Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
getrunken, um meiner Mutter aus dem Weg zu gehen, wenn er sich nicht bei einem Ausritt das Genick gebrochen hätte. Ich habe ihn nie so friedlich gesehen wie an jenem Tag, da man den Sargdeckel über ihm hinabsenkte. Und Bethany glich meiner Mutter auffallend. Mit Sicherheit war sie nicht glücklich mit mir, was sie mir auch freiheraus an den Kopf geworfen hat. Der Titel hat ihr für eine Weile genügt. Sie hat es überdies genossen, Geld auszugeben, war am Ende jedoch niemals zufriedenzustellen.“
Er sah Miranda fest in die Augen. „ Als du in mein Haus gekommen bist, hatte ich Sorge, dass meine zweite Ehe sich nicht von der ersten unterscheiden würde. Du hast meine Bedenken, wie mir scheint, zerstreut.“
Unweigerlich musste sie daran denken, dass sie aus ebensolch eigennützigen Gründen, wie er sie Bethany vorwarf, zu ihm gekommen war. „Ich weiß nicht. „Hättest du keinen Titel gehabt, wäre ich nicht nach Haughleigh Grange gekommen. Und aus Liebe bin ich auch nicht geblieben. Nach unserer ersten Begegnung hätte ich dich als meinen Gemahl nicht in Erwägung gezogen.“
„Allerdings war ich wohlhabend genug“, versetzte er trocken.
„Obwohl du sehr reich bist, hätte ich mich nicht für dich entschieden, wenn ich eine Wahl gehabt hätte. Am liebsten wäre ich davongelaufen, wenn ich gewusst hätte, wohin ich gehen sollte.“
„Dann bist du erst recht ganz anders als meine erste Frau. Denn sie hätte mich um jeden Preis geheiratet. Mit süßen Schmeicheleien und verliebten Blicken verstand sie es, mir die Sinne zu trüben. Anschließend verabscheute sie mich, weil ich so dumm gewesen war.“ Nach einem kurzen Blick zu Bethanys Porträt wandte er sich wieder Miranda zu. „Du hingegen hast mir versprochen, eine unterwürfige und zu Diensten stehende Gemahlin zu sein, jetzt, da du keine andere Wahl mehr hast. Das ist besser als nichts, wenn du dich nicht überwinden kannst, mir mehr zu geben. Doch versprich mir, dass du niemals ein Gefühl vortäuschst, denn es ist kein schönes Erwachen, wenn man plötzlich gewahrt, dass die eigene Gemahlin ihr Herz seit Langem jemand anderem geschenkt hat.“
Im gedämpften Licht der Ahnengalerie wirkte Marcus nicht mehr wie der gebieterische Duke of Haughleigh, den sie kennengelernt hatte. Er glich vielmehr seinem Porträt neben sich, außer dass er müder und verletzlicher zu sein schien. Er wünschte sich, dass sie aufrichtig war, und dennoch gab es so viele Dinge, die sie ihm verschweigen musste. Wenigstens konnte sie ihm versichern, dass sie niemals wider ihre wahren Gefühle handeln und ihn täuschen würde. Wenn ich doch nur wüsste, was ich empfinde, wenn ich ihm in die Augen sehe, dachte sie. Dann würde ich es ihm freiheraus und mit Freude sagen. Sie streckte die Hände aus und legte sie in seine. „Das verspreche ich dir.“
Marcus legte sich ihre Hand in die Armbeuge und setzte sich in Bewegung, um mit ihr an seiner Seite die Galerie zu verlassen. „Nun gut, damit gebe ich mich zufrieden.“
19. KAPITEL
Die Gürtelkette mit ihren filigranen Anhängern funkelte in der Sonne, als Miranda in den Garten hinaustrat, um zu entscheiden, was als Erstes getan werden musste. Sie fühlte sich wohl mit dem Schmuckstück um ihre Taille, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, ob ihr Gemahl es gern an ihr sah. Im Küchengarten angelangt, wusste sie, was zu tun war: Die Kräuter wuchsen üppig und ansehnlich, doch die Himbeersträucher mussten dringend abgeerntet werden.
Sie machte sich an die Arbeit und hielt erst inne, als sie plötzlich bemerkte, wie schmutzig ihre Hände und ihr Kleid geworden waren. Überdies fiel ihr auf, dass sie vergessen hatte, sich eine Schute aufzusetzen. Bei ihrem nächsten gemeinsamen Mahl würde sie Marcus mit ihren Sommersprossen einmal mehr beweisen, dass sie nicht zu der Gemahlin taugte, die er sich wünschte.
„Was machst du hier?“, fragte in diesem Moment eine ihr wohlvertraute Stimme hinter ihr, sodass sie um ein Haar den Korb mit den Früchten fallen gelassen hätte.
Miranda wandte sich um und blickte in die ernsten Augen ihres Gemahls.
„Nichts, das der Rede wert wäre“, erwiderte sie leichthin und schickte sich an, einen Bogen um ihn zu machen, um flink ins Haus zu gelangen.
„Nichts? Dabei sieht es ganz danach aus, als hättest du im Garten gearbeitet.“
„Man … man kann es kaum Arbeit nennen. Einige Beeren hingen noch an den Sträuchern, und ich hätte es schade gefunden, wenn sie verdorben wären oder
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