Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Haushaltsfragen nicht beizupflichten.“
„Vielen Dank, Euer Gnaden“, antwortete sie erstaunt. „Und nun, wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …“
„Natürlich.“
Sie wandte sich um und ging zur Tür, doch just als sie sie erreichte, sagte er mit sanfter Stimme: „Miranda.“
„Ja?“
„Deine Frisur.“
Ihre Hand flog zu den Locken an der Schläfe.
„Sie steht dir ausnehmend gut.“
Ohne es zu wollen, musste sie lächeln. „Vielen Dank, Euer Gnaden.“ Sie öffnete die Tür und floh in den Flur.
Merkwürdig, dachte sie, als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte. Äußerst merkwürdig . Er hatte kein Wort darüber verloren, wo genau er gewesen war oder was er in den vierzehn Tagen seiner Abwesenheit getan hatte. Sie war nicht mutig genug gewesen, nachzufragen, denn immerhin hatte er ihr bei ihrer Ankunft verkündet, er und sein Bruder seien bekannte Lebemänner. Vielleicht wartete in London tatsächlich eine Frau mit zweifelhaftem Ruf auf ihn – in Seide gehüllt und behangen mit Juwelen.
Während sie hier in Haughleigh Grange wie eine Dienstmagd gearbeitet hatte, war er vermutlich mit den Annehmlichkeiten beschäftigt gewesen, die eine Metropole wie London zu bieten hatte. Womöglich hatte es ihn gefreut, fernab des ihm so verhassten Haughleigh Grange und fernab seiner neuen Gattin, die ihm zweifellos eine Last war, Ablenkung zu finden.
Die Tür zu ihrem Gemach ließ sich nur einen Spalt öffnen, wie Miranda verwundert feststellte, irgendetwas versperrte drinnen den Weg.
„Oh, Euer Gnaden, einen Augenblick, lassen Sie mich erst Ihre Sachen vom Boden aufheben.“
Meine Sachen?, fragte sie sich insgeheim und lugte neugierig ins Zimmer. Was sie sah, verschlug ihr die Sprache.
„Ist es nicht wundervoll? Euer Gnaden hat Ihr Gepäck wiedergefunden. Es ist doch nicht verloren gegangen. Was für wunderschöne Sachen Sie besitzen, Ma’am! Sie werden sich bestimmt gleich umziehen und dieses alte Kleid ablegen wollen, bevor Sie zum Mittagessen hinuntergehen.“
„Nein“, erklärte Miranda unverblümt, als sie vor Polly stand, und schlang die Arme um sich, um zu verhindern, dass das Mädchen ihr das verhasste Kleid vom Leib riss.
Polly sah sie an, als habe sie den Verstand verloren.
„Ich meinte, ich will mit dem Umziehen warten, bis wir Gelegenheit hatten, alles auszupacken und zu ordnen.“ Und bis ich herausbekommen habe, wem diese Sachen wirklich gehören . Die Anhänger auf den Truhen und Koffern trugen sämtlich ihren Namen, wie sie verwundert feststellte, und zwar ihren Ehenamen und den Titel. Womöglich hatte Marcus das herrenlose Gepäck irgendeiner wohlhabenden Dame von Stand für ihres gehalten und neue Namensschilder anfertigen lassen.
Als Miranda indes die Kleider näher in Augenschein nahm, musste sie ihre Annahme korrigieren. Die Sachen waren neu und ungetragen. An manchen Kleidersäumen hatte man vergessen, das Heftgarn zu entfernen, was darauf schließen ließ, dass die Schneiderin eilig ans Werk gegangen war. Zögernd nahm Miranda die goldfarbenen, mit Strass besetzten Slipper aus der Truhe und probierte sie an. Sie saßen wie angegossen und waren ausgesprochen bequem.
„Gefallen Sie Ihnen?“ Sie blickte auf und sah ihren Gemahl nonchalant in der Tür zwischen ihren beiden Zimmern gelehnt stehen, und zum ersten Mal entdeckte sie eine Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Bruder. Die Augen Seiner Gnaden folgten ihr hungrig, und sein Lächeln war spitzbübisch und zugleich intim.
Sie konnte ihn nur wie erstarrt anblicken, ohne ein Wort hervorzubringen, während Polly in die Höhe schnellte und begeistert rief: „Oh, wirklich, Euer Gnaden, so eine herrliche und elegante Garderobe! Ihre Gnaden wird alle Blicke auf sich ziehen, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit mit ihr zeigen.“ Sie schwenkte ein apfelgrünes Tageskleid vor sich hin und her.
„Ich bin froh, dass die Sachen dir gefallen, Polly. Aber nun geh und lass mich ein Wort mit meiner Gemahlin wechseln.“
Das Mädchen knickste und entschwand kichernd in den Flur, während Marcus sich von der Türschwelle entfernte und ruhig auf Miranda zuschritt, die indessen auf dem Bett Platz genommen hatte. Inmitten all des Tülls und der Seide mutete er noch männlicher und autoritärer an.
„Ich gehe davon aus, dass du dich wohler fühlst“, begann er geheimnisvoll, „nun, da deine Sachen sich wieder angefunden haben.“
Sie blickte zu ihm auf. „Es sind nicht meine Sachen, und das wissen Sie nur zu
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