Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
ließ die Kisten in dem Entree zurück. Wenig später nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz und ging den Stapel Briefe durch, der sich in seiner Abwesenheit angesammelt hatte.
Wortlos stand sie vor ihm und wartete auf eine Gelegenheit, sprechen zu dürfen.
„Nun?“, sagte er, ohne zu ihr aufzublicken.
„Die Kisten in der Eingangshalle …“
„Sind ohne Zweifel mit irgendwelchen Modeartikeln gefüllt, was Sie mir nicht eingehender erläutern müssen.“
„Sie sind gefüllt mit Vorhängen und Tapeten für den Speisesalon“, korrigierte sie ihn und bedachte ihn mit einem entrüsteten Blick. „Als wir versuchten, den Raum zu reinigen, ist uns beim bloßen Berühren der Vorhänge der Samt zerrissen. Ich verstehe auch, dass Ihnen die Seidentapeten viel bedeuten, aber sie waren so fleckig, dass man sie nicht mehr retten konnte. Ich habe in dem Raum keine großen Änderungen vorgenommen, was Stil und Farbe angeht, doch ich bin überzeugt, dass Sie den Unterschied schätzen werden, wenn erst einmal alles an seinem Platz ist.“
„Sie haben versucht, den Speisesalon zu reinigen“, wiederholte er.
„Natürlich. Es musste getan werden. Von Ihren Privatgemächern habe ich keines angerührt.“ – Noch nicht, dachte sie entschlossen, als sie Spinnweben in der Zimmerecke erblickte. „Aber ich fand, dass alle anderen Räume einer gründlichen Reinigung bedurften.“
„Kommen Sie her“, befahl er, und sie gehorchte. Als sie um den Schreibtisch gegangen war und nahe genug vor ihm stand, ergriff er ihre Hände und betrachtete sie, um dann mit dem Finger über die allmählich abheilenden Blasen auf den Handflächen zu streichen. „Ich nehme an, Sie haben die Arbeiten nicht ganz allein durchgeführt.“
„Sie haben Dienstboten, Euer Gnaden. Indes hielt ich es für nötig, weitere Hilfe aus dem Dorf zu holen. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir bald wieder mit unserem eigenen Personal auskommen werden.“
„Und was hat die Haushälterin zu Ihren Veränderungsmaßnahmen gesagt?“
Jetzt werde ich ein Donnerwetter über mich ergehen lassen müssen, dachte Miranda grimmig, bevor sie tief durchatmete und ihm antwortete: „Sie hatte wenig dazu zu sagen, nachdem ich sie entlassen hatte. Der neuen Haushälterin kamen meine Vorhaben sehr gerufen.“
„Entlassen?“, wiederholte Marcus ungläubig.
„Nun … ja. Es stellte sich heraus, dass sie nicht gewillt war, meinen Wünschen zu entsprechen. Ich dachte, dass es so nicht weitergehen kann, wenn ich auf Haughleigh Grange bleiben werde.“
Sie hätte schwören können, dass der Hauch eines Lächelns auf seinen Lippen lag, bevor er weitersprach: „Sie haben also etliche hundert Pfund für Vorhänge und Tapeten ausgegeben und die Haushälterin entlassen. Gibt es noch etwas zu berichten?“
Jemand hüstelte schwach. Wilkins war in den Raum getreten und blickte verlegen zu ihnen hinüber.
„Nicht jetzt, Wilkins. Ich unterhalte mich gerade mit meiner Gattin.“
„Nein, dieser Zeitpunkt ist ebenso gut wie jeder andere, um mit Wilkins zu reden“, widersprach Miranda, mutig ob der Tatsache, dass sie die Unterredung bislang gut überstanden hatte. „Denn ich denke, er möchte mit Ihnen reden. Ich habe ihn nicht entlassen, weil er ein alter Gefolgsmann Ihrer Familie ist und Sie diese Angelegenheit besser übernehmen.“
Der Duke hob die Brauen, war er es doch ganz und gar nicht gewohnt, dass ihm irgendjemand sagte, was er zu tun hatte.
„Wilkins war die letzte Zeit sehr unglücklich in diesem Haus, und das hat dazu geführt, dass er eine missliche Vorliebe für Ihren Wein entwickelt hat. Ich habe nicht durchgerechnet, wie viel er Ihnen inzwischen schuldet, aber die Menge, die er verbraucht, ist bemerkenswert und hindert ihn daran, seinen Pflichten ordnungsgemäß nachzukommen.“
„Ist das wahr, Wilkins?“
Der Butler musste gehofft haben, dass er dem Duke den Fall schildern konnte, bevor sein Herr Gelegenheit hatte, mit seiner verrückten neuen Frau zu sprechen. Er stand hilflos da und wusste nicht, was er sagen sollte.
„In der vergangenen Woche hat Wilkins sich allerdings erfreulich hervorgetan, und ich meine, eine Lösung gefunden zu haben“, beeilte Miranda sich hinzuzufügen.
„Oh, wirklich?“
„Ich habe mir die Haushaltsbücher angesehen, woraufhin ich beschloss, die Vorhänge im Speisesalon auszuwechseln. Ihre Mutter hat nicht … sie war …“ Ihr wollte partout keine passende Formulierung einfallen, welche die Tote nicht
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