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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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die Küche gekommen war und sie in der Speisekammer geküßt hatte.
    Sie fuhr heftig mit dem heißen Eisen über den Rock eines pinkfarbenen Brokatkleides hin. Das war also davon zu halten, wenn Männer einem den Hof machen wollten, dachte sie bei sich. Sie hatte seit dem Tag in der Speisekammer kein Wort mehr von ihm gehört. Terel erzählte oft von ihm — daß er fast auf jeder Party auftauchte und in letzter Zeit häufig in Begleitung von Olivia Truman gesehen worden sei.
    »Terel hatte ihn also richtig eingeschätzt«, murmelte sie und bemühte sich, ein dankbares Gefühl für ihre Schwester in sich zu wecken, daß sie ihr diesen Mann rechtzeitig ausgeredet hatte. Doch jedesmal, wenn sie an diesen Nachmittag mit ihm dachte, wünschte ein Teil von ihr, ihn wiederzusehen. Ein Teil von ihr scherte sich einen Teufel darum, ob er es nur auf das Geld ihres Vaters abgesehen hatte oder nicht.
    »Hallo.«
    Nellie machte fast einen Satz über das Bügelbrett, als sie seine Stimme hörte, und ehe sie überlegte, was sie tat, schickte sie ihm ein warmes Lächeln zu. Doch dann fing sie sich rasch wieder: »Sie sollten nicht hier in der Küche sein, Mr. Montgomery«, sagte sie streng und suchte den Blick von ihm abzuwenden; aber in Wahrheit wollte sie nur seine Züge ihrem Gedächtnis einprägen.
    »Ich weiß«, sagte er kleinlaut, »und ich entschuldige mich dafür. Ich bin gekommen, um Sie um Hilfe zu bitten.«
    »Hilfe?« fragte sie. Denke daran, sagte sie sich, dieser Mann ist nur an dem Geld deines Vaters interessiert. Er gehört zu der schlimmsten Sorte von Gaunern. »Ich bin sicher, daß Sie eine andere Frau finden, die Ihnen zu dem verhilft, was Sie brauchen.«
    »Ich brauche ein Rezept.«
    Sie sah ihn groß an. »Ein Rezept?« Wozu? Um Miss Truman Plätzchen zu backen? Aber sofort rief sie sich zur Ordnung: Was dieser Mann mit dem Rezept anfangen wollte, ging sie nichts an.
    Er holte ein Notizbuch und einen kurzen Bleistift aus der Brusttasche seines Jacketts. »Man sagte mir, daß Sie zu den besten Köchinnen von Chandler gehören, und deshalb dachte ich, daß Sie vielleicht wissen, wie man Biskuits zubereitet. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich setze?«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie stellte das Bügeleisen auf den Herd zurück. »Wozu brauchen Sie denn ein Rezept für Biskuits?«
    »Ich benötige es eben. Nun lassen Sie mal sehen. Man braucht zuerst einmal Mehl dazu; aber wieviel?«
    »Wie viele Biskuits wollen Sie denn backen?« Sie baute sich jetzt neben dem Tisch auf.
    »Genügend Biskuits für sechs Kinder — also wieviel Mehl?«
    »Warum kann denn deren Mutter keine Biskuits backen?«
    »Weil sie krank ist. Wieviel Biskuits kann ich aus fünfzig Pfund Mehl backen? Brauche ich noch etwas? Ich schütte einfach Wasser dazu, richtig?«
    »Mehl und Wasser zusammengerührt ergibt Klebstoff, aber keine Biskuits.« Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
    »Oh, richtig, Klebstoff«, sagte er, sich eifrig Notizen machend. »Und ich brauche Hefe, richtig?«
    »Doch nicht für Biskuits. Wessen Kinder sind es?«
    »Die Kinder eines Kutschers, der früher für Ihren Vater arbeitete. Ihr Vater hat ihn gefeuert, und der arme Mann muß sechs Kinder ernähren und eine kranke Frau. Ich habe dem Vater einen Job besorgt: er bringt eine Ladung Korn nach Denver. Aber nun ist niemand im Haus, der die Kinder versorgt, und deshalb dachte ich mir, daß ich mal in seine Wohnung gehen und für die Kinder kochen sollte. Nun wieder zurück zu den Biskuits — wenn ich keine Hefe nehmen soll, was dann?«
    »Sind Sie denn nicht zu Reverend Thomas in die Kirche gegangen? Er hat immer ein paar Leute an der Hand, die bereit sind, zu helfen. Eine von diesen Frauen . . .«
    Er warf ihr einen traurigen Blick zu. »Ich habe daran gedacht; aber ich fühle mich für diese Leute verantwortlich. Wenn ich nämlich nicht diesen Job bei Ihrem Vater angenommen hätte, wäre der Kutscher vermutlich nicht gefeuert worden. Ich habe nämlich Ihrem Vater bei der Kalkulation des Kostenvoranschlags geholfen, der Ihrem Vater zu dem neuen Vertrag verhalf. Nun zurück zu den Biskuits . . .«
    »Warum hat mein Vater den Kutscher gefeuert?«
    »Je weniger Leute er bezahlen muß, um so mehr Geld verdient er«, erwiderte Jace schlicht. »Backpulver? Was steckt denn noch so alles in einem Biskuit? Schweineschmalz? Sie wissen nicht zufällig, wie man Pfannkuchen macht, oder? Verwendet man dazu Hefe?«
    Nellie stand auf. »Nein, Sie verwenden keine Hefe für

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