Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Gesellschaftszimmer aus und hoffte, ihr Gemahl würde nicht bemerken, wie ruhelos sie war. Dieser Abend verlief, wie viele Abende daheim in Zukunft verlaufen würden, und sie musste lernen, die Ruhe zu genießen.
Bei dem Wort „daheim“ verspürte sie ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Haughleigh Grange war jetzt ihr Zuhause, denn der Ort, den sie stets als ihr Heim betrachtet hatte, war bereits in weite Ferne gerückt. Natürlich entsann sie sich der glücklichen Momente, und sie vermisste ihren Vater ebenso wie Cecily. Indes durfte sie die Vergangenheit nicht schönfärben und musste daran denken, welcher Umstand sie hergeführt hatte. Haughleigh bot ihr Wärme und Komfort, und sie war nicht dazu gezwungen, Eimer in den Zimmern aufzustellen, um das Wasser aufzufangen, das durch das undichte Dach drang. Und trotz des leichten Sonnenbrands auf ihrer Nase war sie nach etlichen Stunden in frischer Luft und eifriger Arbeit im Garten nicht so erschöpft wie nach ihrem Tagwerk als Dienstmädchen.
Das Blut pochte ihr in den Schläfen, dachte sie an die Begegnung mit ihrem Gatten heute Morgen im Küchengarten. Marcus hingegen schien unverändert distanziert, nachdem sie einander mehrmals begegnet waren und gemeinsam zu Abend gespeist hatten, als habe ihm der Kuss nichts bedeutet. Womöglich waren seine Gedanken noch bei Bethany, wonach St. John sie ein weiteres Mal belogen hätte: Marcus erweckte nicht den Eindruck, als quälte ihn ein schlechtes Gewissen; vielmehr schien es, als wäre er ein zutiefst gekränkter Mann, der sich schwertat, sein Herz zu öffnen aus Sorge, wieder verletzt zu werden.
Als Marcus ihr nach dem Dinner verkündet hatte, er zöge sich nach dem Essen gern in den Salon zurück und würde sich freuen, wenn sie ihm Gesellschaft leisten würde, war Hoffnung in ihr aufgekeimt, dass sie ihm mit ihrer Einwilligung vielleicht die Stimmung zu heben vermochte.
Da sie weder im Singen noch im Klavierspiel Bethany je das Wasser hätte reichen können, hatte sie sich wie ihr Gemahl ein Buch aus der Bibliothek geholt und blätterte es nun durch, um ab und zu einen verstohlenen Blick zu Marcus hinüberzuwerfen. Er hatte vor dem Kamin Platz genommen und schien wie sie nicht konzentriert zu lesen, da er ab und zu in die Flammen sah und seufzte.
Sie erhob sich lautlos, wobei sie für Sekunden erwog, sich von einem Dienstmädchen Näharbeit geben zu lassen. Indes verwarf sie den Gedanken unverzüglich, denn ihr Gemahl würde sie für verrückt erklären. Also entschloss sie sich kurzerhand, zum Fenster zu gehen und zuzusehen, wie die Regentropfen die Scheibe hinabrannen.
„Bist du müde, Miranda?“
Sie wandte sich um und sah ihn erwartungsvoll an.
„Du scheinst heute nicht zur Ruhe zu kommen. Wenn es dir lieber ist, kannst du dich auch auf dein Zimmer zurückziehen.“
Aus Sorge, ihn verärgert zu haben, nahm sie unverzüglich wieder auf dem Diwan Platz. „Oh, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht stören. Nein, ich bin nicht müde. Überhaupt nicht. Es geht mir ausgezeichnet. Vielen Dank.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und sie musste die Lippen zusammenpressen, um nicht geschwätzig zu werden. Verlegen senkte sie den Blick.
„Wie wäre es mit einer Partie Schach? Ich könnte dir die Grundzüge recht schnell beibringen, denke ich.“
Miranda sann einen Moment darüber nach, ob sie ihm gestehen sollte, dass sie bereits Schach spielen konnte, wollte ihn jedoch nicht ein weiteres Mal darüber erzürnen, dass sie ihn auch in diesem Fall nicht unterwürfig um Hilfe bitten konnte. Allerdings, so kam es ihr in den Sinn, habe ich ihm versprochen, die Wahrheit zu sagen. „Zu Hause hatten wir auch ein Schachspiel. Aber kein solch schönes aus edlen Hölzern. Mein Vater und ich pflegten des Öfteren eine Partie zu spielen.“
Unverzüglich erhob sich ihr Gemahl und zog zwei Stühle an den Tisch, auf dem das Schachspiel aufgebaut war. „Dann werden wir eine Partie wagen.“
Zunächst zog sie zaghaft und vorsichtig, dachte sie doch, sie dürfe nicht gewinnen, so sie den Abend retten wolle. Und tatsächlich verlor sie, nachdem sie einen fürwahr dummen Zug getätigt und er ihren König daraufhin matt gesetzt hatte.
„Wollen wir eine zweite Partie spielen?“, erkundigte Marcus sich, wobei er weder amüsiert noch gelangweilt klang.
„Ja, bitte.“
„Falls du allerdings weiterhin darauf bestehst, deine wahren Fähigkeiten zurückzuhalten, solltest du dir mehr Mühe geben. Ich fühle
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