Heinermaedsche
abgeholt?«
»Nein.«
»Sie haben sich demnach hier getroffen?«
»Ja.«
»Nahm sie Drogen?«, fragte der dicke Polizist und biss genüsslich von seiner Mohnschnecke ab, die er Müller zwischenzeitlich wieder abgenommen hatte. Jener blickte neidisch auf seinen Chef. Zu gerne hätte er ebenfalls in eine so köstliche, weiche, klebrige Mohnschnecke gebissen. Wo hatte er die denn nur um diese Zeit her?
»Nahm sie Drogen?«, äffte Hermann den Polizisten nach. »Das weiß ich nicht, vor mir hat sie jedenfalls keine genommen.«
Den Kommentar hätte sich Hermann wohl besser verkniffen. Er musste sich einer Leibesvisitation unterziehen. Eine äußerst demütigende Angelegenheit, vor allem in einem vollbesetzten Restaurant.
»Arbeitete sie für Sie?«
»WAS?«, schrie Hermann fast. »Für mich arbeiten? Da hört sich doch wohl alles auf. Ich bin keiner dieser Zuhältertypen. Sehe ich etwa so aus?«
»Tja, wissen Sie, das sieht man den Menschen nicht immer an. Wenn Sie wüssten, was wir so alles herausfinden … «
»… und in was für menschliche Abgründe wir manchmal abtauchen müssen, würde Ihnen schlecht werden«, ergänzte Müller mit erhobenem Zeigefinger. Dabei schielte er unverhohlen auf die zuckerglasierte Mohnschnecke seines Chefs.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ein ehrbarer Bürger bin und dass ich … «, weiter kam Hermann nicht.
»Gut, Sie können gehen, aber halten Sie sich in der Nähe auf und verlassen Sie, bis der Fall abgeschlossen ist, nicht die Stadt. «
»Wie Sie meinem Ausweis entnehmen können, wohne ich in Darmstadt. Muss ich mir jetzt hier ein Hotelzimmer nehmen, oder darf ich nach Hause zu meiner Frau fahren?«
»Natürlich dürfen Sie nach Hause fahren, aber halten Sie sich für weitere Befragungen zur Verfügung. Im Übrigen, die unscheinbaren und angeblich ehrenhaften Bürger sind meist die Schlimmsten.« Der dicke Polizist wischte seine klebrigen Finger an seiner Uniform ab und hinterließ hässliche Streifen. »Denken Sie bei Ihren nächsten Treffen durchaus mal an uns.« Mit diesen Worten wurde Hermann entlassen.
Er schien froh, endlich diesem Hexenkessel zu entkommen.
»Müller, nun gehen Sie doch endlich zum Zahnarzt. Neben Ihnen macht alles Essen keinen Spaß«, hörte Hermann den dicken Polizisten sagen, während er das Restaurant verließ.
»Chef, ich hab doch solche Angst.«
»Ach, papperlapapp, morgen gehen Sie hin und dann ist gut. Holen Sie die Spusi her und veranlassen Sie, dass die Leiche obduziert wird. Hier passt etwas nicht, das sagt mir mein Bauchgefühl.«
»Wird gemacht, Chef.«
Wenig später stieg Eva in ihren Wagen und fuhr los. Sie hielt sich exakt an die Geschwindigkeitsbegrenzung. War Tempo 50 schon immer so langsam gewesen? Es kam ihr vor, als würde sie schleichen, sie zwang sich jedoch, nicht schneller zu fahren, aus lauter Panik, in eine Radarfalle zu geraten, fuhr sie immer langsamer. Auf der Autobahn wurde sie deshalb hupend von etlichen Lkws überholt, doch das war ihr egal. Unter keinen Umständen durfte sie polizeilich auffallen. Was sollte sie denn auch sagen? Ich habe die Geliebte meines Mannes vergiftet und wollte sichergehen, dass das Gift tatsächlich anschlägt? Oder: Ich habe meinen Mann beschattet, der mich mal wieder hintergangen hat, und habe dafür gesorgt, dass seine kleine Schlampe durch einen giftigen Cocktail das Zeitliche segnete. Das würde nicht gut für sie ausgehen.
Gespannt auf Hermanns Ausrede parkte sie den Wagen vor Gerlindes Haus und stieg in ihren eigenen Mini um. In der Garage angekommen stellte sie fest, dass Hermann noch nicht zu Hause war. Womöglich genehmigte er sich auf den Schreck einen Drink in einer Bar, vermutete Eva.
Ihre Verkleidung entsorgte sie in der Mülltonne einer Nachbarin. Sollte sie sich doch rechtfertigen, falls sich jemand an die dunkle Gestalt vor dem Restaurant erinnerte. Während sie wartete, trank sie einige Gläser Champagner, der beruhigte sie so schön. Sie durfte auf keinen Fall gehetzt oder angespannt auf Hermann wirken, sonst könnte ihr Versteckspiel auffliegen.
11
Als Hermann die Haustür hinter sich schloss, erwartete Eva ihn im Salon. Mitten in seiner Bewegung erstarrte er, als er seine Frau entdeckte. »Warum bist du noch wach?«, fragte er verunsichert.
»Mein Liebling, ich konnte nicht schlafen und wollte dich sehen. Wir haben doch so wenig Zeit füreinander«, säuselte sie. »Du bist beruflich immer so eingespannt. Wie war deine Besprechung? Wollen wir noch
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