Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
»Ich bin eben erst aufgestanden.«
    Jace funkelte ihn wütend an. »Sie haben ihr wohl nichts gesagt, wie?«
    Frank lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er trug schmutzige lange Unterhosen mit Hosenträgern. Er gähnte und kratzte sich in der Achselhöhle. »Ehrlich gesagt, Mr. Montgomery, bin ich nicht sicher, ob ich das alles verstanden habe.«
    Jace’ Ärger verflog, und er blickte nun verlegen auf seine Stiefelkappen hinunter.
    Franks Ehefrau erhob sich vom Tisch. »Wollen Sie nicht Platz nehmen und mit essen? Wir haben mehr als genug. Ich vermute, Sie sind der Mann, der Frank den Auftrag mit dem Korntransport verschaffte.«
    »Ja, der bin ich.« Nun, wo er hier in der Hütte war, schien ihm sein Plan ein lächerliches Unterfangen zu sein. »Aber ich kann nicht mit Ihnen essen. Jemand wartet draußen auf mich.«
    Frank wandte sich mit einem verlegenen Gesicht seiner Frau zu. »Er wollte, daß du krank bist und die Kinder Hunger haben. Dann gedachte er mit einer jungen Lady hierherzukommen und uns alle zu retten. Ich konnte mir darauf keinen Reim machen.«
    Mrs. Everett runzelte die Stirn, als sie einen Moment nachdachte; dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Aber natürlich, Frank! Er ist verliebt.«
    Jace’ Gesicht wurde feuerrot, als die älteren Kinder zu kichern anfingen.
    Mrs. Everett rettete nun die Situation mit den Worten: »Ich wäre froh, wenn ich ein paar Tage ausruhen könnte, und wenn eine von den Ladys aus der Stadt uns retten möchte, kann sie das gern tun.« Sie sah ihre Kinder der Reihe nach an. »Sarah, ich habe Lissie dabei ertappt, wie sie dem ältesten von den Simons-Jungen, mit dem du gehst, schöne Augen machte. Und Frank junior, dein Bruder hat behauptet, er könnte viel besser schießen und reiten als du.«
    Sofort gab es eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen den beiden ältesten Mädchen am Tisch, während die beiden ältesten Söhne sich gar nicht erst mit Worten aufhielten, sondern mit den Fäusten übereinander herfielen. Die jüngeren Geschwister bekamen Angst und fingen an zu weinen.
    Frank blickte seine Familie an — auf die Mädchen, die sich gerade an den Haaren zogen, auf seine beiden ältesten Söhne, die über den Fußboden rollten und sich gegenseitig umzubringen versuchten, auf die Babies, die so energisch schrien, daß ihre Münder größer waren als ihre Gesichter — und blickte dann auf Jace zurück. »Sind Sie sicher, daß Sie einer Frau den Hof machen wollten?« rief er so laut, daß er das Getöse übertönte.
    Mrs. Everett schob sich an ihrem Mann vorbei. »Nun gehen Sie schon«, rief sie Jace zu, »und bringen Sie Ihre junge Lady hierher. Wir werden die bedürftigste Familie sein, die sie in ihrem Leben gesehen hat.«
    Jace nickte und trat in die relativ stille, kühle Luft von Colorado hinaus. Er nahm sich viel Zeit, um den Weg zu der Stelle zurückzulegen, wo er Nellie vom Kutschbock heruntergehoben hatte. Es war ihm gar nicht wohl dabei, daß er diese Farce hatte inszenieren müssen; aber ihm war keine andere Möglichkeit eingefallen, wie er Nellie sonst von ihrer Familie weglocken könnte. Sie saß still und geduldig unter einem Baum und erwartete dort seine Rückkehr, und dann fuhren sie langsam zu zweit zu der Blockhütte hinunter.
    Als sie dort anlangten, war er fast so weit, Nellie zu beichten, daß er sie belogen habe, Mrs. Everett gar nicht krank sei und die Familie keinen Hunger litt, seit er Mr. Everett einen Job als Fuhrmann besorgt hatte. Doch sobald sie die Blockhütte betraten, war er froh, daß er Nellie nicht aufgeklärt hatte. Alle sechs Kinder blickten mit tränenfeuchten Gesichtern traurig und verlassen vor sich hin. Da war nicht ein Stück Brot im Haus; Mrs. Everett, die sehr elend aussah, lag im Bett, und Frank und sein Fuhrwerk waren verschwunden.
    Nellie nahm sich sofort der Lage an. Binnen weniger Minuten war der Wägen ausgeladen, brannte ein Feuer im Herd und brodelte die erste Brühe auf der Herdplatte.
    Jace hatte schon in der ersten Minute ihres Kennenlernens geahnt, was in dieser Frau steckte; aber das war nur ein instinktives Gefühl gewesen und keine Tatsache, die er aus Erfahrung wußte. Doch nun, unter dem Einfluß einer Familie, die sich anscheinend in einer Notlage befand, blühte sie erst richtig auf. Hier war keine Terel, die ihr sagte, daß sie fett, alt und unansehlich sei. Auch ihr Vater war nicht zugegen, der ihr sagte, sie sollte für alles dankbar sein, was sie hatte.
    In dieser Hütte waren

Weitere Kostenlose Bücher