Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
zuschlug – auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, an denen er seine Wut auslassen konnte.
Miranda saß noch immer auf dem Bett, umgeben von Schleifenbändern und Seide, und war wie benommen vor Schreck. Die Unterredung im Arbeitszimmer war so günstig verlaufen, und sie hatte sich zu der Zuversicht verleiten lassen, Marcus und sie würden, wohl ohne erwähnenswerte Leidenschaft, ganz gut miteinander auskommen. Und wenn er es vorzog, in der Hochzeitsnacht nach London zu fahren, um sie ohne ein Wort mit seinem Filou von einem Bruder allein zurückzulassen und irgendwann ohne Vorwarnung heimzukommen, sollte sie dies nicht länger kümmern. Ihre Aufgabe war es, den Haushalt am Laufen zu halten, während seine Aufgabe darin bestand, die Erträge aus der Landwirtschaft zu halten oder zu steigern. Sie würden sich kaum begegnen, außer in der Nacht, wenn …
Brüsk erhob sie sich und ließ sich auf dem Stuhl nieder.
Aber wenn es mich nicht weiter kümmert, weshalb habe ich ihn, obwohl er mich so reich beschenkt hat, derart abweisend behandelt?, fragte sie sich und seufzte. Die Antwort kam ihr unverzüglich in den Sinn: Weil er ihr gegenüber seinen Befehlston nicht ablegen konnte. Erst hatte er ihr befohlen, unterwürfig zu sein, dann, ihre Kleider zu verbrennen, die, wie sie sich eingestehen musste, schlecht sitzende Lumpen waren. Lumpen, die sie hasste.
Marcus sank in den Sessel hinter seinem Schreibtisch und starrte an die Decke. Wie soll ich mit einer Frau zurechtkommen, die mich immerzu provoziert?, fragte er sich und streckte die Beine aus. Er mochte erst gar nicht daran denken, wie sie unter diesen Umständen im Bett zusammenfinden sollten. Wenn Miranda ihre Haltung ihm gegenüber nicht änderte, würde es eine wenig angenehme Erfahrung auf beiden Seiten. Natürlich konnte er ihr verkünden, dass ihr Vater und Lady Cecily Weihnachten bei ihnen verbringen würden – dann hätte er sie auf der Stelle besänftigt. Diese Lösung schien ihm allerdings nicht befriedigend. Miranda war stolz, die stolzeste Frau, die er je kennengelernt hatte, obwohl ihr fragwürdiger Lebenslauf ihr keinen Anlass dazu lieferte. Gäbe er ihr zu verstehen, dass er alles über sie wusste, wäre sie nicht etwa dankbar, nichts mehr verschweigen zu müssen, sondern zutiefst beschämt. Sie würde ihm nur aus Sorge um das Wohlergehen ihres Vaters gefällig sein.
Er lächelte. Wenn Miranda erst einmal glücklich mit ihrem neuen Leben an seiner Seite war und sich leichten Herzens zu ihm ins Bett gesellte, würde er ihr die Neuigkeiten über ihre Familie mitteilen und damit ihre Ehe festigen. Bis dahin musste er dafür Sorge tragen, dass sie sich nicht gezwungen fühlte, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen.
16. KAPITEL
Miranda saß allein im kleinen Speisesalon und widmete sich dem Lachs auf ihrem Teller. Sie zitterte bei dem Gedanken, dass ihr Gatte sie sicher bestrafen würde für ihr Gebaren vorhin in ihrem Schlafzimmer. Und als sie Schritte draußen in der Halle vernahm, begleitet von seiner lauten Stimme und eilfertigen Antworten der Diener, die um ihn herumschwirrten, hielt sie den Atem an.
Marcus kam in den Raum und setzte sich auf seinen Platz am Kopfende der Tafel, ohne sie weiter zur Kenntnis zu nehmen, während Lakaien ihm Wein und Speisen reichten. Ohne ein Wort an sie zu richten, begann er zu essen, um nach einigen Bissen Messer und Gabel zu senken und sie zu mustern. Sein Gesichtsausdruck war freundlich und ließ nichts von seinem Wutausbruch vor weniger als einer Stunde ahnen.
„Dieser Lachs ist außergewöhnlich delikat. Hast du die Köchin ebenfalls entlassen?“
„Nein. Ich habe lediglich den Etat für die Lebensmittel geprüft und die Einkäufe beaufsichtigt. Von jetzt an werden Sie feststellen, dass das Obst und das Gemüse ebenso wie das Fleisch und der Fisch frischer und die Mahlzeiten schmackhafter sind. Die Köchin fühlt sich überdies inspirierter als zuvor, weil ich ihr Freiheiten in der Zubereitung der Speisen einräume, die sie unter der alten Haushälterin nicht kannte.“
„Und sie wird in Zukunft noch besser kochen, wenn sie erfährt, dass sich ihr Gehalt deutlich erhöht hat?“
„Ich nehme an, sie weiß es bereits, Euer Gnaden … Marcus“, korrigierte sie sich. „Das Mittagessen heute ist besser als das Dinner gestern.“
Er zuckte mit den Schultern und gönnte sich ein weiteres Stück Lachs. „Wenn die Köchin so weitermacht, werde ich wohl in Zukunft daheim zu Abend essen.“
„Wenn
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