Sie kommen zu uns nach Haughleigh Grange – das wird sich zeigen. Allerdings werde ich sie nicht freigeben und zu Ihnen schicken, wenn Sie Miranda bei der nächstbesten Gelegenheit an einen anderen wohlhabenden Mann verkaufen. Wie auch immer ihre Zukunft aussehen mag – die Zeiten, in denen sie für Dinge büßen muss, an denen sie keine Schuld trägt, haben ein Ende. Dafür werde ich persönlich sorgen.“
13. KAPITEL
Das helle Sonnenlicht spiegelte sich auf den Fenstern wider und blendete Marcus, während er die Geschäftsstraße hinaufschlenderte. Die spätsommerliche Wärme drang durch den Wollstoff seines Gehrocks und umhüllte ihn wohltuend. Es war ein zu schöner Tag, um in die Kutsche zu steigen. Wenn er genau überlegte, war es sogar der schönste Tag seit Langem, und er hatte das starke Bedürfnis, die Einkäufe zu Fuß zu erledigen.
Tamti tam … Wie geht das Lied noch weiter?, fragte er sich gut gelaunt. Die Melodie ging ihm bereits eine ganze Weile durch den Kopf, doch der dazugehörige Text mochte ihm nicht in den Sinn kommen. Es ging um eine Milchmagd. Und ein Schäfer spielte bei solch einem Liedchen auch immer eine Rolle – das Ergebnis war jedenfalls stets das gleiche.
Er begann zu pfeifen.
Was ist über mich gekommen?, dachte er erstaunt. Er flanierte über die Bond Street, als sei er der sorgloseste Mensch auf der ganzen Welt.
Er benahm sich fast wie St. John.
Brüsk blieb er stehen, und der Passant hinter ihm, beladen mit unzähligen Paketen, lief ihm geradewegs in die Hacken. Sämtliche Kartons und Schachteln purzelten auf den Gehweg. Lächelnd entschuldigte Marcus sich und half dem Mann beim Aufsammeln seiner Einkäufe mit einer Bereitwilligkeit, die er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte.
Seine heitere Laune mutete ihn seltsam an, erinnerte er sich doch gut, in welcher Verfassung er nach London gekommen war. Vor allem, wenn er berücksichtigte, welche Verantwortung nun auf seinen Schultern ruhte. Plötzlich verheiratet zu sein war bereits ein Schock gewesen. Eine Gemahlin an seiner Seite zu haben, die Nachttöpfe und Bierkrüge gespült hatte, war indes so absurd, dass er es nicht wirklich fassen konnte. Und was für Schwiegereltern durfte er jetzt als Teil seiner Familie begrüßen! Erführe Reverend Winslow von der Profession, der Mirandas Ersatzmutter nachgegangen war, würde sein Haar über Nacht schneeweiß werden.
Dieses Detail aus Lady Cecilys Leben mochte unter Umständen verheimlicht werden können, doch Marcus musste sie und Sir Anthony dazu bringen, dass sie sich trauen ließen, bevor er sie einlud, auf Haughleigh Grange zu leben. Unwillkürlich dachte er an Weihnachten und sah die Gefährtin Sir Anthonys an der Festtafel sitzen. Womöglich würde er die Frau in den Gemächern seiner Mutter unterbringen lassen, und diese Vorstellung bereitete ihm ein regelrecht teuflisches Vergnügen.
Es war verrückt.
Marcus betrat den nächsten Laden, einen Modesalon für Damen. Es war Jahre her, seit er Madame Souette, eine im Londoner ton beliebte Schneiderin, bei einem der zahlreichen Einkaufsbummel von Bethany gesehen hatte.
Die Frau erkannte ihn augenblicklich wieder. „Wie kann ich Ihnen helfen, Euer Gnaden?“ Sie wies ein Mädchen an, Tee zu bringen, und bat den Duke, sich zu setzen.
„Ich brauche … ich brauche
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