Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
fürchten und sich nicht in den dritten Stock hinaufwagen, um sauber zu machen. Womöglich denkst du noch, ich könnte über sie herfallen.“
„Ich habe niemals …“
„Ich auch nicht.“
„Euer Gnaden“, flüsterte sie, „Wir befinden uns hier im Treppenhaus, wo uns jeder hören kann.“
„Es gibt nicht viel, das die Dienstboten schockieren würde, Miranda. Sie haben es gelernt, ihren Mund zu halten, und wenn ich es ihnen befehlen müsste. Wenn ich zum Beispiel anordnen würde, dich in dein Gemach zu sperren, damit du keine weiteren Dummheiten machen kannst, würden sie, davon bin ich überzeugt, unverzüglich gehorchen. Ich erwarte von dir, dass du sofort auf dein Zimmer gehst und diese verdammte Schürze abnimmst. Du wirst in Zukunft versuchen, dich wie die Dame des Hauses zu benehmen und nicht wie eine Haushälterin daherkommen. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“
„Klar wie Kristall, Euer Gnaden“, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern, auf denen noch immer seine Hände ruhten. Sie wandte sich um und entschwand seinem Blickfeld.
Marcus griff nach der Karaffe mit dem Brandy, besann sich jedoch eines anderen. Würde er sich jedes Mal, wenn er über Miranda wütend war, in die Bibliothek zurückziehen, um sich einen Weinbrand zu genehmigen, entsann er sich womöglich nur dieser Angewohnheit, wenn er irgendwann einmal an den Beginn seiner zweiten Ehe zurückdachte.
Hätte ich mich noch lächerlicher machen können vor meiner Frau, als ich es getan habe?, fragte er sich entnervt. Gewiss nicht .
Hatte er ihr die Worte in den Mund gelegt, oder verdächtigte sie ihn wirklich, dass er die Mädchen belästigte? Wenn ja – wie kam sie auf einen solchen Gedanken?
Vielleicht von Herrschaften, bei denen sie beschäftigt gewesen war. Kein Wunder, dass ihr Vater sie so rasch wie möglich unter die Haube hatte bringen wollen. Das würde auch erklären, weshalb sie sich scheute, das Bett mit ihm zu teilen. Und als er erklärt hatte, dass seine Dienstboten ihren Mund zu halten verstünden, konnte sie es nur so verstanden haben, dass es tatsächlich Geheimnisse gab, die sie verschweigen mussten.
Natürlich gab es Geheimnisse in diesem Haus. Er konnte sich nicht entsinnen, wer von der Dienerschaft bereits zuzeiten seiner ersten Ehe in Haughleigh Grande beschäftigt gewesen war. Der ein oder andere Lakai war gewiss Zeuge geworden, wenn Bethany ihn mitten im Treppenhaus angeschrien hatte. Damals waren die Zimmermädchen tatsächlich betont distanziert gewesen, hatten sie doch annehmen müssen, dass er der Schuldige war und ihre süße und wunderschöne Herrin das Opfer.
Als seiner Mutter klar geworden war, dass die Ehe nicht gedieh und es heftige Auseinandersetzungen gab, hatte sie das Anwesen verlassen und war nach London gezogen, um den aufkommenden Gerüchten zu entgehen.
Verdrossen fuhr er sich durchs Haar. Genug von der Vergangenheit. Wie konnte er den Schaden, den er angerichtet hatte, wieder beheben? Hatte er sie wahrhaftig angefahren und ihr gedroht, sie einsperren zu lassen? Und woher sollte er wissen, wie eine Duchess sich benehmen musste? Bestimmt nicht von der doppelzüngigen Bethany oder seiner intriganten Mutter. Obgleich Miranda in seinen Augen übertrieb, wenn sie fortwährend der Dienerschaft dabei half, Haughleigh zu neuem Glanz zu verhelfen, fand er, wenn er eingehender darüber nachdachte, ihren Eifer nicht wirklich verdammungswürdig. Weder beschwerte sie sich über ihre Pflichten als Duchess, noch warf sie ihm vor, arbeiten zu müssen – im Gegenteil: Sie schien bei diesen Beschäftigungen geradezu aufzublühen.
Also hatte er nichts anderes getan in seiner unendlichen Weisheit, als ihr die Freude daran zu nehmen, dem Haus ihre persönliche Note zu verleihen. Er schüttelte den Kopf, denn seine Dummheit erstaunte ihn.
Kurzerhand schellte er nach Wilkins und beauftragte ihn, die Schmuckschatulle seiner Mutter zu bringen.
Während der Butler zum Zimmer der Dowager Duchess ging, schrieb Marcus hastig ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, in denen er sich für seinen Auftritt im Treppenhaus entschuldigte. Wenig später war Wilkins zurück, und Marcus gab ihm das Schreiben und das Schmuckstück, das er ausgewählt hatte. Der Butler war bereits im Begriff, die Bibliothek zu verlassen, als der Duke ihn noch einmal zurückrief. Er zog einen Schlüsselbund aus der Schublade des Sekretärs und gab ihn Wilkins mit dem Auftrag, Polly solle ihrer Herrin das Präsent sowie die
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