Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
alles“, erklärte Marcus. „Alles, was eine Dame benötigt. Er nahm ein Kleid von Miranda und ein Paar alte Slipper aus der Tasche, die Cecily ihm überlassen hatte, und reichte sie der Schneiderin. „Etwas größer vielleicht als dieses Modell sollte die Garderobe ausfallen.“
Madame starrte auf das abgetragene Kleid und schien sich kaum zurückhalten zu können, ihrem Entsetzen Luft zu machen. „Und die Dame, die die neue Garderobe braucht – was hat sie für einen Geschmack?“, wollte sie mit einem höflichen Lächeln wissen, aus Sorge, sie könne in Ungnade bei ihm fallen.
Marcus erläuterte ihr, so genau er es vermochte, wie die Kleider beschaffen sein sollten, und am Ende konnte sie ihr Erstaunen darüber, dass eine Duchess von Grund auf neu eingekleidet werden sollte, nicht länger verhehlen. Allerdings machte die Aussicht darauf, dass sie bezüglich der Farben und Muster frei walten durfte, ihre Irritation wieder wett, und mit der Versicherung, seinen Auftrag vorrangig zu erledigen, entließ sie Seine Gnaden wieder auf die Bond Street.
Marcus’ nächste Besorgung würde ihn zu einem Juwelier führen, um für Miranda einen Ring in Auftrag zu geben, der seinem Sigelring entsprechen, doch zudem mit Diamanten besetzt sein sollte. Sein Familienerbstück an ihrer Hand hatte ihm gut gefallen, und wenn dessen Pendant sich erst einmal wie angegossen um ihren schmalen Finger schmiegte, konnte ihn jeder als ein Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit zur Kenntnis nehmen. Gut gelaunt wechselte er die Straßenseite und erreichte nach wenigen Schritten sein Ziel.
14. KAPITEL
„Euer Gnaden, haben Sie etwas Hübsches für sich im Laden erstanden?“
„Nein, Polly. Die Sachen, die ich besitze, genügen mir vollkommen.“ Mit jedem Gang ins Dorf, der nötig gewesen war, um die Seide für die Tapete auszusuchen, zu bestellen und die unverzichtbaren Accessoires zusammenzustellen, war Polly beharrlicher geworden, sie darin zu ermutigen, sich etwas zum Anziehen zu kaufen. Miranda seufzte. Die Rechnung für den Ersatz der im Speisesalon zerstörten Wandbespannung würde horrend sein und sie ruinieren, wenn Marcus nicht rechtzeitig zurück wäre, um sie zu begleichen. Wie konnte sie da zusätzliche persönliche Einkäufe tätigen?
Polly hob den Saum des Abendkleides an, das ihre Herrin trug, um einen kritischen Blick darauf zu werfen. „Die Robe ist eigentlich sehr elegant, doch ich weiß nicht, wie lange die Nähte noch halten werden. Wenn Sie vielleicht etwas Spitze aus dem Dorf mitgebracht hätten …“
„Es geht auch ohne die Spitze, Polly.“
„Seine Gnaden wird Ihnen bestimmt feine Geschenke aus London mitbringen“, erklärte das Mädchen mit leuchtenden Augen.
Wenn er sich überhaupt noch daran erinnert, dass er verheiratet ist, ging es Miranda prompt durch den Kopf. Zumindest rechnete sie nicht damit, dass er an Dinge wie Spitze oder Hutbänder dachte.
„Und nun kümmere ich mich um Ihr Haar.“
„Mein Haar?“ Miranda fasste sich an ihren Zopf und befürchtete einen Augenblick lang, dass Polly ihr gleich vorschlagen würde, sich eine Perücke zuzulegen.
„So, wie Sie es tragen, Euer Gnaden, ist es recht ungewöhnlich. Die Dame von heute bevorzugt einen anderen Stil.“
Dafür ist meine Frisur praktisch, dachte Miranda. Sie benötigte weder eine Brennschere noch ein Dienstmädchen, das ihr fortwährend die Locken am Hinterkopf arrangierte.
„Ich dachte, vielleicht könnte ich so etwas wie das hier bei Ihnen probieren.“ Polly reichte ihr eine Seite aus Le Beau Monde und zeigte auf eine modisch gekleidete Dame mit einer nur als kunstvoll zu bezeichnenden Frisur.
Miranda seufzte und tat dem Mädchen die Sorge kund, am Ende nicht annähernd so reizend auszusehen wie die Dame in dem Magazin. Schließlich gab sie nach und wurde nicht enttäuscht. Als sie, nachdem Polly ihr Haar leicht gekürzt und die Lockenschere zum Einsatz gebracht hatte, in den Spiegel sah, vermochte sie sich kaum wiederzuerkennen. Zierliche Löckchen umschmeichelten ihre Wangenknochen, die sie in ihrer Ausprägung nicht für sehr vorteilhaft gehalten hatte. Auch schienen ihre Augen ausdrucksvoller mit den kurzen Locken auf Stirn und Schläfen. Insgesamt sah sie verspielt und sehr weiblich aus mit dieser Frisur. Natürlich reichte sie nicht an Bethanys Schönheit und Grazie heran, doch mit einer so strahlenden Erscheinung waren ohnehin nur wenige Frauen gesegnet. Vielleicht sollte ich etwas Rouge auflegen, ging es Miranda
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