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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Räumen ihres Hauses Zuflucht fand, kochte ihr Blut. Sie war soweit, daß sie Nellie hätte in Stücke reißen mögen. Wie konnte sie es nur wagen, sich so schamlos aufzuführen? Wie konnte sie sich erdreisten, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in solchem Maß auf sich zu lenken?
    Terel ging zuerst in die Küche, dann in den Garten; aber Nellie war weder hier noch dort. Noch an irgendeinem anderen Ort im Haus. Es dauerte einige Minuten, ehe Terel begriff, daß Nellie von ihrem Ausgang mit Mr. Montgomery noch nicht zurückgekommen war.
    Sie setzte sich hart auf einen Schemel im Salon. Nellie war immer zu Hause gewesen. Solange sie zurückdenken konnte, war Nellie zu Hause gewesen und hatte sie dort erwartet. Sie entsann sich, daß Nellie immer in der Küche gebügelt hatte, wenn sie von der Schule nach Hause kam. Damals war Nellie erst vierzehn gewesen und hatte sich auf eine Kiste stellen müssen, damit sie groß genug war für das Bügelbrett; aber wenn Terel heimkam, stieg Nellie jedesmal von der Kiste herunter und brachte ihr Milch und Plätzchen.
    Nun legte Terel ihre kleine Handtasche auf den Tisch und bemerkte voller Verdruß, daß die Tischplatte staubig war. Langsam erhob sie sich von ihrem Schemel und ging zurück in die Küche. In der Regel war dieser Raum aufgeräumt und sauber; aber heute war der große Küchentisch mit Mehl bedeckt, und an einer Seite klebte ein großer Batzen eingetrockneten Teiges. Die Hintertür stand offen, und überall summten Fliegen. Das Feuer im Herd war ausgegangen.
    Auch die Möbel und Vorhänge in den anderen Zimmern im Erdgeschoß waren staubig. Wenn Nellie nicht ständig dieser faulen Anna im Nacken saß, rührte dieses Mädchen keinen Finger. Nun, wo Nellie fast den ganzen Tag außer Haus gewesen war, lag Anna vermutlich in irgendeiner Ecke und schlief.
    Im Oberstock sahen die Räume nicht besser aus. Das Badezimmer war nicht gesäubert worden, und der mit Bartstoppeln vermischte Rasierschaum ihres Vaters war im Waschbecken eingetrocknet. In Terels Zimmer lagen überall Kleider herum. Heute morgen war die Wahl, was sie anziehen sollte, besonders schwierig gewesen, und alle Kleider, die keine Gnade vor ihren Augen gefunden hatten, waren im Zimmer verstreut. Auf dem Bett lag das pinkfarbene Taftkleid, das Nellie auf Terels nachdrückliche Bitte hin noch heute ausbessern wollte; aber der Saum an der Taille war immer noch ausgerissen.
    Sie ging in das Zimmer ihres Vaters, und es sah genauso schlimm aus wie ihres. Die Kleider vom Vortage lagen auf dem Boden, und an den sechs Paar Schuhen, die er zum Putzen für Nellie herausgestellt hatte, klebte noch immer der Schmutz.
    Terel wanderte den Korridor hinunter, Nellies Zimmer war wie immer aufgeräumt und sauber; aber das war der einzige ordentliche Platz in einem sonst chaotischen Haus.
    Nachdenklich kehrte Terel in den Salon im Erdgeschoß zurück. Nach allem, was sich die Leute in der Stadt erzählten, war das, was sich da auch immer zwischen Nellie und Mr. Montgomery abspielen mochte, eine ernste Angelegenheit. Insofern ernst, daß sie von Dauer war. Ernst, weil sie ihnen Nellie wegnahm.
    Terel sah sich in dem staubigen Salon um und dachte an die Zimmer im Obergeschoß. Wenn Nellie heiratete und das Haus verließ — wer würde dann für das Kochen, die Wäsche und das Saubermachen sorgen? Sie wußte, daß ihr Vater sich darüber keine Gedanken machte. Während Nellie dazu neigte, ihren Vater durch eine rosarote Brille zu betrachten, sah Terel ihn so, wie er wirklich war — ein Pfennigfuchser, wie er im Buche stand. Terel hatte den Verdacht, daß seine Frachtgesellschaft eine Menge Geld einbrachte, aber Charles Grayson war nicht willens, etwas davon auszugeben, wenn es nicht unbedingt nötig war. Deswegen wohnten sie auch in einem sehr bescheidenen Haus und hatten nur einen sehr schlechten, aber billigen Dienstboten. Charles würde sich nicht von seinem kostbaren Geld trennen, um ihren Lebensstandard zu verbessern.
    Terel hatte gelernt, mit ihm umzugehen. Wenn sie sich neue Kleider wünschte, ging sie in einen Laden und kaufte sie auf Pump. Der Stolz ihres Vaters hinderte ihn daran, die Rechnungen, die ihm dann ins Haus flatterten, unbeglichen zurückzuschicken.
    Aber Nellie hatte wenig Ahnung von dem wahren Wesen ihres Vaters. Charles brauchte nur zu sagen, daß er sich keinen weiteren Dienstboten leisten könne, und schon verdoppelte Nellie ihre Anstrengungen, damit der Haushalt auch ohne bezahlte Hilfe auskam.
    Was

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