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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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bisher gar nicht beachtet«, sagte der junge Mann, mit dem Terel gerade auf der Tanzfläche war. »Ich dachte, sie wäre alt und vielleicht ein bißchen — äh — dick. Aber sie sieht mir heute abend nicht dick aus. Und sie bewegt sich wie eine Göttin.«
    Terel hörte auf zu tanzen und ließ den Mann auf der Tanzfläche stehen. Sie verließ den Ballsaal und ging hinaus in die kühle Nachtluft.
    »Sie konnten es wohl nicht ertragen, mitanzusehen, wie beliebt Nellie bei den Leuten hier ist, wie?«
    Terel erschrak. Und als sie sich umdrehte, sah sie Jace im Schatten der Veranda stehen. »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen, Mr. Montgomery. Ich bin sehr froh, meine Schwester so glücklich zu sehen.«
    »Sie mögen es nicht, wenn es jemandem besser geht als Ihnen.«
    »Ich muß mich doch nicht von Ihnen beleidigen lassen«, erwiderte Terel und wollte in den Ballsaal zurückkehren; aber Jace hielt sie am Arm fest.
    »Ich weiß, was Sie Vorhaben. Mich können Sie nicht täuschen. Sie sind ein verzogener Fratz, dem man immer alles nachgesehen und jeden Wunsch erfüllt hat, und Sie glauben, Nellies Daseinszweck bestehe darin, sich für Sie aufzuopfern. Heute abend wurden Sie ganz krank vor Eifersucht, weil Sie erkannt haben, daß jeder in diesem Saal Nellie mag, während es mit Ihrer Beliebtheit bei den Leuten nicht besonders gut steht.«
    Terel riß sich von ihm los. »Sie reden von Mögen und Beliebtheit, wo Sie doch von meiner altjüngferlichen Schwester nichts anderes wollen, als an das Geld unseres Vaters heranzukommen. Ich versuche lediglich meine Schwester vor solchen Männern zu beschütz ...« Sie hielt inne, weil Jace in ein Gelächter ausgebrochen war.
    »Das Geld Ihres Vaters«, meinte er spöttisch. »Ehe Sie andere Leute beschuldigen, sollten Sie sich erst mal über sie erkundigen. Ich will Nellie haben, weil sie alles hat, was man sich von einer Frau nur wünschen kann — alles das hat, was Sie nicht haben.« Dann beugte er sich in drohender Haltung vor. »Ich warne Sie. Lassen Sie Nellie in Ruhe. Keine Tinte mehr auf ihre Kleider, kein Gerede mehr, daß sie dick sei. Haben Sie mich verstanden? Wenn Sie sie noch einmal so unglücklich machen, daß sie weinen muß, bekommen Sie es mit mir zu tun.«
    Damit drehte er sich um und kehrte in den Ballsaal zurück.
    Eine Weile lang war Terel so verblüfft, daß sie sich nicht von der Stelle rühren konnte. Noch nie hatte jemand so mit ihr geredet, und während sie Jace nachsah und beobachtete, wie er Nellies Arm nahm und sie auf die Tanzfläche führte, erwachte in ihr ein Gefühl, das weitaus stärker war als Empörung und Eifersucht. Sich erkundigen, hatte er gesagt, und zwar in einem Ton, als lohnte es sich, Nachforschungen über ihn anzustellen.
    Sie ging in den Saal zurück und begann Fragen zu stellen. Es dauerte nicht lange, bis sie erfuhr, daß Jace Montgomery einer der Erben der Warbrooke-Reederei sei. Terel zweifelte nicht mehr daran, daß ihr Vater alles über diese Reederei wußte und deshalb Jace als Mitarbeiter in seinem Geschäft hatte gewinnen wollen. Und daß dieser Mann den Job nur angenommen hatte, um Nellie nahe sein zu können.
    Während Terel tanzte, lächelte und plauderte, arbeitete ihr Verstand fieberhaft. Unter keinen Umständen würde sie zulassen, daß ihre fette altjüngferliche Schwester sich einen der reichsten Männer Amerikas angelte. Sollte sie, Terel, irgendeinen Jungen aus Chandler heiraten und sich mit einem bescheidenen Haus abfinden. Während Nellie in einem Stadtpalais in New York wohnte? Oder in Paris? Oder wo auch immer sie zu leben gedachte? Wenn Terel damals den Mann, der zum Dinner gekommen war, zuerst begrüßt hätte, würde er jetzt zweifellos in sie verliebt sein.
    Nellie nimmt sich alles, was eigentlich mir gehören sollte, dachte Terel bei sich. Meine eigene Schwester hat mich verraten, indem sie sich alles nahm, was ich mir jemals wünschte.
    Nun, sie kann es nicht bekommen, dachte Terel. Was mein ist, ist mein, und das kann sie mir nicht wegnehmen.
    Sie blickte zu Nellie hin, die neben Jace stand, ein Glas Punsch trank und Kane Taggert zuhörte. Dieser Mann hatte bisher zu Terel nicht einmal guten Tag gesagt.
    »Ich werde es ihr besorgen«, flüsterte Terel. »Und wenn ich tot umfallen sollte — ich werde verhindern, daß sie mir nimmt, was mir gehört.«
    Sie drehte sich von Nellie fort und lächelte dem jungen Mann in ihrer Nähe zu. Für die Ballbesucher sah es so aus, als würde sie sich amüsieren; aber

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