Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
begann. Sie war eine Schönheit, doch ohne unbescheiden sein zu wollen, muss ich hinzufügen, dass ich neben ihr bestehen konnte.“ Cecily lächelte bei der Erinnerung. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Ereignisse in der Schulzeit weit hinter mir gelassen und gab mich der Hoffnung hin, einen verständnisvollen Mann zu finden, der mich nicht aushorchen würde, wenn ich in der Hochzeitsnacht nicht die Zeichen vorweisen konnte, die eine Jungfrau ausmachen.“
Lady Cecily schwieg einen Moment und sinnierte, ehe sie fortfuhr: „Während dieser Saison hatte ich etliche Verehrer, unter anderem auch meinen wundervollen Anthony und …“ Sie warf Marcus einen nachdenklichen Blick zu. „Ihren Vater. Um genau zu sein, scharten sich dieselben Männer um Ihre Mutter. Fühlten wir uns in der Schule noch eng verbunden, waren wir jetzt Rivalinnen. Als alles darauf hindeutete, dass Ihr Vater um meine Hand anhalten wollte und Ihre Mutter sich im Nachteil sah, entschlüpfte ihr kurzerhand das Geheimnis, und binnen weniger Stunden verbreitete sich die Kunde von dem bitteren Ereignis, das mir widerfahren war, wie ein Lauffeuer. Im gesamten Londoner ton war ich plötzlich nicht etwa das arme, geschändete Mädchen, sondern eine Verführerin. Und was geschah mit meinen Verehrern?“ Lady Cecily lachte bitter. „Von diesem Zeitpunkt an erhielt ich keinen Heiratsantrag mehr, sondern andere Angebote. Und aus Verzweiflung willigte ich ein. Nachdem der erste Gentleman meiner überdrüssig war, fand ich einen anderen. Bald war ich als die Lady Cecily bekannt. Aus diesem Grund habe ich Sie so unwirsch empfangen. Anthony war der letzte Mann, dessen Mätresse ich war. Ich liebte ihn bereits, bevor ich in Ungnade fiel. Und als er kein Geld mehr besaß, blieb ich bei ihm. Nachdem auch meine Ersparnisse verbraucht waren, riet ich ihm, seine Ehre zu vergessen, seine Tochter zu nehmen und mich zu verlassen.“
„Sie hatten vor, sich an meiner Mutter zu rächen?“
„Nein, Euer Gnaden. Ich schwöre Ihnen, dass wir nichts Böses oder Verwerfliches mit Ihnen im Sinn führten. Ich wollte Miranda nur das beste Zuhause verschaffen, das möglich war. Und ich habe Ihnen auch keinen schlechten Dienst damit erwiesen, Ihnen das Mädchen zu schicken. Sie ist nicht die Kandidatin, die Sie vielleicht bevorzugt hätten – ihr war seit ihrem zehnten Geburtstag keine Gelegenheit mehr gegeben, das Leben einer jungen Dame zu führen. Wenn das Schicksal es besser mit ihr und ihrer Familie gemeint hätte, wäre Miranda jetzt eine wohlerzogene junge Dame ganz nach Ihren Vorstellungen. Wir wollten Sie nicht in die Heiratsfalle locken, Euer Gnaden. Wir hätten uns auch damit zufriedengegeben, wenn Miranda einen Gentleman aus Ihrem Umfeld kennengelernt hätte. Ich habe Ihrer Mutter gegenüber einen etwas drohenden Ton an den Tag gelegt, weil ich hoffte, sie würde Miranda als ihr Mündel bei sich aufnehmen und sie in die Gesellschaft einführen. Selbst wenn Miranda nur ihre Gesellschafterin geworden wäre …“
„Hätten Sie sie damit nicht Ihrer Feindin ausgeliefert?“, wollte Marcus wissen und hob herausfordernd eine Braue.
„Sie wäre zwar vom Regen in die Traufe gekommen“, erwiderte Sir Anthony unverblümt, „aber auf der anderen Seite hätte die spitze Zunge Ihrer Mutter Miranda keinen großen Schaden angetan. Außerdem hatte die Dowager Duchess ein schlechtes Gewissen, und das hätte sie daran gehindert, sich im Ton zu vergreifen.“
„Doch meine Mutter ist tot“, erklärte Marcus mit sanfter Stimme. „Und ich bin ihren Schuldgefühlen nicht verpflichtet.“
Seine Gastgeber setzten eine besorgte Miene auf, und Sir Anthony verkündete: „Ich bitte um Verzeihung für unsere harten Worte, Euer Gnaden. Es tut mir leid ob Ihres schweren Verlusts …“
„Weder Ihnen noch mir muss es leidtun, dass sie nicht mehr unter uns weilt“, erwiderte Marcus trocken. „Was Sie über den Charakter meiner Mutter erzählt haben, entspricht der Wahrheit. Sie war nur um sich und ihre gesellschaftliche Position besorgt, um nichts weiter. Dass Sie sich auf Ihre Bitte eingelassen hat, zeugt davon, wie schwer ihr der Verrat an der Freundin auf der Seele lastete. Was Ihre Tochter anbelangt – ich habe sie geheiratet, weil ich mich meiner Ehre verpflichtet fühlte und sie vor einem Skandal bewahren wollte, nachdem sie unangekündigt nach Haughleigh Grange kam und die Nacht ohne Chaperone in meinem Haus verbringen musste. Dank des ungünstigen Zeitpunkts ihres Todes
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