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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ganze Nacht von zu Hause wegzubleiben — und heiraten dann ehrbare Frauen. Wenn er etwas Respekt vor dir hätte, hätte er sich nicht durch die Hintertür ins Haus eingeschlichen und dich dazu überredet, mit ihm auszugehen. Ein Mann, der eine Frau respektiert, verhält sich nicht so.«
    Weder ihr Vater noch Terel wollten es dabei bewenden lassen. Sie redeten und redeten und redeten. Und Nellie aß und aß und aß.
    Sie war überzeugt, daß sie recht hatten. Sie wußte, daß sie die beiden in große Verlegenheit gebracht hatte, aber zuweilen, oft spät abends, erinnerte sie sich daran, wie Mr. Montgomery sie angeschaut hatte. Niemand ahnte, daß er den Kopf in ihren Schoß gelegt hatte, und Nellie war überzeugt, wenn sie das gewußt hätten, würden sie beide die Hoffnung aufgegeben haben, daß sie noch zu retten sei. Doch zuweilen erinnerte sie sich auch daran, wie sich seine Haare unter ihren Fingerspitzen angefühlt hatten. Sie erinnerte sich, wie er sie fragte, was sie denn am liebsten täte in ihrem Leben. Sie erinnerte sich an die Tränen auf seinen Wangen, als er die Hymne in der Kirche sang.
    In all diesen Erinnerungen vermochte sie nichts zu entdecken, was Mr. Montgomery als arglistigen Verführer auswies, für den Terel ihn anscheinend hielt. Ihr Vater sagte, er flirte mit allen hübschen Frauen, die geschäftlich in sein Frachtbüro kämen. Und Terel sagte, am Sonntag habe Mr. Montgomery zwischen Mae und Louisa gesessen. Charles hatte gesagt, es wäre besser, wenn Nellie an diesem Tag nicht in die Kirche ginge. Er meinte, daß sie sich noch nicht in der Öffentlichkeit zeigen sollte. Er hoffte, ihre Abwesenheit würde dazu beitragen, daß das Gerede über ihr skandalöses Verhalten allmählich zum Erliegen kam. Und so war Nellie am Sonntag zu Hause geblieben, und nachdem Terel ihr erzählt hatte, daß Jace zwischen zwei anderen hübschen, dünnen und jüngeren Frauen gesessen habe, hatte sie ein halbes Dutzend Napfkuchen verzehrt.
    Nun weilte sie allein im Haus. Ihr Vater war im Büro, Terel bei ihrer Schneiderin und Anna auf dem Markt. Sie scheuerte die Töpfe und Pfannen, in denen sie gestern das Dinner zubereitet hatte.
    »Hallo.«
    Sie drehte sich um, sah ihn unter der Hintertür stehen, und die Erinnerungen an diesen wunderbaren Nachmittag und Abend, die sie miteinander verbracht hatten, kamen mit einem Schlag zurück. Sie lächelte, bis ihr die drei letzten Tage einfielen, und da runzelte sie die Stirn.
    »Sie müssen sofort gehen«, sagte sie und wandte sich wieder ihren Töpfen und Pfannen zu.
    Jace legte seinen Blumenstrauß auf den Küchentisch, ging zu ihr, faßte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Nellie, was ist passiert? Ich habe dich seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Ich bin jeden Abend hierhergekommen; aber dein Vater sagte, du seist indisponiert. Du bist hoffentlich nicht krank, oder doch?«
    Niemand hatte ihr verraten, daß er ihretwegen vorgesprochen hatte. Sie bewegte sich von ihm weg. »Ich bin wohlauf, und Sie müssen jetzt gehen. Sie können nicht mit mir allein im Haus sein. Das schickt sich nicht.«
    »Schickt sich nicht?« wiederholte er verdattert. Wenn sie nicht krank gewesen war, dann hatte sie ihn vielleicht nicht sehen wollen. »Nellie, habe ich etwas getan, was dich verletzt hat?« Er richtete sich auf. »Vielleicht bei der Chorprobe. Da bin ich . . .« Seine Stimme verebbte.
    Sie blickte ihn erschrocken an. Glaubte er, seine Tränen wären ihr peinlich gewesen? »Oh, nein, nein, nichts dergleichen. Es ist. . .« Sie konnte es ihm doch nicht sagen.
    »Was? Was habe ich getan, daß du mich nicht mehr sehen willst?«
    Zu ihrer eigenen Verwunderung brach sie nun in Tränen aus. Sie barg das Gesicht in den Händen, und ihre Schultern zuckten. Binnen Sekunden war Jace bei ihr, legte den Arm um sie und reichte ihr ein Glas Cognak. »Trink das«, befahl er, als sie sich auf einen Stuhl gesetzt hatte.
    »Ich kann nicht. Ich darf nicht . . .«
    »Trink es!«
    Sie gehorchte und schluckte den Cognak tapfer hinunter.
    »Und nun«, sagte er, ihr das Glas abnehmend, »erzählst du mir, was vorgefallen ist.«
    »Wir haben uns skandalös benommen«, erwiderte sie, aber mit dem Brandy im Magen schien ihr das, was sie getan hatten, gar nicht mehr so anstößig zu sein.
    Jace sah sie verständnislos an. Vielleicht war ihr Benehmen ein bißchen gewagt gewesen; doch niemand in Chandler hatte sich darüber aufgeregt. Tatsächlich wollte jeder etwas Näheres von Nellie

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